Zwei Brüder - aufgewachsen auf der auf der ärmlichen Insel Borkum - haben seit frühester Kindheit einen gemeinsamen Traum: Im stürmischen Eismeer auf gefährliche, aber ebenso lukrative Waljagd zu gehen. Da gibt es Joris: gutaussehend, groß, strahlend, sympathisch und auf seiner Heimatinsel Borkum
gefeiert wie ein Popstar, weil er im 17. Jahrhundert zum Commandeur eines Walfängers befördert wird.…mehrZwei Brüder - aufgewachsen auf der auf der ärmlichen Insel Borkum - haben seit frühester Kindheit einen gemeinsamen Traum: Im stürmischen Eismeer auf gefährliche, aber ebenso lukrative Waljagd zu gehen. Da gibt es Joris: gutaussehend, groß, strahlend, sympathisch und auf seiner Heimatinsel Borkum gefeiert wie ein Popstar, weil er im 17. Jahrhundert zum Commandeur eines Walfängers befördert wird. Ruhm und Reichtum scheinen für ihn in greifbarer Nähe. Sein Bruder Nils dagegen immer etwas schmächtiger, leichtsinnig und unbeherrscht, hat durch ein tragisches Unglück eine Hand und seine Zukunftsperspektiven verloren. Neid und Missgunst nagen seitdem an seiner Seele. Der klassische Kain und Abel Konflikt! Zwischen diesen beiden Brüdern steht eine Frau: Fenja, die eigentliche Hauptperson des Buches, denn Claudia Schirdewan legt in diesem Buch den Fokus auf eine Liebesgeschichte eingebettet in einem Bruderzwist. Als Joris in See sticht und Fenja in der Obhut seines Bruders Nils zurücklässt, ist sie 16 Jahre alt, mit Joris verlobt und trägt schon die Verantwortung für ihre jüngere Schwester und den trunksüchtigen Vater. Kann sie dieser Verantwortung gerecht werden und ist Nils wirklich der verlässliche Bruder, wie Joris es sich erhofft?
Eine drohende Gefahr symbolisiert sehr gut das Cover des Buches: Eine junge Frau steht etwas verloren am Strand und blickt aufs Meer. Am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Die Szene wirkt beim genaueren Hinsehen etwas bedrohlich für Fenja. Und das ist es auch, unsere Hauptperson muss sich in der langen Abwesenheit von Joris vieler Gefahren erwehren. Allerdings so sehr ich mit ihr leide, ob der Sorge um ihre große Liebe und der großen Verantwortung für ihre kleine Schwester, die sie fast erdrückt, möchte ich sie manches Mal schütteln und sie anbrüllen, dass sie endlich anfangen solle selber zu denken! Einerseits ist sie liebenswert und fürsorglich, andererseits zu ängstlich, naiv und reagiert gerade in Stresssituationen nicht immer richtig. Erst ganz zum Schluss des Buches bekommt sie etwas mehr „Biss“. Das reicht mir dann aber nicht mehr aus, um sich mit ihr zu identifizieren. Mit den Nebencharakteren der selbstbewussten Neele, dem Bader Owe und dem jungen Georg kann Claudia Schirdewan mich dann wieder ins Boot holen.
Claudia Schirdewan schreibt seit frühester Kindheit Geschichten und gerne historische Romane, die an der Nordseeküste spielen. Mit „Die Geliebte des Nachtwächters“ hat sie den Leser bereits auf eine Reise mit in das Genre der historischen Romanze genommen. Und auch „Die Walfängerin von Borkum“ würde ich diesem Genre zuordnen.
Der Roman ist handwerklich gut aufbereitet. Sehr ausdrucksstark beschreibt Claudia Schirdewan hier die wunderschöne Natur der Insel Borkum, so dass ich mich gerne von den Bildern dieser besonderen Landschaft beeindrucken lasse. Gleichzeitig schildert sie eindrucksvoll das karge Leben und die Not, die im 17. Jahrhundert unter den Küstenbewohnern herrschte. So denke ich mit Schauern daran, dass die Eltern des jungen Georg für ihren 12-jährigen Sohn einen Kontrakt für die Arbeit auf einen Walfänger abschließen mussten, weil die Familie ohne seine Heuer nicht über den Winter gekommen wäre. Insgesamt bin ich bezüglich des Buches zwiegespalten: Teilweise schreibt die Autorin so rasant, spannend und fesselnd, dass ich den Roman nicht aus der Hand legen mochte, andererseits entwickelt sie gerade zum Schluss einige Handlungsstränge nicht bis zum Ende, so dass die Geschichte teilweise etwas unglaubwürdig wirkt. Speziell der Teil des Buches, der sich mit dem Walfang beschäftigt, fesselt den Leser besonders. Etwas mehr davon, hätte dem Roman sehr gut getan und auch dem Titel hätten zwei Buchstaben weniger deutlich besser gestanden.
Fazit:
„Die Walfängerin von Borkum“ ist eine schöne Urlaubslektüre für einen Leser, der gemütlich im Strandkorb sitzend, die Atmosphäre und Geschichte dieser ganz besonderen Region in sich aufnehmen möchte und dabei spannend und fesselnd