Drachen töten
„Das Gewohnte loszulassen, um etwas Neues zu wagen, ist immer schwierig.“
“Die Templer - Rose und Kreuz“ ist ein historischer Roman von Daniel Wolf. Er erschien im Oktober 2024 im Goldmann Verlag.
Frankreich 1293: Constantin, der Schildknappe, soll einen Drachen töten. Gérard,
der Templer, ein Höllentor finden. Doch gibt es Drachen, gibt es ein Höllentor? Zumindest ein Dämon…mehrDrachen töten
„Das Gewohnte loszulassen, um etwas Neues zu wagen, ist immer schwierig.“
“Die Templer - Rose und Kreuz“ ist ein historischer Roman von Daniel Wolf. Er erschien im Oktober 2024 im Goldmann Verlag.
Frankreich 1293: Constantin, der Schildknappe, soll einen Drachen töten. Gérard, der Templer, ein Höllentor finden. Doch gibt es Drachen, gibt es ein Höllentor? Zumindest ein Dämon wird zweifelsfrei immer wieder gesichtet und bald führt er die Wege von Constantin und Gérard zusammen.
Was wie ein Himmelfahrtskommando klingt, ist auch eins. Denn wie soll Constantin, der nichtmal in der Lage ist, einen einzigen Schwertkampf zu gewinnen, einen Drachen niederstrecken? Auch zaudert er oft und meist fehlt ihm das notwendige Durchsetzungsvermögen… Für ihn steht jedoch viel auf dem Spiel und er ist zäh. Ein treues und selbstloses Gemüt hat er ebenso, dazu ist er absolut loyal gegenüber seiner Familie und seinen Freunden, also beisst er sich durch. Mit Köpfchen, anstatt mit Kraft und natürlich mit der Hilfe von Mélisande. Diese hat sich ihm unerlaubterweise angeschlossen, da sie ihren Verlobten nicht heiraten möchte und einen Ausweg sucht. Sie beeinflusst Constantins Schicksal maßgeblich und verhält sich dabei meist absolut unangemessen für eine Frau aus einer höheren Kaufmannsfamilie. Was Constantin also an physischem Kampfgeist und Durchtriebenheit fehlt, macht Mélisande mit ihrer Schleuder und ihren mitunter listigen Gedanken wett.
Beide Figuren sind auf ihre Weise einzigartig und wahnsinnig gut charakterisiert. Daniel Wolf zeichnet authentische und sympathische Figuren und lässt sie eine brillante Entwicklung durchmachen. Gerade Constantins Entwicklung hat mir dabei sehr gut gefallen. Ob er wirklich einen Drachen findet, will ich mal offen lassen, doch was er sich während seiner Reise in jedem Fall erkämpft, ist das zuvor fehlende Durchsetzungsvermögen. Er gewinnt an Selbstbewusstsein und wächst daran stark.
Auch Gérard als weitere Hauptfigur hat mir gut gefallen. Leider wird seine Vergangenheit nicht vollumfänglich aufgeklärt, sodass ich hier noch ein wenig im Dunklen tappe.
Ebenso gut beschrieben und dargestellt sind aber auch die Nebenfiguren. Jede ist auf ihre Weise authentisch und charmant.
Die Handlung setzt sich aus mehreren Erzählsträngen zusammen, es gibt eine Haupthandlung, die durch weitere Nebenschauplätze ergänzt wird. Schließlich laufen die meisten Erzählstränge zu einem zusammen, nur eine Nebenhandlung bleibt bis zum Schluss bestehen. Sie ist im Grunde mehr oder weniger unabhängig von der eigentlich Geschichte, rundet das Gesamtbild aber auf gelungene Weise ab und besiegelt durchaus humorvoll das Schisal eines besonderen Fieslings …
Insgesamt ist der Schreibstil sehr bildlich und wortreich. An manchen Stellen wirkt die Handlung dadurch etwas schwerfällig, dies ist aber irgendwie auch typisch für historische Mittelalterromane. Umso rasanter und spannender wird es dann, wenn die Handlung auf den Höhepunkt zusteuert und der erste einstieg abgeschlossen. Die Seiten flogen nur so dahin und plötzlich wirkten 850 Seiten doch ziemlich kurz. Zudem gibt es immer wieder humorvolle Szenen, die die Geschichte auflockern und einen zum Schmunzeln bringen.
Gleichzeitig kann man sich durch die bildliche Beschreibung aber gut ins Setting hineinversetzen und die damalige Zeit vor dem inneren Auge aufleben lassen. Der Zeitgeist wurde vom Autor gut eingefangen, Themen werden gut aufgegriffen und eingebunden. Gerade die Rolle der Templer wird realistisch dargestellt und ihr beginnender Niedergang beschrieben.
Sehr gefallen hat mir zudem, dass es sowohl starke männliche Figuren, als auch entsprechend beeindruckende weibliche Figuren im Roman gibt. Dabei werden auch typische Rollenbilder aufgeweicht und im zeitlichen Kontext aufgegriffen bzw. eingeordnet.
Wunderschön sind natürlich auch der Buchumschlag sowie die Landkarten im Buchinneren.
Mein Fazit: Wieder einmal frage ich mich, warum ich nur noch so selten historische Romane dieser Art lese. Von Daniel Wolf wird es jedenfalls nicht mein letztes Buch gewesen sein. Es passt für mich einfach alles. Figuren, Setting, die Einbindung des historischen Kontexts, der Handlungsverlauf! Mitreißend und überraschend, unerwartet und brillant! Einfach prima und ein absolutes Lesehighlight, wenn man historische Geschichten mag! 5 von 5 Sternen gibt es von mir!