So viel Energie, so viel Schönheit, so viel Erkenntnis - Jacquie ist endlich nüchtern und will zu der Familie zurückkehren, die sie vor vielen Jahren verlassen hat. Dene sammelt mit einer alten Kamera Geschichten von indianischem Leben. Edwin sucht seinen Vater. Und Orvil will zum ersten Mal den Tanz der Vorfahren tanzen. Ihre Leben sind miteinander verwoben, und sie sind zum großen Powwow in Oakland gekommen, um ihre Traditionen zu feiern. Doch auch Tony ist dort, und Tony ist mit dunklen Absichten gekommen. Tommy Orange erzählt mit rauer poetischer Kraft, brodelnder Energie und grimmigem Lachen die Geschichten der ersten Bewohner Amerikas neu.
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buecher-magazin.deWenn es dort kein dort mehr gibt, wie entkommt die Identität dann dem kollektiven Trauma? Zwölf Menschen werden am Anfang vorgestellt mit Name und Herkunft. Sie alle sind Native Americans und leben im Oakland des 21. Jahrhunderts. Tommy Orange, selbst Mitglied der Cheyenne and Arapaho Tribes, ist ein tollkühner Erzähler. Er wirft uns hinein in rasant geschnittene Momentaufnahmen dieser allesamt versehrten Menschen und schafft es doch, jede Figur mit einem ganz eigenen Sound zu versehen. Da ist der 21-jährige Tony, der sein angeborenes fetales Alkoholsyndrom Drome nennt und für Octavio mit Drogen dealt. Opal, die für ihre Schwester Jacquie Red Feather deren drei Enkel aufzieht. Davon der 14-jährige Orvil, der den Tanz seiner Vorfahren mit YouTube trainiert. Dene, der in seinem ersten Dokumentarfilmprojekt die Geschichten von Native Americans aus Oakland aufzeichnet. Blue, die das Powwow-Komitee leitet, unterstützt vom jungen Edwin, der seinen indianischen Vater sucht. „Bleiben“, „Heimkehren“, „Zurückfordern“ heißen die drei Buchteile, die alle auf das große Finale, den Big Oakland Powwow hinführen. Hier fließen ihre löchrigen und kaputten Lebensläufe zusammen, doch nicht alle kommen wie Dene oder Orvil, um die Traditionen ihrer Vorfahren zu feiern.
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.2019Nimm deinen Namen, verfolge ihn zurück
Kein Klagelied, kein Triumphmarsch: Tommy Orange hat mit "Dort Dort" ein starkes Debüt über Amerikas Ureinwohner vorgelegt.
Dies ist ein Gegenwartsroman, auch wenn er weder in der Gegenwart noch mit Romanhaftem beginnt. "Massaker als Prolog" steht über einer der essayistischen Miniaturen am Anfang von "Dort Dort". Keine Fiktion ist notwendig, um die vulgäre körperliche Gewalt darzustellen, die Nordamerikas ersten Bewohnern über Jahrhunderte zugefügt wurde. Manhattan, 1637: Um ein "erfolgreiches Massaker" zu feiern, werden Köpfe von Pequot "wie Fußbälle durch die Straßen geschossen". Plymouth, 1676: Der Kopf des Wampanoag-Häuptlings Metacomet (King Philip) wird auf eine Lanze gespießt und ein Vierteljahrhundert als Sehenswürdigkeit ausgestellt. Wir kennen diese Geschichten, selbst wenn wir sie nicht gelesen haben. Sie handeln vom großen indianischen Elend, angerichtet durch weiße Geldgier und weißen Rassismus. Sie sind wahr.
