Alexander Osang
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Fast Hell (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 349 Min.
Sprecher: Kaminski, Stefan
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Alles ist genauso passiert, soweit ich mich erinnere ...
Ihre Wege kreuzen sich schon, laufen nebeneinander, lange, bevor Alexander Osang beschließt, Uwes Geschichte aufzuschreiben. Und mit ihm aufbricht auf einem Schiff in die Vergangenheit. Die weißen Nächte über der Ostsee - sie sind fast hell, verheißungsvoll und trügerisch, so wie die Nachwendejahre, die beide geprägt haben. Doch während Uwe der Unbestimmte, Flirrende bleibt, während sich seine Geschichte im vagen Licht der Sommernächte auflöst, beginnt für Alexander Osang eine Reise zu sich selbst, getrieben von der Frag...
Alles ist genauso passiert, soweit ich mich erinnere ...
Ihre Wege kreuzen sich schon, laufen nebeneinander, lange, bevor Alexander Osang beschließt, Uwes Geschichte aufzuschreiben. Und mit ihm aufbricht auf einem Schiff in die Vergangenheit. Die weißen Nächte über der Ostsee - sie sind fast hell, verheißungsvoll und trügerisch, so wie die Nachwendejahre, die beide geprägt haben. Doch während Uwe der Unbestimmte, Flirrende bleibt, während sich seine Geschichte im vagen Licht der Sommernächte auflöst, beginnt für Alexander Osang eine Reise zu sich selbst, getrieben von der Frage, wie er zu dem wurde, der er ist.
Eindringlich und mit staunendem Blick erzählt er von den Zeiten des Umbruchs und davon, wie sich das Leben in der Erinnerung zu einer Erzählung verdichtet, bei der die Wahrheit vielleicht die geringste Rolle spielt.
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Alexander Osang, geboren 1962 in Berlin, studierte in Leipzig und arbeitete nach der Wende als Chefreporter der Berliner Zeitung. Seit 1999 berichtet er als Reporter für den Spiegel, acht Jahre lang aus New York, und bis 2020 aus Tel Aviv. Für seine Reportagen erhielt er mehrfach den Egon-Erwin-Kisch-Preis und den Theodor-Wolff-Preis. Er lebt heute mit seiner Familie in Berlin. Sein Roman "Fast hell" (Aufbau Verlag, 2021), stand mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Sein Erzählungsband 'Winterschwimmer' ist als Aufbau Taschenbuch lieferbar. Seit 30 Jahren erscheint sein essayistisches Werk im Ch. Links Verlag. Zuletzt erschien dort 'Das letzte Einhorn. Menschen eines Jahrzehnts'.
Produktbeschreibung
- Verlag: Aufbau Audio
- Erscheinungstermin: 18. Januar 2021
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783961053537
- Artikelnr.: 61365815
Flucht im Kofferraum des Diplomaten
Als das Leben für einige den roten Teppich ausrollte: Alexander Osang beschreibt zwei Leben nach 1989
Für eine "Spiegel"-Sonderbeilage zum dreißigsten Mauerfalljubiläum soll der Reporter Alexander Osang ein Porträt schreiben, das dem Leser den rätselhaften Ostdeutschen erklärt und dessen Wesen zumindest ein bisschen entschlüsselt. Selbst Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer umweht den Ostdeutschen noch etwas Geheimnisvolles. Osang, selbst Ostdeutscher, denkt sofort an Uwe, jenen schillernden Bekannten, dessen aufregendes Leben leicht ein Broadway-Musical inspirieren könnte oder einen Spielfilm. Er kennt Uwe aus seiner Zeit in New York, er scheint der perfekte Protagonist für ein
Als das Leben für einige den roten Teppich ausrollte: Alexander Osang beschreibt zwei Leben nach 1989
Für eine "Spiegel"-Sonderbeilage zum dreißigsten Mauerfalljubiläum soll der Reporter Alexander Osang ein Porträt schreiben, das dem Leser den rätselhaften Ostdeutschen erklärt und dessen Wesen zumindest ein bisschen entschlüsselt. Selbst Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer umweht den Ostdeutschen noch etwas Geheimnisvolles. Osang, selbst Ostdeutscher, denkt sofort an Uwe, jenen schillernden Bekannten, dessen aufregendes Leben leicht ein Broadway-Musical inspirieren könnte oder einen Spielfilm. Er kennt Uwe aus seiner Zeit in New York, er scheint der perfekte Protagonist für ein
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schwieriges Vorhaben zu sein, und glücklicherweise stimmt er zu. Also begleitet Osang Uwe und dessen Mutter auf einer Reise, es geht mit dem Schiff von Helsinki nach St. Petersburg. Zwei Nächte Fähre, drei Tage St. Petersburg, viel Zeit für einen Reporter, um einem Menschen näherzukommen und ihm gut gehütete Geschichten zu entlocken.
