"Ein Tanz zur Musik der Zeit" von Anthony Powell gehört zu den bedeutendsten Romanwerken des 20. Jahrhunderts und zeichnet ein facettenreiches Bild der englischen Upperclass vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die späten sechziger Jahre. Mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis nimmt uns der Erzähler Nick Jenkins mit in das Leben eines Freundeskreises aus der englischen Upperclass. Eröffnet wird der "Tanz" im ersten Band "Eine Frage der Erziehung" mit Jenkins' Jugend- und Collegezeit.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2017Widmerpool
Den Namen dieses Unglücksraben wird man sich merken müssen: Widmerpool. Schon nach wenigen Minuten taucht er auf, und es dauert nicht lange, bis er in einem Gespinst cool erzählter Anekdoten seiner Mitschüler in einem der privaten Elite-Internate Englands eingesponnen ist. „A Question of Upbringing“ heißt der erste Band von Anthony Powells großem Romanzyklus „Ein Tanz zur Musik der Zeit“, der die englische Oberschicht durch die Jahrzehnte vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die späten Sechziger begleitet. „Eine Frage der Erziehung“ hat ihn der Übersetzer Heinz Feldmann im Deutschen betitelt. Er behält die lang ausschwingenden Perioden des Erzählers bei, und das ist keine geringe Herausforderung für den Sprecher, zumal in Powells Prosa das sonore Geräusch der vielen Dialogpassagen die formvollendete Syntax so verlässlich umspült wie das Meer die britischen Inseln.
Frank Arnold meistert diese Herausforderung souverän. Widmerpool ist der erste Name eines Schülers oder Lehrers, dem er zu Lebendigkeit zu verhelfen hat, sowohl in der Erzählerstimme wie im Dialog. Stringham, Templer, der Hausdirektor Le Bas werden folgen. Es ist gut, dass Arnold kein Stimmentheater aufschlägt, die Einzelfiguren nicht allzu markant mit Individualstimmen ausstattet. Denn es gehört zu diesem Roman, dass die Nachnamen die Vornamen überlagern. Jedes Individuum ist hier zugleich und vor allem Gesellschaft. Wer sich in Brexit-Zeiten in diesen Totentanz der Englishness hineinziehen lassen will, sollte sich dieser Hörfassung anvertrauen.
LMUE
Anthony Powell: Eine Frage der Erziehung. Gelesen von Frank Arnold. Speak Low, Berlin 2017, 2 MP3-CDs, 521 Min., 19,90 Euro.
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Den Namen dieses Unglücksraben wird man sich merken müssen: Widmerpool. Schon nach wenigen Minuten taucht er auf, und es dauert nicht lange, bis er in einem Gespinst cool erzählter Anekdoten seiner Mitschüler in einem der privaten Elite-Internate Englands eingesponnen ist. „A Question of Upbringing“ heißt der erste Band von Anthony Powells großem Romanzyklus „Ein Tanz zur Musik der Zeit“, der die englische Oberschicht durch die Jahrzehnte vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die späten Sechziger begleitet. „Eine Frage der Erziehung“ hat ihn der Übersetzer Heinz Feldmann im Deutschen betitelt. Er behält die lang ausschwingenden Perioden des Erzählers bei, und das ist keine geringe Herausforderung für den Sprecher, zumal in Powells Prosa das sonore Geräusch der vielen Dialogpassagen die formvollendete Syntax so verlässlich umspült wie das Meer die britischen Inseln.
Frank Arnold meistert diese Herausforderung souverän. Widmerpool ist der erste Name eines Schülers oder Lehrers, dem er zu Lebendigkeit zu verhelfen hat, sowohl in der Erzählerstimme wie im Dialog. Stringham, Templer, der Hausdirektor Le Bas werden folgen. Es ist gut, dass Arnold kein Stimmentheater aufschlägt, die Einzelfiguren nicht allzu markant mit Individualstimmen ausstattet. Denn es gehört zu diesem Roman, dass die Nachnamen die Vornamen überlagern. Jedes Individuum ist hier zugleich und vor allem Gesellschaft. Wer sich in Brexit-Zeiten in diesen Totentanz der Englishness hineinziehen lassen will, sollte sich dieser Hörfassung anvertrauen.
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Anthony Powell: Eine Frage der Erziehung. Gelesen von Frank Arnold. Speak Low, Berlin 2017, 2 MP3-CDs, 521 Min., 19,90 Euro.
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Very british. Grosseltern 20180301