Aber nein, in diesem Buch geht es nicht um Opfer, nicht um Sand Creek, Wounded Knee oder traurige Reservate - sondern um ein gutes Dutzend indianischer Bewohner von Oakland, Kalifornien, heute. Sie wollen kein Mitleid, aber auch keine Bewunderung. "Macht nicht den Fehler, uns zäh zu nennen", mahnt eine der Miniaturen. "Nicht zerstört worden zu sein, nicht aufgegeben zu haben, überlebt zu haben ist kein Ehrenzeichen. Würdet ihr das Opfer eines Mordversuchs zäh nennen?" So klingt Kunst, die sich weigert, ein Klagelied zu sein, und sich doch alles andere als triumphal fühlt.
Mal in erster, mal in zweiter, mal in dritter Person erzählt Tommy Orange in seinem bewegenden Debütroman von Menschen, die sich "Natives" nennen oder "Indians" oder "Native American Indians". Einige kennen sich schon, andere treffen erst bei dem Powwow zusammen, auf das die Handlung zustrebt.
Tony Loneman, mit dem die Erzählung beginnt, leidet an fetalem Alkoholsyndrom, noch so ein biographischer Prolog. Über sein Umfeld als Drogendealer gelangen Waffen aus dem 3D-Drucker in seine Hände. Auf dem Powwow, weiß Tony, wird viel Bargeld im Umlauf sein. Und dann steht da diese brutale Vorausdeutung: "Die Tragik des Ganzen wird unbeschreiblich sein, die Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten darum kämpfen, als Volk der Gegenwart anerkannt zu werden, modern und relevant, lebendig, nur um dann mit Federschmuck im Gras zu sterben."
Und doch hat dieser Roman, der von der amerikanischen Kritik hoch gelobt wurde, etwas Linderndes, Hoffnungsvolles. "There there", das sind die tröstenden Worte, die man einem Kind zuflüstert, das sich die Knie aufgeschlagen hat: Ist schon gut. Gleichzeitig fungiert der Titel als Lokalverankerung, indem er Gertrude Steins Bemerkung zu ihrer (und Oranges) Heimatstadt Oakland zitiert: "Es gibt kein dort dort."
Ein Niemandsland, niemandes Land. Sind Natives unsichtbar, dort, wo die amerikanische Regierung sie lange nicht wollte: in der Stadt? "Früher nannten sie uns Bürgersteigindianer . . . Äpfel. Ein Apfel ist außen rot und innen weiß." So fühlt sich der vierzehnjährige Orvil Red Feather, der endlich den Mut zusammengenommen hat, zu seinem ersten Powwow zu gehen. Seit er im Fernsehen einen indianischen Tänzer erblickt hat, erkundet er zaghaft seine Cheyenne-Identität. Und kann beim Powwow doch nicht anders, als in sich und den anderen Tänzern "als Indianer verkleidete Indianer" zu sehen.
Das ist für Tommy Orange das Paradox moderner indigener Literatur: Orvils Geschichte kann nicht vorwärts, ohne sich umzudrehen. Also führt sie zurück, zu Orvils entfremdeter Großmutter Jacquie. 1970 besetzt diese als Jugendliche mit ihrer Familie die Insel Alcatraz, wo indianische Aktivisten gegen die Assimilationspolitik der Regierung protestieren. Dort lernt sie einen Jungen kennen. Sie trinken zu viel, kommen sich näher - bis Jacquie sagt, sie habe genug, er solle aufhören. Er hört nicht auf.
Die mit jedem Kapitel wechselnde Erzählperspektive ist deshalb so wirkungsvoll, weil durch sie auch die Gewalt und die Missverständnisse zwischen Natives fokussiert werden. "We Indians often get ourselves wrong", schrieb kürzlich der Ojibwe-Autor David Treuer in seinem Buch "The Heartbeat of Wounded Knee". Orange hat das begriffen und findet eine bewundernswerte Balance zwischen selbstbewusstem Wortführer und stets noch lernendem Zuhörer. Der Fremddefinierung erteilt der 1982 geborene Autor eine flammende Absage, die als Roman hochspannend und als Essay im besten Sinne polemisch ist. Der Nachname des Autors erklärt sich dadurch, dass Behörden Indianern mitunter schlicht die Farbbezeichnungen amerikanischer Truppenverbände aufzwängten: Black, Brown, Orange.
