Die Idee war besser als die Umsetzung
Diese Geschichte spielt mit der Verwechslungsgefahr. Doch kann man sich aus Versehen in den richtigen oder falschen verlieben, nur weil sie gleich aussehen? Das kam mir dann doch reichlich oberflächlich vor.
Aber von Vorne: Hauptfigur Kolly unterstützt ihre
Mutter in deren Doppelgänger-Agentur, in der sich Stars ihren eigenen Look-alike buchen können für…mehrDie Idee war besser als die Umsetzung
Diese Geschichte spielt mit der Verwechslungsgefahr. Doch kann man sich aus Versehen in den richtigen oder falschen verlieben, nur weil sie gleich aussehen? Das kam mir dann doch reichlich oberflächlich vor.
Aber von Vorne: Hauptfigur Kolly unterstützt ihre Mutter in deren Doppelgänger-Agentur, in der sich Stars ihren eigenen Look-alike buchen können für Auftritte, die sie selbst nicht wahrnehmen wollen, oder um sich einfach mal Freizeit für sich selbst zu verschaffen. Kolly muss in diesem ungeliebten Job die Doubles einer angesagten Band betreuen. Doch als es zwischen ihr und dem Double Lincoln heftig zu knistern beginnt und dann auch noch die echte Band auftaucht, weiß Kolly nicht mehr, ob sie mit dem Original oder dem Double flirtet. Zusätzlich fordern sie die Sozialstunden heraus, die sie wegen ihrer Hackereien in einer Katzenrettungsstation ableisten soll.
Die Idee, dass man sich in eine Person verliebt und dann taucht die Kopie – oder in diesem Fall das Original – dieser Person auf, fand ich erstmal ziemlich originell. Doch dann habe ich schnell Zweifel daran bekommen, ob das wirklich so realistisch ist. Zunächst habe ich mich gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass beide Personen sich in allen äußerlichen Merkmalen und Verhaltensweisen so ähneln, dass es Kolly nicht auffallen würde, wo die Unterschiede liegen. Schließlich war es genau ihre Aufgabe, darauf zu achten, wo die Originale noch von den Doubles abweichen und die Doubles zum besseren Nachahmen zu Coachen. Bei Shy fällt ihr schließlich auch auf, dass er ein kleines bisschen kräftiger ist als das Original. Darüber hinaus habe ich mich gefragt, ob eine Verliebtheit wie bei ihr, nicht dazu führt, dass man so sehr auf den anderen achtet, dass einen alle Details an dem anderen interessieren. Das macht es noch unrealistischer, dass ihr die Details nicht auffallen, die ihn vom Original unterscheiden. Und diese beiden Fragen haben mir gezeigt, dass diese Umsetzung nicht wirklich realitätsnah ist. Deutlich realistischer hätte ich so eine Verwechslung gefunden, wenn sie direkt zu Anfang der Geschichte passiert wäre, wo sich Kolly und Lincoln noch nicht wirklich kannten.
Kolly an sich mochte ich schon und fand sie gut gelungen. Sie ist eine von den Guten, wollte mit dem Hacken eigentlich etwas Gutes bewirken und wird dafür bestraft. Auch, wie sie Lexi in der Katzenrettungsstation tatkräftig unterstützt, hat sie sympathisch gemacht. Lincoln fand ich ebenso liebenswert und man hat fast Mitleid mit ihm, wie er sich in seinen Gefühlen zurückhalten muss, um den Job nicht zu gefährden, der ihm und vor allem seinen kleinen Bruder ein besseres Leben ermöglichen soll. Die beiden als Liebespaar funktionieren für mich auch, wie sie sich gut finden und sich wegen des Jobs nicht haben dürfen. Das kam auch mit den Sprechern des Hörbuchs gut heraus.
Was für mich allerdings wirklich schwierig war, war das Drumherum. Ehrlich gesagt, war mir einfach zu viel los: Dexter der fiese Geschäftspartner der Mutter, der mal ihr Freund war, die Katzenrettungsstation, das Mädchen im Club, das sich an Lincoln ranschmeißt, der Kuss mit dem Falschen, die versuchten Entführungen, Colly mit KO-Tropfen, Kolly im Kühlraum und noch viele Details mehr. Hier hätte ich mir einen Hauptstrang mit Problemen gewünscht und weniger Durcheinander, das mich von der Geschichte ablenkt und stellenweise sogar verwirrt hat. Noch mehr stand ich allerdings mit dem Ende auf Kriegsfuß und den absolut unrealistischen Jobs von Kolly und Lincoln am Ende, aber hier möchte ich nicht zu viel verraten.
In Summe hatte ich mir von der Idee viel mehr erwartet. Man hätte daraus eine süße Liebesgeschichte mit ein bisschen Verwechslung machen können, aber mir war einfach zu viel in diese eine Geschichte hineingepresst, sodass die großen Gefühle nicht im Vordergrund stehen konnten.