Nicola lebt seit kurzem von ihrem Schauspieler-Ehemann getrennt, der eine Affäre mit einer Kollegin angefangen und sie damit sehr vor den Kopf gestoßen hat. Als die Nachricht aus Venedig kommt, dass ihre Nonna schwer krank ist, eilt Nicola mit ihrer 12-jährigen Tochter Lotta aus Berlin in die
geheimnisvolle Lagunenstadt, um ihrer Mutter Gina und ihrer Nonna Miranda beizustehen. Dort trifft sie…mehrNicola lebt seit kurzem von ihrem Schauspieler-Ehemann getrennt, der eine Affäre mit einer Kollegin angefangen und sie damit sehr vor den Kopf gestoßen hat. Als die Nachricht aus Venedig kommt, dass ihre Nonna schwer krank ist, eilt Nicola mit ihrer 12-jährigen Tochter Lotta aus Berlin in die geheimnisvolle Lagunenstadt, um ihrer Mutter Gina und ihrer Nonna Miranda beizustehen. Dort trifft sie auch auf ihre jüngere Schwester Cati, die sie seit längerem meidet, ohne dass Nicola den Grund dafür kennt. Als sie ihre Enkelinnen um sich hat, erzählt Miranda ihnen von ihrem Streit mit ihrer eigenen Schwester Alessia, der seit 70 Jahren schwelt und bis heute zu einer völligen Funkstille zwischen den beiden führte. Dabei erfährt Nicola auch von der Vergangenheit ihrer Nonna, als diese während des Zweiten Weltkrieges als Stafette tätig war und mit den Partisanen gegen die Deutschen kämpfte. Mit ihren Erzählungen hofft Miranda, dass Cat und Nicola ihre Unstimmigkeiten endlich beilegen. Nicola erlebt einen ereignisreichen Aufenthalt in Venedig, denn nicht nur die alte Familiengeschichte fasziniert sie, sondern die Begegnung mit einem jungen Arzt…
Anja Saskia Beyer hat mit „Die Sterne über Venedig“ einen fesselnden Roman mit teilweise historischem Hintergrund vorgelegt, der nicht nur mit einem alten Familienschicksal punkten kann, sondern auch mit seinem flüssig-leichten und bildhaften Schreibstil dem Leser ein wunderbares Kopfkino in der pittoresken und geheimnisvollen Stadt Venedig beschert, während er sich von der Lektüre vereinnahmen lässt. Schon mit den ersten Zeilen darf er sich Nicola unsichtbar an die Fersen heften, um sich einen Eindruck von ihrem Leben und ihrem Gemütszustand zu verschaffen und durch sie die restlichen Familienmitglieder, allesamt starke Frauen, kennenzulernen. Die Autorin erzählt ihre Geschichte über zwei Zeitebenen, wobei der eine sich mit der Gegenwart um Nicola und ihren Besuch in Venedig beschäftigt, während der andere die Zeit ab 1942 beleuchtet und Mirandas Einsatz als Stafette für die italienischen Partisanen während des von Nazi-Deutschen besetzten Venedigs wiederspiegelt. Beide Handlungsstränge laufen parallel und geben einen guten Einblick in die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Familie, die sowohl damals zwischen den Schwestern Miranda und Alessia als auch heute zwischen Cat und Nicola schwierig sind bzw. waren. Sowohl die Streitpunkte zwischen den alten Schwestern als auch die Unstimmigkeit der jungen werden nach und nach enthüllt und ergeben ein vollständiges Bild.
Die Charaktere sind schön ausgestaltet und mit Leben angefüllt. Individuelle Ecken und Kanten verleihen ihnen Glaubwürdigkeit und Authentizität, so dass der Leser sich gern in ihrer Mitte niederlässt und bei einem italienischen Espresso ihren Gesprächen lauscht. Nicola ist eine sympathische und stolze Frau. Sie besitzt die Impulsivität der Italienerinnen, ist ein absolutes Muttertier und möchte am liebsten nur Harmonie um sich herum. Sie ist streng mit sich selbst, aber auch mit anderen, doch ihr Herz sitzt am rechten Fleck. Miranda ist eine alte Grand Dame, die schon als junge Frau nach ihren Überzeugungen gelebt und sich dabei auch immer wieder in Gefahr gebracht hat. Sie ist ebenso störrisch wie großherzig. Cat ist wirkt oftmals schnippisch und unfreundlich, manchmal regelrecht kalt und verletzend. Dass dies eine Fassade für die eigene Schuldhaftigkeit ist, stellt sich erst spät heraus. Diego ist Mirandas Hausarzt, der mit seinem Charme die Frauen um den Finger wickelt, ohne dass es ihm wohl wirklich bewusst ist. Aber auch Renzo, Gina, Lotta und Alessia tragen ihren Teil dazu bei, dass die Handlung bis zum Schluss rundum packend bleibt.
„Die Sterne über Venedig“ sorgt mit einer komplexen Geschichte und einem lebhaften Kopfkino für wunderbare Lesestunden. Fans von Familiengeschichten vor historischem Hintergrund, in denen auch die Liebe noch Platz hat, werden dieses Buch verschlingen. Verdiente Leseempfehlung!