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Sieben Tage im Leben des vierundreißigjährigen Markus Erdmann, es ist die letzte Woche eines brutalen Hitzesommers. Sie beginnt, wie stets, mit dem Besuch bei den Großeltern in der "Käfersiedlung". Oma kocht Markus was Schönes. Großvater wird zusehends senil. Aber nicht nur sonntags herrscht bei Markus Routine. Auch in seiner, na ja, Beziehung zu Sonja ist alles Feuer erloschen. Sein Geld verdient er als Gagschreiber. Meist für Phillip, einen Comedian, der auch schon bessere Tage gesehen hat. Markus soll es richten, denn so gut Phillip auf der Bühne ist, Humor hat er keinen. Dafür Erfolg bei…mehr

  • Format: mp3
  • Größe: 318MB
  • Spieldauer: 411 Min.
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Produktbeschreibung
Sieben Tage im Leben des vierundreißigjährigen Markus Erdmann, es ist die letzte Woche eines brutalen Hitzesommers. Sie beginnt, wie stets, mit dem Besuch bei den Großeltern in der "Käfersiedlung". Oma kocht Markus was Schönes. Großvater wird zusehends senil. Aber nicht nur sonntags herrscht bei Markus Routine. Auch in seiner, na ja, Beziehung zu Sonja ist alles Feuer erloschen. Sein Geld verdient er als Gagschreiber. Meist für Phillip, einen Comedian, der auch schon bessere Tage gesehen hat. Markus soll es richten, denn so gut Phillip auf der Bühne ist, Humor hat er keinen. Dafür Erfolg bei den Frauen, aber das bedeutet ihm nicht viel. Markus auch nicht, aber er hat ja auch keinen Erfolg. Dann trifft Markus im Zug Janne. Die ist mit ihm zur Schule gegangen und spielt in einer ganz anderen Liga. Trotzdem scheint sie sich für ihn zu interessieren. Kann sie Markus aus dem ganzen Elend retten? Oder eher Onkel Friedrich, der legendäre Kaffeekoster aus dem Hamburger Freihafen, den sie die "Zunge Europas" nennen? Wie schon in seinem ersten Buch schreibt Heinz Strunk mit drastischem Humor und echtem Mitgefühl vom großen Schmerz im kleinen Leben.

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Autorenporträt
Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman Fleisch ist mein Gemüse hat er 14 weitere Bücher veröffentlicht. Der goldene Handschuh stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane Es ist immer so schön mit dir und Ein Sommer in Niendorf waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Rezensionen
Einsamkeit hat viele Namen
Kein richtiges Leben im falschen: Heinz Strunks zweiter Roman / Von Edo Reents

Der Held hat sich gehäutet; seine Aknepickel ist er los, dafür hat er jetzt Übergewicht. War es früher seine Hauptsorge, dass man ihn fassungslos anstarrt, so ist es nun sein "größter und in Wirklichkeit einziger Wunsch: mit nacktem Oberkörper Holz hacken, ohne dass es scheiße aussieht. Glück könnte so einfach sein. Nichts schmeckt so gut, wie Dünnheit sich anfühlt."

Heinz Strunk hat sich nach dem großen Erfolg von "Fleisch ist mein Gemüse" Zeit gelassen mit seinem zweiten Buch. Aber seinen Helden erkennt man wieder. Aus Heinzer, dem "Mucker", der sich durch seine trübe, mit Komik und Trauer ausgemalte Tanzkapellenexistenz schleppt, ist Markus Erdmann geworden, ein vierunddreißig Jahre alter Junggeselle aus Hamburg, der einen Fernsehunterhalter mit Gags beliefert. Milieu und Personal haben also Wiedererkennungswert, schon das war eine kluge Entscheidung: darüber zu schreiben, was man kennt. Statt der "Landjugend mit Musik", die sich über einen Großteil der Kohl-Ära hinzog, nun das eine Woche lang drastisch geschilderte Großstadtdasein eines einsamen, wieder in fast jeder Hinsicht zu kurz gekommenen Mannes.