Aber der Artikel erscheint nicht in der Sonderbeilage, denn Osangs Kollegen aus der Dokumentation des Magazins bereiten Uwes unmöglich zu verifizierende Abenteuergeschichten Unbehagen. Existierte Nastja, die mit einer chinesischen Armee Motorräder und Kühlschränke schmuggelte, tatsächlich? Was ist mit Andjschella aus Murmansk, die von sich behauptet, mit fünfzig immer noch fruchtbar zu sein? Ganz zu schweigen von Uwes Tante Antje, die im Kofferraum eines argentinischen Botschafters in den Westen flieht.
Osang ist erleichtert, ja froh, eine Last fällt von seinen Reporterschultern. Uwes Leben ist zu groß, zu aufregend, zu widersprüchlich, um es auf ein paar Seiten in einem Magazin abzuhandeln - und, was noch schwerer wiegt, es hat mehr mit Alexander Osang selbst und dessen Familiengeschichte zu tun, als er am Anfang des Projekts geahnt haben dürfte. Und so ist aus einer für ein Magazin geplanten Geschichte ein Buch geworden, das nun vorliegt, "Fast hell" heißt und am ehesten in die Kategorie erzählendes Sachbuch fällt.
"Die Leben der anderen helfen mir, mein eigenes besser zu verstehen. Wenn sie überleben, kann ich es auch", heißt es zu Beginn des Buchs, und was Osang mit diesen Sätzen meint, wird mit jeder Seite deutlicher. Osang erzählt nicht nur Uwes Geschichte, er erzählt auch seine eigene, eine Art Doppelporträt auf gut zweihundert Seiten.
Beginnen wir mit Uwe: Er ist Kindersprecher beim Berliner Rundfunk, stammt aus der Provinz, will Schauspieler werden wie der Großvater, flüchtet oft zu seiner Oma nach Eichenwalde, "in eine Gegenwelt mit Büchern, einem Klavier, den Schauspielergeschichten". Er ist schwul, sein Vater bevorzugt seinen Bruder Klaus, die Mutter fremdelt mit Uwes Liebe zu Männern. Uwe fühlt sich nie zugehörig, ein Fremder in einem verriegelten Land, Opfer der Umstände. Verzagen aber kommt für ihn nicht in Frage, denn die Welt, sie lockt, und als Uwe 24 Jahre alt ist, fällt die Mauer. Alles ist möglich. Das Leben rollt unversehens den roten Teppich aus, wenn auch längst nicht für alle.
Uwe jedenfalls betritt ihn, ohne zu zögern. Er lebt in Hongkong, wo die Hitze feucht und klebrig ist und jeder Geruch fremd. Er reist nach Argentinien, zieht nach New York, heuert bei einer Privatbank an, investiert in Immobilien, erlebt eine irre Geschichte nach der nächsten, und beim Lesen wird einem manchmal ganz schwindlig von den vielen Abenteuern, was auch daran liegen mag, dass der eigene Bewegungsradius seit Monaten schmerzhaft winzig ist. Geschichten des Aufbruchs elektrisieren gerade enorm.
Und Osang schreibt in seinem fesselnden Osang-Sound. Man begegnet einem routinierten Erzähler, der sich für Menschen interessiert und ihnen nicht nur Material für eine gute Story abluchst. Anders formuliert: Osang verrät seine Protagonisten nicht. Man glaubt ihm, wenn er von Skrupeln schreibt, von der Angst, einem Menschen nicht gerecht zu werden, weil es immer etwas Vermessenes hat, fremde Geschichten zu Papier zu bringen und sie dramaturgisch maximal in Szene zu setzen. In "Fast hell" beschreibt Osang, wie er sich in Uwes Leben vortastet - und gleichzeitig in sein eigenes.
Die Entdeckerlust verbindet beide. So wie Uwe schießt auch Osang nach dem Mauerfall "wie eine Feuerwerksrakete in die Welt". Als wollte der knapp Dreißigjährige all seine Träume in kürzester Zeit verwirklichen, legt er ein gefährliches Tempo vor, das eines Getriebenen, der auch vor sich selbst flieht, der das Alte einerseits abschütteln will und dann doch wieder nicht. Dass man sich nie entkommt, ist zwar eine Binsenweisheit, aber man verdrängt sie allzu gern. Bis heute bereitet es Osang Schwierigkeiten, Menschen aus dem Westen des Landes seinen sozialistischen Alltag im Wendeherbst zu erklären. "Sie sahen mich entweder auf Appellplätzen herumstehen oder in Kellerräumen von Widerstandskirchen Flugblätter drucken." Der Kopf funktioniere nun einmal so, er wolle Opfer oder Täter. Leider liegen die Dinge nie derart einfach.
