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Eine Einführung in die KI und ihre Folgen für alle
Die Menge der verfügbaren Daten wächst rasant. Was wir kaufen, mögen und ablehnen - all das kann kontinuierlich gemessen und genutzt werden. Künstliche Intelligenz, ein Teilgebiet der Informatik, gilt durch die Erfolge in den zurückliegenden Jahren als Schlüsseltechnologie dieses Jahrhunderts. Und beides bedingt sich: Die Daten und die Algorithmen verbessern sich quasi gegenseitig. Weil das Thema so zentral ist und fast alle Branchen und Lebensbereiche betrifft, ist es auch für Fachfremde lohnend, sich damit zu beschäftigen. Katharina Zweig hat dazu einen lesenswerten Beitrag geliefert. Mit ihrem Buch "Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl: Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können" hat sie einen leicht verständlichen, kurzweiligen Einführungstext geschrieben. Auch wenn der Titel mahnend und skeptisch klingen mag, möchte sie keine Angst machen. Sie lehnt diesen technologischen Fortschritt keineswegs ab. Zweig möchte darauf hinweisen, wovon es abhängt, dass diese Technologie sinnvoll nutzbar gemacht werden kann - kurz gesagt: Das liegt nicht nur an den Programmierern, sondern genauso an anderen Professionen wie der Rechtswissenschaft, der Wirtschaftstheorie, der Politik und der Philosophie. Die Autorin selbst hat einen naturwissenschaftlichen Hintergrund. Sie lehrt Informatik an der TU Kaiserslautern und hat dort den Studiengang Sozioinformatik ins Leben gerufen, der danach fragt, wie sich (neue) Softwaresysteme gesellschaftlich auswirken. Vor der Informatik studierte sie Biochemie, mittlerweile ist ihr Rat auch in der Politik gefragt - sie gehört beispielsweise der Enquete-Kommission "Künstliche Intelligenz" des Bundestages an. In ihrem Buch erklärt sie, was ein Algorithmus eigentlich ist und was ihn von strukturiertem Ausprobieren (einer Heuristik) unterscheidet. Ausführlich setzt sie sich damit auseinander, wie wichtig gute Daten sind und welche Gefahren bestehen, wenn verwendete Datensätze unvollständig, zu alt oder verzerrt sind. Die Folgen können gerade dann gravierend sein, wenn damit "Künstliche Intelligenzen" trainiert werden, die tiefgreifende Entscheidungen treffen über das Leben von Menschen. Zum Beispiel, wenn Richter sich auf Vorhersagen stützen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Häftling rückfällig wird, wenn sie ihn vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Analysen aus Amerika haben gezeigt, welche Vorurteile in vergangenen Gerichtsentscheidungen stecken in Bezug auf Geschlecht oder Hautfarbe der Betroffenen - und in der Statistik somit erst einmal weitertransportiert werden, wenn diese unachtsam verwendet wird. In dieser Hinsicht ist Zweigs Buch nicht nur eine Hilfe für Einsteiger.
ALEXANDER ARMBRUSTER
Katharina Zweig: Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl. Heyne Verlag, München 2019. 320 Seiten. 20 Euro.
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