Der große Zuhörer des Romans, der Dokumentarfilmer Dene Oxendene, gehört, wie Orange, den Cheyenne- und Arapaho-Stämmen an und will auf dem Powwow Ureinwohner aus Oakland interviewen. In der Kommission, die ihm vorher ein Stipendium bewilligen soll, sitzt ein Skeptiker: der einzige Indianer. "Dene wusste, dass es der Native sein würde. Der wahrscheinlich nicht mal glaubt, dass Dene selbst einer ist."
Auch das ist die komplizierte Identität moderner Natives: Welches Schiedsgericht soll entscheiden, wer ein "echter" ist und wer ein "Pretendian"? Einer der Protagonisten hat eine Masterarbeit über Blutanteilsregelungen geschrieben; die umstrittene Methode des "blood quantum" wird noch heute von einigen Stämmen genutzt. Wer die amerikanische Politik verfolgt, weiß um die Aktualität der Debatte. Vergangenes Jahr ließ die Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren mittels eines DNA-Tests ermitteln, dass sie vor sechs bis zehn Generationen indianische Vorfahren hatte. Neulich hat sie sich für diese Rechnerei entschuldigt. Beschämender war Donald Trumps rassistische Bezeichnung Warrens als "Pocahontas", bei der er vermutlich den gleichnamigen Disney-Film vor Augen hatte - nur ein Beispiel für die Verzerrung, die Orange als "Abklatsch eines Abklatsches eines Bildes eines Indianers in einem Schulbuch" verurteilt.
Wie anders geht dieses Buch mit den Generationen um, die es umfasst: respektvoll und deshalb bereit, auf ein sauberes Happy End zu verzichten. Es blickt tief hinein ins indianische Bewusstsein. Einmal auch ins weiße: "Nimm nur deinen Nachnamen. Verfolge ihn zurück, und vielleicht findest du heraus, dass euer Weg mit Gold gepflastert war oder mit Fallen." Dieser Appell ist hierzulande mindestens so einleuchtend wie in den Vereinigten Staaten. Wir sind noch nicht fertig, sagt Tommy Orange. Wir sind gerade erst über den Prolog hinausgekommen.
CORNELIUS DIECKMANN
Tommy Orange:
"Dort Dort". Roman.
Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Hanser
Berlin Verlag, Berlin 2019. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kein Klagelied, kein Triumphmarsch: Tommy Orange hat mit "Dort Dort" ein starkes Debüt über Amerikas Ureinwohner vorgelegt.
Dies ist ein Gegenwartsroman, auch wenn er weder in der Gegenwart noch mit Romanhaftem beginnt. "Massaker als Prolog" steht über einer der essayistischen Miniaturen am Anfang von "Dort Dort". Keine Fiktion ist notwendig, um die vulgäre körperliche Gewalt darzustellen, die Nordamerikas ersten Bewohnern über Jahrhunderte zugefügt wurde. Manhattan, 1637: Um ein "erfolgreiches Massaker" zu feiern, werden Köpfe von Pequot "wie Fußbälle durch die Straßen geschossen". Plymouth, 1676: Der Kopf des Wampanoag-Häuptlings Metacomet (King Philip) wird auf eine Lanze gespießt und ein Vierteljahrhundert als Sehenswürdigkeit ausgestellt. Wir kennen diese Geschichten, selbst wenn wir sie nicht gelesen haben. Sie handeln vom großen indianischen Elend, angerichtet durch weiße Geldgier und weißen Rassismus. Sie sind wahr.
