Interview Frank GoldammerWie entsteht die Hauptfigur einer neuen Krimireihe, in diesem Fall Ihr Kommissar Felix Bruch? Es ist gleichermaßen einfach und kompliziert. Man fragt sich, was könnte interessant sein für die Leser, was gab es schon zuhauf und wie kann ich unter all den Kriminalisten einen erfinden, den es noch nicht gab. Man sucht sich Statur und Aussehen aus, fragt sich, welches Gemüt die Figur hat, welchen Hintergrund er haben sollte. Gerade bei Bruch ist das die Frage aller Fragen, die sich über alle Bände dieser Reihe ziehen soll.
Was unterscheidet Bruch von seinem Vorgänger Max Heller? Heller ist ein sehr charakterfester, stabiler Mann, er hat seine Vorsätze und gibt sie nur schwer auf. Was er in seinem Leben durchmachen musste, hat ihn stärker gemacht und zu dem Menschen geformt, der er bis zum Schluss war. Bruch dagegen ist labil, scheinbar empathielos, jeder Blick in seine Vergangenheit bringt ihn aus dem Gleichgewicht.
Er ist ein komplettes Gegenstück zu Max Heller. Dieser lebte für seine Arbeit, für Felix Bruch scheint Arbeit eher Mittel zum Zweck. Während das Leben um Heller herum beschrieben wurde, drehte es sich…mehr Interview Frank Goldammer
Wie entsteht die Hauptfigur einer neuen Krimireihe, in diesem Fall Ihr Kommissar Felix Bruch?
Es ist gleichermaßen einfach und kompliziert. Man fragt sich, was könnte interessant sein für die Leser, was gab es schon zuhauf und wie kann ich unter all den Kriminalisten einen erfinden, den es noch nicht gab. Man sucht sich Statur und Aussehen aus, fragt sich, welches Gemüt die Figur hat, welchen Hintergrund er haben sollte. Gerade bei Bruch ist das die Frage aller Fragen, die sich über alle Bände dieser Reihe ziehen soll.
Was unterscheidet Bruch von seinem Vorgänger Max Heller?
Heller ist ein sehr charakterfester, stabiler Mann, er hat seine Vorsätze und gibt sie nur schwer auf. Was er in seinem Leben durchmachen musste, hat ihn stärker gemacht und zu dem Menschen geformt, der er bis zum Schluss war. Bruch dagegen ist labil, scheinbar empathielos, jeder Blick in seine Vergangenheit bringt ihn aus dem Gleichgewicht. Er ist ein komplettes Gegenstück zu Max Heller. Dieser lebte für seine Arbeit, für Felix Bruch scheint Arbeit eher Mittel zum Zweck. Während das Leben um Heller herum beschrieben wurde, drehte es sich bei Bruch nur um sein innerstes Ich. Ich wollte einen wirklich größtmöglichen Kontrast zwischen den beiden herstellen.
Wie würden Sie die spezielle Dynamik zwischen Bruch und seiner neuen Kollegin Nicole Schauer beschreiben?
Bruch könnte gut ohne Schauer auskommen, zumindest glaubt er das zu Beginn. Er will alles abblocken, jede unnötige Regung, jedes Wort ist ihm zu viel. Sie möchte wissen, wer er ist, scheint übergriffig und hat doch ein gutes Recht zu erfahren, welch ein Typ er ist. Denn sie muss sich auf ihn verlassen können und hat allzu sehr das Gefühl, dass in dieser Abteilung etwas nicht stimmt. Letztlich werden sie beide voneinander profitieren, auch wenn sie lange brauchen, um das zu verstehen.
Die beiden ermitteln im Fall eines vermissten 12-jährigen Mädchens. Dass ihr Kind spurlos verschwindet, ist wohl der größte Albtraum von Eltern. Ist das Schreiben darüber auch eine Art, mit eigenen Ängsten umzugehen?
Himmel, das wäre das Schlimmste, das mir zustoßen könnte. Ich mag es mir gar nicht ausmalen. Ich weiß, dass ich nicht der erste bin, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Doch letztlich gibt so viele Kriminalromane und -filme, irgendwie scheint jedes Thema schon bedient. Es handelt sich also nur um Variationen – die Kunst besteht darin, eine Variation zu finden, die es so vielleicht noch nicht gab.
Das Hörbuch zu „Der Bruch“ wird von Stefan Kaminski gelesen, der ein Jahr vor Ihnen ebenfalls in Dresden geboren wurde. Kannten Sie sich vorher? Inwiefern sind Sie in die Produktion Ihrer Hörbücher überhaupt involviert?
Lustigerweise habe ich ihn vor einigen Jahren auf einer Party kennengelernt, da war von einer solchen Zusammenarbeit noch gar keine Rede. Einfluss habe ich aber auf die Hörbuchproduktion kaum und, um es direkt zu sagen, ich möchte auch gar nicht. Das ist nicht mein Job.
Sie haben in Ihren Büchern Ihre Heimatstadt in verschiedenen Epochen beschrieben und kennen Dresden wie Ihre Westentasche. Kann die Stadt Sie trotzdem noch überraschen?
Hm, höchstens mal mit dem einen oder anderen Geschichtsdetail, das mir bisher entgangen war, sonst eigentlich kaum. Und gelegentlich mit einem neuen Häuserkomplex, der entstand, während ich ein Stadtteil ein paar Monate nicht besucht habe. Dann kann man mir die Verblüffung vom Gesicht ablesen.
2021 haben Sie Ihren bisherigen Beruf Malermeister an den Nagel gehängt. Vermissen Sie ihn manchmal?
Oh nein! Ich habe die Arbeit sehr gemocht, doch letztlich waren es der Stress und der ewige Druck, Arbeit zu beschaffen, Geld einzuholen, zu organisieren, die an meiner Lebensqualität zehrten. Das kann vermutlich nur ein Selbständiger oder Handwerker nachvollziehen. Noch dazu die extreme körperliche Belastung. Das alles vermisse ich nicht. Und sollte mich die Sehnsucht mal überkommen, dann renoviere ich einfach ein Zimmer in meiner Wohnung.
Interview: Literaturtest, 2022