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Raffael, der Selbstbewusste mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz, der Bumerang in Raffaels Hand: Seit ihrer ersten Begegnung als Kinder sind sie unzertrennlich, Raffael geht voran, Moritz folgt. Moritz und seine Mutter Marie sind Zugezogene in dem einsamen Bergdorf, über die Freundschaft der beiden sollte Marie sich eigentlich freuen. Doch sie erkennt das Zerstörerische, das hinter Raffaels stahlblauen Augen lauert. Als Moritz eines Tages aufgeregt von der Neuen in der Schule berichtet, passiert es: Johanna weitet das Band zwischen Moritz und Raffael zu einem fatalen Dreieck, dessen…mehr

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Produktbeschreibung
Raffael, der Selbstbewusste mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz, der Bumerang in Raffaels Hand: Seit ihrer ersten Begegnung als Kinder sind sie unzertrennlich, Raffael geht voran, Moritz folgt. Moritz und seine Mutter Marie sind Zugezogene in dem einsamen Bergdorf, über die Freundschaft der beiden sollte Marie sich eigentlich freuen. Doch sie erkennt das Zerstörerische, das hinter Raffaels stahlblauen Augen lauert. Als Moritz eines Tages aufgeregt von der Neuen in der Schule berichtet, passiert es: Johanna weitet das Band zwischen Moritz und Raffael zu einem fatalen Dreieck, dessen scharfe Kanten keinen unverwundet lassen. Sechzehn Jahre später hat die Vergangenheit die drei plötzlich wieder im Griff, und alles, was so lange ungesagt war, bricht sich Bahn – mit unberechenbarer Wucht. Mareike Fallwickl erzählt von Schatten und Licht, Verzweiflung und Sehnsucht, Verrat und Vergebung. Ihr packendes Debüt bringt alle Facetten der Freundschaft zum Leuchten, die Leidenschaft, die Sanftheit – und die Liebe, in ihrer heilsamen, aber auch funkelnd grausamen Pracht.

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Autorenporträt
Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, arbeitet als freie Texterin und Lektorin, schreibt für eine Salzburger Zeitung eine wöchentliche Kolumne und betreibt seit 2009 einen Literaturblog. Für ihr literarisches Debüt »Dunkelgrün fast schwarz« erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramts Österreich. Mareike Fallwickl lebt im Salzburger Land.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.04.2018

