Eigentlich sage ich ziemlich oft: »Och, Liebesromane? Nö, das ist nicht so mein Genre!« Deswegen war ich letzten Sommer erstmal mäßig begeistert, als Überraschungsgeschenk ausgerechnet "Vielleicht mag ich dich morgen" von Mhairi McFarlane in meinem Briefkasten vorzufinden... Aber einem geschenkten
Buch schaut man doch mal in die Seiten, und schnell stellte ich fest: Huch, das gefällt mir ja…mehrEigentlich sage ich ziemlich oft: »Och, Liebesromane? Nö, das ist nicht so mein Genre!« Deswegen war ich letzten Sommer erstmal mäßig begeistert, als Überraschungsgeschenk ausgerechnet "Vielleicht mag ich dich morgen" von Mhairi McFarlane in meinem Briefkasten vorzufinden... Aber einem geschenkten Buch schaut man doch mal in die Seiten, und schnell stellte ich fest: Huch, das gefällt mir ja richtig gut - einfallsreich, witzig, mit tollen Charakteren und einem lockeren und dabei souveränen Schreibstil... Bitte mehr davon!
Deswegen war ich vor ein paar Wochen auch schon deutlich freudiger überrascht, als "Es muss wohl an dir liegen" mit der Morgenpost eintrudelte.
Nach dem Klappentext könnte man vielleicht glauben, es hier mit einem sehr gradlinigen Liebesroman zu tun zu haben, mit viel Kitsch und einem vorhersehbaren Ende. Aber weit gefehlt: dieses Buch hat mich immer wieder positiv überrascht und mit jeder Seite mehr von sich überzeugt. Es geht nicht "nur" um eine gescheiterte Beziehung, es geht vor allem um eine Frau, die dadurch aus ihrem Trott wachgerüttelt wird und feststellt, dass sie in den letzten 10 Jahren immer den einfachsten, bequemsten Weg gewählt hat und sich nie getraut hat, ihre Träume tatsächlich anzupacken. Und so zieht sie los und krempelt ihr Leben von Grund auf um.
Das ist unheimlich witzig, unheimlich rührend, unheimlich originell und hat überraschend viel Tiefgang. Immer wieder geht es um die Dinge, die einen zurückhalten, die Dinge, die einen antreiben. Außerdem ist die Geschichte sehr komplex, mit vielen unerwarteten Wendungen. Liebesroman, Krimi, Superheldinnen und Spionage, Drama, Gegenwartsliteratur, das Ganze ist eine richtige Wundertüte, und das machte es für mich so spannend und unterhaltsam.
Delia ist eine sympathische Heldin, mit der man mitfühlen kann. Es macht einfach Spaß, ihr dabei zuzusehen, wie sie im Laufe des Buches ihre eigenen Stärken entdeckt! Sie hat Grafikdesign studiert, wollte eigentlich immer Comics zeichnen, aber nach dem Studium war sie so fest davon überzeugt, dass alle anderen mehr Talent haben als sie, dass sie diesen Traum aufgegeben hat, ohne es auch nur zu versuchen. Und auch in ihrer Beziehung zu Paul hat sie sich selbst und ihre eigenen Wünsche aufgegeben, um ihr ganzes Leben rund um seine Wünsche herum aufzubauen.
Ich habe oft aufgestöhnt, wenn sie wieder mal einen Rückzieher machte, aber umso befriedigender war dann jeder Schritt in die richtige Richtung. Sie beginnt endlich wieder, an dem Comic weiterzuarbeiten, den sie als junges Mädchen begonnen hat - und das Buch enthält einige Seiten des Comics, was mir sehr gut gefallen hat!
Ich fand auch die anderen Charaktere gut geschrieben, und bei vielen darf man sich wirklich nicht auf den ersten Eindruck verlassen... Anfänglich sympathische Charaktere entpuppen sich als Mogelpackung (und umgekehrt), aber alle sind meines Erachtens lebensecht, knallbunt und dreidimensional.
Auch die Liebesgeschichte fand ich wunderschön und kein bisschen klischeebehaftet. Bis zum Schluss war ich mir nicht sicher, wie es tatsächlich ausgehen würde, aber ich bin mit dem Ende sehr zufrieden!
Dem Humor stand ich erst ein bisschen skeptisch gegenüber. Einer der Charaktere hat einen, wie Delia das ausdrückt, anarchischen Analhumor, den ich überhaupt nicht witzig fand, sondern nur primitiv... Aber gerade dieser Charakter macht dann im Laufe des Buches eine große Entwicklung durch, und ansonsten hat mich das Buch öfter mal zum Lachen oder Schmunzeln gebracht.
Der Schreibstil ist in meinen Augen nie langweilig. Er ist pfiffig, mit originellen Formulierungen und viel Liebe zum augenzwinkernden Detail. Dabei beherrscht die Autorin alle Facetten, von rasanten Szenen bis zu ruhigen Zwischensequenzen.