Aber nein, in diesem Buch geht es nicht um Opfer, nicht um Sand Creek, Wounded Knee oder traurige Reservate - sondern um ein gutes Dutzend indianischer Bewohner von Oakland, Kalifornien, heute. Sie wollen kein Mitleid, aber auch keine Bewunderung. "Macht nicht den Fehler, uns zäh zu nennen", mahnt eine der Miniaturen. "Nicht zerstört worden zu sein, nicht aufgegeben zu haben, überlebt zu haben ist kein Ehrenzeichen. Würdet ihr das Opfer eines Mordversuchs zäh nennen?" So klingt Kunst, die sich weigert, ein Klagelied zu sein, und sich doch alles andere als triumphal fühlt.
Mal in erster, mal in zweiter, mal in dritter Person erzählt Tommy Orange in seinem bewegenden Debütroman von Menschen, die sich "Natives" nennen oder "Indians" oder "Native American Indians". Einige kennen sich schon, andere treffen erst bei dem Powwow zusammen, auf das die Handlung zustrebt.
Tony Loneman, mit dem die Erzählung beginnt, leidet an fetalem Alkoholsyndrom, noch so ein biographischer Prolog. Über sein Umfeld als Drogendealer gelangen Waffen aus dem 3D-Drucker in seine Hände. Auf dem Powwow, weiß Tony, wird viel Bargeld im Umlauf sein. Und dann steht da diese brutale Vorausdeutung: "Die Tragik des Ganzen wird unbeschreiblich sein, die Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten darum kämpfen, als Volk der Gegenwart anerkannt zu werden, modern und relevant, lebendig, nur um dann mit Federschmuck im Gras zu sterben."
Und doch hat dieser Roman, der von der amerikanischen Kritik hoch gelobt wurde, etwas Linderndes, Hoffnungsvolles. "There there", das sind die tröstenden Worte, die man einem Kind zuflüstert, das sich die Knie aufgeschlagen hat: Ist schon gut. Gleichzeitig fungiert der Titel als Lokalverankerung, indem er Gertrude Steins Bemerkung zu ihrer (und Oranges) Heimatstadt Oakland zitiert: "Es gibt kein dort dort."
Ein Niemandsland, niemandes Land. Sind Natives unsichtbar, dort, wo die amerikanische Regierung sie lange nicht wollte: in der Stadt? "Früher nannten sie uns Bürgersteigindianer . . . Äpfel. Ein Apfel ist außen rot und innen weiß." So fühlt sich der vierzehnjährige Orvil Red Feather, der endlich den Mut zusammengenommen hat, zu seinem ersten Powwow zu gehen. Seit er im Fernsehen einen indianischen Tänzer erblickt hat, erkundet er zaghaft seine Cheyenne-Identität. Und kann beim Powwow doch nicht anders, als in sich und den anderen Tänzern "als Indianer verkleidete Indianer" zu sehen.
Das ist für Tommy Orange das Paradox moderner indigener Literatur: Orvils Geschichte kann nicht vorwärts, ohne sich umzudrehen. Also führt sie zurück, zu Orvils entfremdeter Großmutter Jacquie. 1970 besetzt diese als Jugendliche mit ihrer Familie die Insel Alcatraz, wo indianische Aktivisten gegen die Assimilationspolitik der Regierung protestieren. Dort lernt sie einen Jungen kennen. Sie trinken zu viel, kommen sich näher - bis Jacquie sagt, sie habe genug, er solle aufhören. Er hört nicht auf.
Die mit jedem Kapitel wechselnde Erzählperspektive ist deshalb so wirkungsvoll, weil durch sie auch die Gewalt und die Missverständnisse zwischen Natives fokussiert werden. "We Indians often get ourselves wrong", schrieb kürzlich der Ojibwe-Autor David Treuer in seinem Buch "The Heartbeat of Wounded Knee". Orange hat das begriffen und findet eine bewundernswerte Balance zwischen selbstbewusstem Wortführer und stets noch lernendem Zuhörer. Der Fremddefinierung erteilt der 1982 geborene Autor eine flammende Absage, die als Roman hochspannend und als Essay im besten Sinne polemisch ist. Der Nachname des Autors erklärt sich dadurch, dass Behörden Indianern mitunter schlicht die Farbbezeichnungen amerikanischer Truppenverbände aufzwängten: Black, Brown, Orange.