Die Bestie in
Menschengestalt
Mareike Fallwickls Debütroman
über eine vergiftete Freundschaft
Der naturwissenschaftliche Begriff der Toxizität hat sich mittlerweile auch im zwischenmenschlichen Bereich zur Beschreibung ungesunder Beziehungen etabliert. Toxisch sind in Mareike Fallwickls Roman gleich mehrere Konstellationen. Doch im Zentrum steht die Freundschaft zwischen Moritz, genannt Motz, und Raffael, genannt Raf. Die beiden sind gleichaltrig, geboren zu Beginn der Achtzigerjahre, lernen sich im Kindergarten kennen, verlieren sich aber zu Beginn des neuen Jahrtausends, aus Gründen, die sich im Verlauf der Handlung nach und nach herausschälen – und treffen sich an einem regnerischen Abend im Jahr 2017 wieder. Da nämlich steht, und so eröffnet Fallwickl ihr Buch, Raffael unangemeldet vor Moritz’ Tür und lächelt; ein „Lächeln, das Männer versöhnlich macht und Frauen ruhelos.“
Mareike Fallwickl, Jahrgang 1983 wie ihre beiden Protagonisten auch, erzählt ihre Geschichte chronologisch ungeordnet und wechselweise aus verschiedenen Perspektiven: Moritz und Johanna, die als jugendliche Waise in das österreichische Dorf kommt, in dem die beiden Jungen aufwachsen, und die zum Spielball der Interessen wird, werden in der dritten Person geschildert; Marie, Moritz’ Mutter, spricht aus der Ich-Perspektive, wobei der Tonfall der einzelnen Erzählstränge sich kaum voneinander unterscheidet. Raffael selbst bleibt die große Leerstelle.
Mareike Fallwickl betreibt seit 2009 den Literaturblog „Bücherwurmloch“, und es ist ihrem Roman, erschienen als Spitzentitel in der Frankfurter Verlagsanstalt, von Beginn an deutlich anzumerken, dass er nicht nur dick, sondern auch groß sein will: Große Gefühle (das Wort „Emotionen“ gleich zweimal auf der zweiten Seite), große Katastrophen, große Bilder.
Es stellt sich allerdings schnell der Verdacht ein, dass die Ambitionen und die sprachlichen Möglichkeiten der Autorin in einem, ja: toxischen Verhältnis zueinander stehen. Denn der viel zu lange Text braucht als Rechtfertigung dafür, eine recht banale Konstellation weitschweifig zu erzählen, gleich mehrere Antriebsfedern, die die Mechanik am Laufen halten: Raffael, der blonde, blauäugige Bub, wird zu einem dämonischen Charakter aufgeblasen, der von früher Kindheit an seine Familie und deren Umfeld nach Belieben zu manipulieren imstande ist.
Raffaels Familie lebt in einem Dorf in der Nähe von Salzburg. Die Mutter, die ein ehemaliges Model ist, schwankt zwischen Apathie und Depression hin und her; der Vater verdient das Geld und ist, versteht sich, ebenfalls ein teuflischer Manipulator. Dass seine Dämonie sich bruchlos auf den Sohn übertragen haben soll, ist eines von zahlreichen Stereotypen, unter denen „Dunkelgrün fast schwarz“ leidet. Moritz wiederum ist das ungewollte Produkt eines One-Night-Stands. Alexander, der Vater, bringt in Wien sein Medizinstudium zu Ende, während Marie mit den zwei gemeinsamen Kindern in Alexanders Elternhaus zieht, um zu warten, bis Alexander nachkommt und die Praxis seines Vaters übernimmt.
Jene Passagen, in denen Marie über ihre Fremdheit und Einsamkeit im sozialen Gefüge des Dorfs erzählt, gehören zu den stärksten Passagen des Romans. Hier dreht Fallwickl sprachlich nicht auf, sondern findet einen ruhigen Beobachtungston, der ansonsten von einem Übermaß von allem überdröhnt wird: Die zahlreichen Metaphern wirken gesucht und nicht selten schief („grausig riecht es und gruftig, nach saurem Käse und schwarzgeriebenen Fingern“).
Moritz’ synästhetische Wahrnehmung, der der Roman seinen Titel verdankt, kommt allenfalls als dekoratives Accessoire daher, das den Text schön bunt macht, aber keinerlei Verweischarakter hat. Die Gedanken- und Lebenswelten vor allem der Männer sind reich an Klischees, wie man sie sonst in Frauenzeitschriften findet: Gemeinsam saufen gehen und in Jogginghosen vor dem Fernseher abhängen und Bier trinken. Der klassische Männerabend.
Weitaus gravierender allerdings ist der Umstand, dass Mareike Fallwickl das klassische „Show, don’t tell“-Prinzip geradezu zwangsläufig vernachlässigen muss. Weil sie die psychologische Tiefe und charakterliche Abgründigkeit der Raffael-Figur, die der Motor der Handlung ist, nicht erzählerisch ausführen kann, muss sie immer wieder und wieder behauptet werden.
Erst gegen Ende entwickelt „Dunkelgrün fast schwarz“ noch einmal einen kleinen Anflug von Spannung, weil die Auflösung der unheilvollen Dreiecksgeschichte zwischen Ralf, Motz und Johanna dann doch ganz geschickt inszeniert wird. Bis es so weit kommt, hat Mareike Fallwickl allerdings eine anstrengende Überdosis an Drama, Sex, Gewalt, gewalttätigem Sex und Verruchtheit in ihren Debütroman gepackt.
CHRISTOPH SCHRÖDER
Mareike Fallwickl: Dunkelgrün fast schwarz. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2018. 476 Seiten, 24 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Allein auf der zweiten Seite
kommt das Wort „Emotion“
gleich zweimal vor
Gemeinsam saufen gehen,
vor dem Fernseher abhängen: der
typische Männerabend
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2018