Man wird über der zeitlichen Straffung kaum übersehen, dass Strunks neuer Roman "Die Zunge Europas" einen weniger bündigen Eindruck als der Vorgänger macht. Die schon dort spürbare Neigung zu essayistischen Passagen und phantastischen Ausflüchten in Form von Liedtexten und Gedichten hat sich erheblich verstärkt und macht sich bisweilen selbständig, bis hin zu Kommentaren in eigener Sache, in denen Strunk über die Gelungenheit seiner Formulierungen nachdenkt. Die sieben Tage können, in biblischer Anspielung, gleichsam ontologische Geltung beanspruchen. Was hier erzählt wird, ist die negative Schöpfungsgeschichte einer als zutiefst desolat erlebten Gegenwartsexistenz ohne Anfang und Ende. Strunk, ein Kind der siebziger Jahre, lässt diese eine, unerträglich heiße Woche nach alter Väter Sitte an einem Sonntag beginnen und an einem Samstag enden - vermutlich nicht zufällig an dem Tag, der für junge Leute der Höhepunkt der Woche ist, für Markus Erdmann aber der auch vom Leser für nicht mehr möglich gehaltene Tiefpunkt: "Mein Niedergang geht in die letzte Phase."

Dem gehen relativ ereignislose Tage voran. Markus Erdmann wuchs bei seinen Großeltern auf. Der Opa, früher ein "lebendes Verbotsschild", dämmert der vollständigen Verkalkung entgegen; die Oma empfängt ihn zum sonntäglichen Mittagessen mit einem nur für ihn reservierten Gesichtsausdruck: "Enttäuschung und Trauer. Ich sollte mich schuldig fühlen. Als Grundgefühl. Entweder fürs Zuspätkommen oder für die anderen Sachen, die ich schon verbrochen hatte und noch verbrechen würde, und wenn das alles nicht langte, gab's ja noch die Erbsünde." Innerhalb dieses von Strunk vorsichtig angedeuteten quasireligiösen Rahmens entfaltet sich das Leben des Enkels als eine fortlaufende Serie von Pannen, Frustrationen und verpassten Chancen, in deren Zentrum erotische Bedürfnisse und Phantasien stehen, die Markus Erdmann nie ausleben konnte und die auch in dem tristen Zusammensein mit der Gewohnheitsfreundin Sonja keine große Rolle spielen.

Man kennt Strunks Obsession für sexuelle Nöte - hier ist sie zum Äußersten getrieben und entlädt sich in einer Nacht auf der Reeperbahn, die Markus Erdmann mit einer Zufallsbekanntschaft hinter sich bringt und die das Hauptthema des Romans mit einer geradezu schmerzlichen Direktheit in den Blick rückt: den Wettbewerb der Körper, der jeden links liegenlässt, der sich ungeschickt anstellt oder anderweitig gehandicapt ist. Es spricht für den Tatsachensinn des Helden, dass er dafür nicht die Schuld bei anderen sucht, sondern die darwinistische, von der Unterhaltungs- und Werbeindustrie bekräftigte Dimension, die hinter dem Treiben steckt, unumwunden anerkennt. Mit von eigenen Entbehrungen grotesk geschärften Augen registriert er auf St. Pauli das Diktat der Attraktivität und die trostlosen, demütigenden Geschlechterrituale, die es erzwingt.

Dahinter steckt die im Kern konservativ gestimmte Kulturkritik, um die es Strunk immer schon zu tun war und die hier noch einmal präzisiert wird: Das Leben junger Leute, vom Verlust an Orientierungen schon genug geplagt, wird korrumpiert vom falschen Denken der Konsumgesellschaft. Strunk zeigt, wie viel Unheil die auf gute Laune gedrillte und von ihm dafür in Grund und Boden verachtete Kreativszene anrichtet, indem sie den Leidensgrund des Daseins übersieht.