Der große Zuhörer des Romans, der Dokumentarfilmer Dene Oxendene, gehört, wie Orange, den Cheyenne- und Arapaho-Stämmen an und will auf dem Powwow Ureinwohner aus Oakland interviewen. In der Kommission, die ihm vorher ein Stipendium bewilligen soll, sitzt ein Skeptiker: der einzige Indianer. "Dene wusste, dass es der Native sein würde. Der wahrscheinlich nicht mal glaubt, dass Dene selbst einer ist."
Auch das ist die komplizierte Identität moderner Natives: Welches Schiedsgericht soll entscheiden, wer ein "echter" ist und wer ein "Pretendian"? Einer der Protagonisten hat eine Masterarbeit über Blutanteilsregelungen geschrieben; die umstrittene Methode des "blood quantum" wird noch heute von einigen Stämmen genutzt. Wer die amerikanische Politik verfolgt, weiß um die Aktualität der Debatte. Vergangenes Jahr ließ die Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren mittels eines DNA-Tests ermitteln, dass sie vor sechs bis zehn Generationen indianische Vorfahren hatte. Neulich hat sie sich für diese Rechnerei entschuldigt. Beschämender war Donald Trumps rassistische Bezeichnung Warrens als "Pocahontas", bei der er vermutlich den gleichnamigen Disney-Film vor Augen hatte - nur ein Beispiel für die Verzerrung, die Orange als "Abklatsch eines Abklatsches eines Bildes eines Indianers in einem Schulbuch" verurteilt.
Wie anders geht dieses Buch mit den Generationen um, die es umfasst: respektvoll und deshalb bereit, auf ein sauberes Happy End zu verzichten. Es blickt tief hinein ins indianische Bewusstsein. Einmal auch ins weiße: "Nimm nur deinen Nachnamen. Verfolge ihn zurück, und vielleicht findest du heraus, dass euer Weg mit Gold gepflastert war oder mit Fallen." Dieser Appell ist hierzulande mindestens so einleuchtend wie in den Vereinigten Staaten. Wir sind noch nicht fertig, sagt Tommy Orange. Wir sind gerade erst über den Prolog hinausgekommen.
CORNELIUS DIECKMANN
Tommy Orange:
"Dort Dort". Roman.
Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Hanser
Berlin Verlag, Berlin 2019. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Dieser Roman bietet keine Wohlfühllektüre, warnt Rezensent Eberhard Falcke. Tommy Orange erzählt in seinem grandiosen Debütroman vom Alltag der assimilierten Ureinwohner Amerikas und von ihrer brutalen Vergangenheit. Dabei gelingt es ihm, stets die Waage zu halten zwischen "sozialkritischer Anklage und nüchterner Bestandsaufnahme", zwischen Elend und Stolz seiner Figuren, zwischen Erzählung und Essay, so Falcke. Der Autor, der sich selbst den Chayenne und Arapaho-Stämmen zugehörig fühlt, hüte sich jedoch davor, seine Figuren als mitleiderregende Vertreter eines gemeinsamen Schicksals zu porträtieren. Stattdessen zeigt er sie als individuelle und facettenreiche Menschen, die sich ein möglichst gutes Leben zu erkämpfen versuchen, lobt Falcke, der "Dort dort" so differenzierend wie spannend findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Tommy Oranges so packender wie herzzerreißender Roman war eine literarische Sensation des Jahres 2018. Das liegt daran, dass Orange den Leser auf hypnotische Weise hineinzieht in die Welt heutiger urbaner Indianer (in Oakland) - und ihre diffizilen Identitätsverwirrungen. ... Dabei ist 'Dort dort' aber streckenweise auch ein recht witziges Buch und die Wut, die dahinter steckt, gibt ihm eine drängende Energie." Christina Böck, Wiener Zeitung, 04.09.22