Es wummert mein Herz
Mareike Fallwickl treibt es in ihrem Debütroman "Dunkelgrün fast schwarz" ziemlich bunt

Moritz sieht dank seiner synästhetischen Begabung den "zementfarbenen Schleier der Erschöpfung" in den Augen seiner Freundin, ihre wespenhaft summende, "blütenstaubfarbene Sorge" und ihre "schimmerblaue Unsicherheit". Aber er sieht auch quasi in Cinemascope, wie die anfangs limonenhellgrüne Aura seines besten Freundes Raffael, kurz: Raf, immer mehr ins Dunkelgrüne, ja Schwarze abfärbt. Er ist machtlos dagegen: "Motz" ist Raf von Kindesbeinen an verfallen. Schon im Sandkasten ergab er sich ohne Gegenwehr dem Charisma des "Arschlochkindes", das ihn sein Leben lang treten und schlagen, demütigen und verraten würde. Jetzt, siebzehn Jahre nach der Matura und der Trennung im Streit, klingelt Raf wieder an der Haustür und schleppt seinen Freundfeind zum Männerabend ab, obwohl dessen hochschwangere Freundin warnt: Er oder ich.

Die österreichische Autorin Mareike Fallwickl beschreibt in ihrem ersten Roman eine Dreiecksbeziehung, deren "scharfe Kanten keinen unverletzt lassen". Weder den arglosen, anhänglichen Moritz noch Raffael, das böse Kind, den zynischen Manipulator und global operierenden Hochstapler. Und schon gar nicht Johanna alias Jo, das Waisenkind, das sich nie zwischen den beiden Freunden entscheiden konnte und darüber fast zerbrach.

Auf einer zweiten Ebene wiederholen die Eltern das Drama ihrer Problemkinder. Moritz' Mutter Marie durchschaute Raf von Anfang an, aber weil sie als Zugezogene fremd und einsam in dem Bergkaff Hallein (aus dem auch Fallwickl stammt) war, wollte sie seine Mutter nicht kränken. Mit seinem Vater ließ sie sich sogar auf eine Affäre ein, obwohl der Banker genauso gefühlskalt wie sein psychopathischer Sohn war.

Die Konfliktlinien sind schlicht und vorhersehbar, die Erzählkonstruktion ist ambitioniert: Fallwickl verschachtelt die doppelte Dreierbeziehung geschickt ineinander und fächert sie wieder auf in ein Mosaik von Rückblenden, Perspektiven, Stimmen. Motz, Jo und auch Marie kommen zu Wort. Raf, die leere Mitte des Dreiecks, bleibt in all seiner grünlich schillernden Bosheit im Dunkeln. Manche Menschen, weiß Marie, "können nur leuchten, indem sie andere ins Dunkle schubsen".

Das ist aber nicht das einzige Problem dieses Romans. Fallwickl plädiert in ihrem Literaturblog Bücherwurmloch vehement gegen Romane mit mehr als dreihundert Seiten. Ihr Debütroman ist fast zweihundert Seiten länger, und das ist dann wirklich zu viel für die überschaubaren Abgründe der Halleiner Dreierbande. Fallwickl will, ähnlich wie ihr Landsmann Michael Haneke in seinen Filmen, zeigen, wie angeborene Arroganz und korrespondierende Hörigkeit Beziehungen zerstören und Freundschaften vergiften. Aber sie schreibt über alles, was sie gerade umtreibt: Schwangerschaft, Kindererziehung, Kindheitserinnerungen, Berliner Hipster. Und vor allem schreibt sie immer ein bisschen zu laut: Die Bilder sind zu bunt, die Gefühle zu groß, die Wörter zu gewählt. In jeder Zeile ist der Wille zum großen Wurf spürbar, an jeder Ecke wird tapfer ein Zaunpfahl von Bedeutung, die Fahne emotionaler Intensität oder wenigstens das Fähnchen unhintergehbarer Poesie aufgepflanzt.

