Dieser Roman beruht auf einer wahren Geschichte. Er erzählt den Mord an Catherine Susan Genovese (7.7.1935 – 13.3.1964), den die New York Times zwei Wochen später medienwirksam unter dem Titel Thirty-Eight Who Saw Murder Didn't Call the Police („38 sahen den Mord und riefen nicht nach der Polizei“)
ausgeschlachtet wurde. Dieser Mord ist derjenige, der das Wort Zuschauereffekt prägte, also ein…mehrDieser Roman beruht auf einer wahren Geschichte. Er erzählt den Mord an Catherine Susan Genovese (7.7.1935 – 13.3.1964), den die New York Times zwei Wochen später medienwirksam unter dem Titel Thirty-Eight Who Saw Murder Didn't Call the Police („38 sahen den Mord und riefen nicht nach der Polizei“) ausgeschlachtet wurde. Dieser Mord ist derjenige, der das Wort Zuschauereffekt prägte, also ein psychologisches Phänomen, bei welchen Zeugen eines Unfalls zuschauen ohne Hilfe zu leisten.
Auf 270 Seiten beschreibt der Autor ca. 3 Stunden in NY City (von ca. 3:15 Uhr bis 6:15 Uhr) aus neun verschiedenen Blickwinkeln, und das ist das Problem des Buches. Es klingt, als wenn hier der Mord an Kitty Genovese aufgearbeitet würde, aber dem ist nicht so. Diese blutige Tat zieht sich zwar wie ein roter Faden durch die Erzählung und taucht immer wieder in kurzen einzelnen Kapiteln auf, tatsächlich werden hier jedoch mehrere teils sehr unterschiedliche, klischeehafte und eher langweilige bis zähe Geschichten erzählt, die sich überschneiden und miteinander verweben.
Da wären die Geschichten von
1. Catherine Susan Genovese, der als Aufhänger für das Buch herhält, in Wirklichkeit aber den geringsten Platz im Buch einnimmt.
2. Patrick Donaldson und seiner kranken Mutter
3. Diane Myers und Larrys Eheprobleme
4. Thomas Marlowes Einsamkeit und seine Erkenntnis warum er einsam ist
5. Frank Riva, der nachts noch einmal hinaus geht, weil seine Frau glaubt etwas Schreckliches getan zu haben.
6. Die Geschichte des Lehrers Nathan Vacanti und seiner dunklen Vergangenheit, die ihn einholt.
7. Die Geschichte des brutalen Polizisten Alan Kees
8. Peter, Ron, Anne und Bettie, die es mal mit Partnertausch versuchen wollen.
9. Die Geschichte zweier Sanitäter, die nachts mit ihrem Krankenwagen unterwegs sind.
Wenn nicht einige dieser neun Handlungsstränge durchaus gelungen gewesen wären hätte das Buch nur 1-2 Sterne bekommen, denn der Autor ergeht sich zum einen sehr oft in ermüdenden Details wie, der Marke von Kameras (Bell and Howell Zoomatic Kamera (S. 82)) und, was für mich das wirklich anstrengende an diesem Buch war, der Stil ist grauenhaft.
Die erzählweise ist telegrammartig abgehackt. Eine ermüdende Aufzählung von Ereignissen und deren Ablauf. Z. Bsp. S. 19: „Als Kat sich aus dem Auto zwängt, sieht sie einen schwarzweißen Streifenwagen, der leise an ihr vorbeischleicht. Das Rotlicht springt aus seinem Dach hervor wie die Spitze eines Lippenstifts. Sie erkennt im Wageninneren das blasse Gesicht eines Polizisten, der in ihre Richtung sieht. Dann ist er fort. Sie schaut dem roten Glühen der Rücklichter nach, bis der Wagen am Ende des Blocks um eine Ecke biegt. In der Ferne ertönt eine Autohupe. Ein Hund heult den Mond an, dann ein lauter Ruf,…“ und so geht es das ganze Buch in einem Fort weiter.
Die Intention des Autors war wohl die Schilderung des Lebens in einer Stadt. „Das Leben in einer Stadt wie dieser besteht aus einer zufälligen Begegnung nach der anderen, Fremde, die einander zu Tausenden über den Weg laufen, manchmal aufeinander Einfluss nehmen, wenn auch gewöhnlich auf völlig unerhebliche Weise.“ (S. 256) – Ja unerhebliche Weise, das trifft es leider. Diese teils unerhebliche Weise wird aber teils sehr brutal und in Gossensprache beschrieben, was auch erklärt, warum dieses Buch im Heyne- Hardcore Verlag erschienen ist.
Laut Verlag "Seit Herbst 2005 eine neue Buchreihe mit Aufsehen erregenden Titeln aus den Bereichen Spannung, Erotik und Undergroundliteratur. Jedes Buch stellt etwas Besonderes dar, keine Genre-Einheitsware, sondern Bücher, die aufgrund ihrer Thematik, des Buchtyps oder der herausragenden schriftstellerischen Qualität von sich Reden machen."
Fazit: Definitiv kein Thriller und auch kein Krimi. Eher eine teils sehr brutale Sozialstudie aus 9 Blickwinkeln, die sich streckenweise extrem durch Belanglosigkeiten quält.