"Wie anders geht dieses Buch mit den Generationen um, die es umfasst: respektvoll und deshalb bereit, auf ein sauberes Happy End zu verzichten. Es blickt tief hinein ins indianische Bewusstsein." Cornelius Dieckmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.19
"Ein ungemein fesselnded, bitterböses, auch witziges, dann plötzlich poetisch ausgreifendes Buch (von Hannes Meyer sehr überzeugend ins Deutsche gebracht) nie dick, pathetisch oder zeigefingerisch. Vielmehr knapp, rau, ja, grob und in einer Weise ansteckend ingrimmig sogar im Komischen, dass jedes Lachen rasch abreißt und im Halse stecken bleibt." Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung, 26.09.19
"'Dort, Dort' ist ein sehr politischer Roman, der die traumatischen Folgen der weißen Landnahme Amerikas bis in die Gegenwart behandelt. Orange erzählt vom realen Leben einer Community in und um Oakland und reibt sich an den Bildern der Massenkultur." Jutta Sommerbauer, Die Presse, 22.09.19
"Tommy Oranges Debütroman ... ist wohl nicht nur das härteste Stück Native American Literature, das je geschrieben wurde, sondern bringt selbst weiße Leser, die wenig über die Situation der indigenen Völker Amerikas wissen, mit großer Wut und Dringlichkeit auf den Stand der Dinge, dass es wehtut." Susanne Messmer, taz, 12.09.19
"Identitätspolitik, politische Korrektheit: Angesichts mancher Kapriolen, die in den USA im Namen dieser Begriffe vollführt werden, kann man sich tatsächlich nur an den Kopf greifen. Aber dann kommt plötzlich ein Buch,das die Identitätsfrage von der universitären Spielwiese wegfegt und mit neuer Dringlichkeit verhandelt." Angela Schrader, Neue Zürcher Zeitung, 10.09.19
"'Dort, Dort' spricht die Sprache der Straße und verfügt über lyrische Kraft, ohne in Pathos zu verfallen." Sebastian Fasthuber, Falter, 06.09.19
"Das 'Wir' wird in 'Dort Dort' nun zu zwölf Stimmen, individuellen aus unterschiedlichen Lebenssituationen, in unterschiedlichem Alter, unterschiedlich gebildet. Orange und sein Übersetzer Hannes Meyer wissen das in feiner Abstufung darzustellen, sowohl mit Blick auf die Sprache als auch auf die Selbstreflexion (und wie sehr kann es literarisch missglücken, das Projekt Vielstimmigkeit, hier aber nicht)." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 20.08.19
"Orange entwirft Figuren in einer Mischung aus Brutalität und Naivität, aus Drogenrausch und Zärtlichkeitssehnsucht, aus Hoffnung und Schicksal. Mit sensibler Courage gelingt es ihm, ein Bild zu zeichnen, das weder in die Falle des Gegenklischees tappt noch in den alten verzerrten Einseitigkeiten stecken bleibt." Gabriele von Arnim, Deutschlandfunk Kultur, 24.08.19
"Es ist dieses Nebeneinander an Stimmen, das Orange Buch so stark macht: Weil es nie genug Geschichten geben kann, um dem rassistischen Stereotyp der homogenen Masse etwas entgegenzusetzen." Anne Haemig, Spiegel Online, 20.08.19
"Über Glanz und Elend, Fluch und Notwendigkeit, Konstruktion und Verhängnis von Identität - und damit über eines der ganz großen Themen einer Gegenwart, die ihre schmerzhaft empfundene Leere allzu gern mit einer oft höchstens erahnten Vergangenheit füllt." Wieland Freund, Welt am Sonntag, 18.08.19
"Der überfällige Roman über Indianer, die in Städten leben. Ein Chor, erstmals hörbar." Peter Pisa, Kurier, 17.08.19