Heraus kommen dabei dann Knallersätze wie "Wumm, macht mein Herz und krampft sich zusammen wie eine Nacktschnecke, auf die jemand getreten ist" oder "Der Kuss hatte sich in ihr Herz gebohrt wie eine Sicherheitsnadel, der Verschluss war eingerastet". Und jede Menge ausgeleierter Metaphern: Die Zukunft glänzt wie ein polierter Apfel, die Eifersucht kreischt wie ein Papagei, die Hormone tanzen Polka im Blut. Das Weinen "hat einen dicken Bauch, gefüllt mit Verzweiflung"; "das Warten umfängt sie wie eine dicke Cousine, die sie eine Weile nicht gesehen hat, mit Oberlippenbart und Achselschweißgeruch". Mareike Fallwickl beherrscht den mädchenhaft kecken Ton und die derbere Sprache der großen Jungs, sie schreckt weder vor Kotzen und Würgen noch vor Fifty-Shades-of-Dunkelgrün-Sex zurück. Aber meistens kriecht sie doch sehr langsam und behutsam in die wunden Seelen von Heranwachsenden und badet in der "widerlichen Säure ihrer eigenen Traurigkeit".

Der Roman, prophezeite eine österreichische Buchhändlerin, werde "einschlagen wie ein Böller auf einem Blechdach", und so ist es dann auch gekommen. Ihre Fans lieben Mareike Fallwickl für ihre kühnen Metaphern, ihre unverblümte Ehrlichkeit und all die schönen Blechböllersätze, die man am liebsten "heranziehen und umarmen" will.

Mareike Fallwickl bezeichnet sich in ihrem Bücherwurmloch selbst als "wandelndes Klischee" der manischen Schreiberin. Mit acht Jahren, nachdem sie Michael Endes "Unendliche Geschichte" entdeckt hatte, begann sie zu schreiben. Ihre mit Manuskripten überschüttete Deutschlehrerin stöhnte, aber das war ihr egal. Mit dreizehn tippte sie ihr erstes Buch, "Lena Katzenauge", in die Schreibmaschine; es folgten Theaterstücke, Krimis, Frauenromane, auch Liebessachen und "viel Scheiße", aber nie "hochgestochene Literatur".

Inzwischen erfasst Mareike Fallwickl, auch in den sozialen Netzwerken atemraubend fleißig twitternd und postend, schier alles, was im Reich der Literatur nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ihr Hobby hat sie zum Beruf gemacht: Sie arbeitet als Werbetexterin, Lektorin, Kolumnistin, Bloggerin und jetzt auch als Schriftstellerin. Die Idee zu ihrem Roman kam ihr 2015, als sie auf einem Spielplatz ein vierjähriges "Arschlochkind" beim heimlichen Treten ertappte. "Dunkelgrün fast schwarz" will die Autorin dank ihrer zwanzigjährigen Übung dann in nicht einmal sechs Monaten geschrieben haben. Beides sieht man ihrem Erstling an. Die Routine im Träumen, Texten und Bloggen vielleicht noch ein wenig mehr als das Naturtalent.

MARTIN HALTER

Mareike Fallwickl: "Dunkelgrün fast schwarz". Roman.

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2018. 480 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christoph Schröder hält Mareike Fallwickls Roman über eine Männerfreundschaft für ganz und gar nicht überzeugend. Dass die Autorin mehr will als ihr an erzählerischem Talent zur Verfügung steht, merkt er schnell. Den angepeilten großen Gefühlen und Bildern entsprechen laut Schröder im Buch bloß banale Figurenkonstellationen, Stereotypen und Klischees aus Frauenzeitschriften sowie Behauptungen der Figurenpsychologie statt ihrer erzählerischen Ausführung. Passagen mit ruhigem Beobachtungston und Spannung entdeckt der Rezensent nur ganz wenige im Buch.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Was für ein Plot, was für Figuren, welche Sprache, welche Tiefe.« Focus