Wilfried Schmickler (Jg. 1954) macht seit über dreißig Jahren politisches Kabarett - dabei liegt die Betonung auf „politisch“. Der übliche „Klamauk“ ist nicht sein Metier - nein, er ist der Scharfrichter unter den deutschen Kabarettisten. Bissig, bitterböse, sarkastisch und doch unglaublich komisch
- das sind seine Markenzeichen. Er hat keine Ladehemmungen, wenn er sich in der für ihn typischen…mehrWilfried Schmickler (Jg. 1954) macht seit über dreißig Jahren politisches Kabarett - dabei liegt die Betonung auf „politisch“. Der übliche „Klamauk“ ist nicht sein Metier - nein, er ist der Scharfrichter unter den deutschen Kabarettisten. Bissig, bitterböse, sarkastisch und doch unglaublich komisch - das sind seine Markenzeichen. Er hat keine Ladehemmungen, wenn er sich in der für ihn typischen Stakkato-Sprache einem Thema widmet, das ihn „gerade am Arm packt“.
Bekannt ist Schmickler vor allem durch das Fernsehen. Seit nunmehr zwanzig Jahren gehört er zum Stammpersonal der WDR-Mitternachtsspitzen. Nun liegt mit „Es war nicht alles schlecht“ sein erstes Buch vor, das einen Querschnitt durch sein kabarettistisches Schaffen präsentiert.
Die zweihundert Seiten zeigen Wilfried Schmickler als großen Satiriker in Höchstform. Ob Leitkultur, Auslandseinsätze, Dschungelcamp, Feinripp-Produktion, Billigflieger oder Missbrauchsfälle - Schmickler hat den gnadenlosen Blick auf die ungeschminkte Realität in Deutschland. Da macht er auch vor dem Kanzleramt nicht Halt, wo bei der „guten Mutti“ spät nachts noch Licht brennt. Doch was heißt hier Mitternacht, für Schmickler stehen die Zeiger überall kurz vor Ladenschluss.
Schmickler kommentiert und entlarvt sie alle, vom Programmdirektor bis zum Nichtwähler, vom VW-Spitzenfunktionär bis zum Schalterbeamten. Dabei schickt er den deutschen Michel schon mal ins Koma. Das Schmickler auch lyrisch äußerst angriffslustig sein kann, beweisen einige eingestreute Kabarett-Verse. Auch hier legt die legendäre „Revolverschnauze“ mitunter mehr Wahrheit zwischen die Zeilen als der geneigte Otto Normalbürger verträgt.
Es sind jedoch ernsthafte Worte, die Schmickler immer wieder an den Leser richtet, er ist nicht auf Pointenjagd aus. Dazu ist er in seinen Schlussfolgerungen niemals zimperlich. Das mag zuerst erschrecken, doch je kritischer man selbst auf die deutsche Wirklichkeit sieht, desto mehr bleibt einem ja selbst das Lachen im Halse stecken.
Fazit: Ein Taschenbuch mit messerscharfem Wortwitz und einem unbändigen Willen zur Aufklärung, wobei Schmickler an den Leser / die Leserin keine Trostpflaster verteilt. Erstklassig geschrieben, dabei bitterböse wie erfrischend amüsant.
Manfred Orlick