"Wie anders geht dieses Buch mit den Generationen um, die es umfasst: respektvoll und deshalb bereit, auf ein sauberes Happy End zu verzichten. Es blickt tief hinein ins indianische Bewusstsein." Cornelius Dieckmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.19
"Ein ungemein fesselnded, bitterböses, auch witziges, dann plötzlich poetisch ausgreifendes Buch (von Hannes Meyer sehr überzeugend ins Deutsche gebracht) nie dick, pathetisch oder zeigefingerisch. Vielmehr knapp, rau, ja, grob und in einer Weise ansteckend ingrimmig sogar im Komischen, dass jedes Lachen rasch abreißt und im Halse stecken bleibt." Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung, 26.09.19
"'Dort, Dort' ist ein sehr politischer Roman, der die traumatischen Folgen der weißen Landnahme Amerikas bis in die Gegenwart behandelt. Orange erzählt vom realen Leben einer Community in und um Oakland und reibt sich an den Bildern der Massenkultur." Jutta Sommerbauer, Die Presse, 22.09.19
"Tommy Oranges Debütroman ... ist wohl nicht nur das härteste Stück Native American Literature, das je geschrieben wurde, sondern bringt selbst weiße Leser, die wenig über die Situation der indigenen Völker Amerikas wissen, mit großer Wut und Dringlichkeit auf den Stand der Dinge, dass es wehtut." Susanne Messmer, taz, 12.09.19
"Identitätspolitik, politische Korrektheit: Angesichts mancher Kapriolen, die in den USA im Namen dieser Begriffe vollführt werden, kann man sich tatsächlich nur an den Kopf greifen. Aber dann kommt plötzlich ein Buch,das die Identitätsfrage von der universitären Spielwiese wegfegt und mit neuer Dringlichkeit verhandelt." Angela Schrader, Neue Zürcher Zeitung, 10.09.19
"'Dort, Dort' spricht die Sprache der Straße und verfügt über lyrische Kraft, ohne in Pathos zu verfallen." Sebastian Fasthuber, Falter, 06.09.19
"Das 'Wir' wird in 'Dort Dort' nun zu zwölf Stimmen, individuellen aus unterschiedlichen Lebenssituationen, in unterschiedlichem Alter, unterschiedlich gebildet. Orange und sein Übersetzer Hannes Meyer wissen das in feiner Abstufung darzustellen, sowohl mit Blick auf die Sprache als auch auf die Selbstreflexion (und wie sehr kann es literarisch missglücken, das Projekt Vielstimmigkeit, hier aber nicht)." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 20.08.19
"Orange entwirft Figuren in einer Mischung aus Brutalität und Naivität, aus Drogenrausch und Zärtlichkeitssehnsucht, aus Hoffnung und Schicksal. Mit sensibler Courage gelingt es ihm, ein Bild zu zeichnen, das weder in die Falle des Gegenklischees tappt noch in den alten verzerrten Einseitigkeiten stecken bleibt." Gabriele von Arnim, Deutschlandfunk Kultur, 24.08.19
"Es ist dieses Nebeneinander an Stimmen, das Orange Buch so stark macht: Weil es nie genug Geschichten geben kann, um dem rassistischen Stereotyp der homogenen Masse etwas entgegenzusetzen." Anne Haemig, Spiegel Online, 20.08.19
"Über Glanz und Elend, Fluch und Notwendigkeit, Konstruktion und Verhängnis von Identität - und damit über eines der ganz großen Themen einer Gegenwart, die ihre schmerzhaft empfundene Leere allzu gern mit einer oft höchstens erahnten Vergangenheit füllt." Wieland Freund, Welt am Sonntag, 18.08.19
"Der überfällige Roman über Indianer, die in Städten leben. Ein Chor, erstmals hörbar." Peter Pisa, Kurier, 17.08.19