Diese Diagnose erhält zusätzliche Schärfe durch eine sich am Detail aufreibende Psychopathologie des Alltags: Ob es um Essens- oder Redegewohnheiten der Mitmenschen geht, um Musikgeschmack oder Freizeitgestaltung - Markus Erdmann, ängstlich auf Schonung seiner "armen Nerven" bedacht, den Kopf voller unschöner Kindheitserinnerungen und bisweilen abartiger Körperphantasien, registriert alles, als liefe er mit abgezogener Haut durch ein Leben, dem er sich nicht gewachsen fühlt.

"Wer die Wahrheit übers unmittelbare Leben erfahren will, muss dessen entfremdeter Gestalt nachforschen, den objektiven Mächten, die die individuelle Existenz bis ins Verborgenste bestimmen. Redet man unmittelbar vom Unmittelbaren, so verhält man sich kaum anders als jene Romanschreiber, die ihre Marionetten wie mit billigem Schmuck mit den Imitationen der Leidenschaft von ehedem behängen, und Personen, die nichts mehr sind als Bestandstücke der Maschinerie, handeln lassen, als ob sie überhaupt noch als Subjekte handeln könnten, und als ob von ihrem Handeln etwas abhinge. Der Blick aufs Leben ist übergegangen in die Ideologie, die darüber betrügt, dass es keines mehr gibt." Die objektiven Mächte, die Adorno in der "Zueignung" seiner "Minima Moralia" aufruft, haben von ihrer heillosen Kraft nichts eingebüßt. Strunk legt sie ohne Rücksicht auf Verluste bloß und redet dabei einem Pessimismus das Wort, der sich vor Schopenhauer wahrlich nicht zu verstecken braucht. Was dieser als ontologischen, folglich unabänderlichen Tatbestand deklarierte, war für Adorno dem System geschuldet und bot deswegen noch Aussicht auf Besserung; Strunk liegt hier ungefähr in der Mitte. Gerade durch die Einsicht in den Verblendungszusammenhang gibt er Markus Erdmann jene Würde, die der im Alltag dauernd zu verlieren meint, und hält am Anspruch auf Humanität fest: "Alle Menschen sind am Anfang gut und am Ende wieder und die Zeit dazwischen damit beschäftigt, ein Leben zu führen, das nichts mit ihnen zu tun hat."

Das tiefe Gefühl der Entfremdung vom wahren, unverstellten Leben, von dem Adorno träumte, gibt auch Strunk seinem bis zur Erschöpfung verzweifelten Helden mit, der gleichzeitig weiß, dass die "Fabrikware der Natur", wie Schopenhauer die Mehrheit der Menschen nannte, auch unter anderen Umständen kaum glücklicher wäre: "Error! Der ganze Mensch eine Fehlermeldung, B-Ware, dysfunktional auf die Welt gekommen, Gewölle, in Bruchstücken herausgepresst, und niemand hat sich die Mühe gemacht, das Puzzle richtig zusammenzufügen. Sein ganzes Leben eine unausgesetzte Schwächung, immer entwich irgendwas, ohne dass mal was hinzugekommen wäre. Nie ist etwas in Schwingung geraten, dabei hätte man nur mal eine Seite (gemeint ist vermutlich Saite; die Red.) anzupfen müssen, früher, und gleich hätte das ganze Orchester mit eingestimmt. Er ist erfüllt, von oben bis unten ausgegossen mit diesem brennenden Schmerz, sein Herz ein blutender, schwerer Klumpen, der langsam nach unten durchsackt . . . Wie lange erträgt man es zu wissen, dass nichts mehr kommt?"

Strunks Reflexionen aus dem beschädigten Leben sind von einer nicht mehr zu überbietenden Trostlosigkeit, die freilich erträglich wird durch die bezwingende Komik, die er auch diesmal dem Leiden abgewinnt. So entfaltet dieses meisterliche, mit großer Wahrhaftigkeit geschriebene, im Innersten berührende Buch zuletzt eine reinigende Wirkung, die allein dem Lachen zu danken ist.

Heinz Strunk: "Die Zunge Europas". Roman. Rowohlt Verlag, Reinbek 2008. 320 S., geb., 19,90 [Euro].

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