Während der auf etlichen Hochzeiten tanzende Uwe dem Leser langsam entgleitet, sich in eine Romanfigur zu verwandeln scheint mit unscharfen Konturen und räuberpistolenhaften Geschichten, rückt einem Osang, der fragt, zweifelt, mit sich hadert, immer näher. Osang und Uwe sind Wendegewinner, die Väter der beiden Wendeverlierer. Er habe, so Osang, seine Karriere auf der ostdeutschen Trümmerlandschaft aufgebaut, Gestrauchelte, Enttäuschte, Betrogene beschrieben. Verlierer, oft ohne eigenes Zutun.
Sobald Romane oder Sachbücher erscheinen, die sich mit den gewaltigen Umbrüchen, die die Wende gebracht hat, beschäftigen, steht sofort die Frage im Raum, ob dieses oder jenes Werk nun der langersehnte Wenderoman sei - eine für viele Schriftsteller (etwa Ingo Schulze) ärgerliche Etikettierung - oder die augenöffnende Erzählung. Doch das ist die falsche Frage, denn kein Autor kann das allein leisten. Osangs Buch steht in einer Reihe literarischer und nichtliterarischer Werke, die ein helleres Licht auf ein Stück deutsche Geschichte werfen - und in dieser Reihe funkelt es.
MELANIE MÜHL
Alexander Osang: "Fast hell".
Aufbau Verlag, Berlin 2021. 237 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber der Artikel erscheint nicht in der Sonderbeilage, denn Osangs Kollegen aus der Dokumentation des Magazins bereiten Uwes unmöglich zu verifizierende Abenteuergeschichten Unbehagen. Existierte Nastja, die mit einer chinesischen Armee Motorräder und Kühlschränke schmuggelte, tatsächlich? Was ist mit Andjschella aus Murmansk, die von sich behauptet, mit fünfzig immer noch fruchtbar zu sein? Ganz zu schweigen von Uwes Tante Antje, die im Kofferraum eines argentinischen Botschafters in den Westen flieht.
Osang ist erleichtert, ja froh, eine Last fällt von seinen Reporterschultern. Uwes Leben ist zu groß, zu aufregend, zu widersprüchlich, um es auf ein paar Seiten in einem Magazin abzuhandeln - und, was noch schwerer wiegt, es hat mehr mit Alexander Osang selbst und dessen Familiengeschichte zu tun, als er am Anfang des Projekts geahnt haben dürfte. Und so ist aus einer für ein Magazin geplanten Geschichte ein Buch geworden, das nun vorliegt, "Fast hell" heißt und am ehesten in die Kategorie erzählendes Sachbuch fällt.
"Die Leben der anderen helfen mir, mein eigenes besser zu verstehen. Wenn sie überleben, kann ich es auch", heißt es zu Beginn des Buchs, und was Osang mit diesen Sätzen meint, wird mit jeder Seite deutlicher. Osang erzählt nicht nur Uwes Geschichte, er erzählt auch seine eigene, eine Art Doppelporträt auf gut zweihundert Seiten.
Beginnen wir mit Uwe: Er ist Kindersprecher beim Berliner Rundfunk, stammt aus der Provinz, will Schauspieler werden wie der Großvater, flüchtet oft zu seiner Oma nach Eichenwalde, "in eine Gegenwelt mit Büchern, einem Klavier, den Schauspielergeschichten". Er ist schwul, sein Vater bevorzugt seinen Bruder Klaus, die Mutter fremdelt mit Uwes Liebe zu Männern. Uwe fühlt sich nie zugehörig, ein Fremder in einem verriegelten Land, Opfer der Umstände. Verzagen aber kommt für ihn nicht in Frage, denn die Welt, sie lockt, und als Uwe 24 Jahre alt ist, fällt die Mauer. Alles ist möglich. Das Leben rollt unversehens den roten Teppich aus, wenn auch längst nicht für alle.
Uwe jedenfalls betritt ihn, ohne zu zögern. Er lebt in Hongkong, wo die Hitze feucht und klebrig ist und jeder Geruch fremd. Er reist nach Argentinien, zieht nach New York, heuert bei einer Privatbank an, investiert in Immobilien, erlebt eine irre Geschichte nach der nächsten, und beim Lesen wird einem manchmal ganz schwindlig von den vielen Abenteuern, was auch daran liegen mag, dass der eigene Bewegungsradius seit Monaten schmerzhaft winzig ist. Geschichten des Aufbruchs elektrisieren gerade enorm.
Und Osang schreibt in seinem fesselnden Osang-Sound. Man begegnet einem routinierten Erzähler, der sich für Menschen interessiert und ihnen nicht nur Material für eine gute Story abluchst. Anders formuliert: Osang verrät seine Protagonisten nicht. Man glaubt ihm, wenn er von Skrupeln schreibt, von der Angst, einem Menschen nicht gerecht zu werden, weil es immer etwas Vermessenes hat, fremde Geschichten zu Papier zu bringen und sie dramaturgisch maximal in Szene zu setzen. In "Fast hell" beschreibt Osang, wie er sich in Uwes Leben vortastet - und gleichzeitig in sein eigenes.
Die Entdeckerlust verbindet beide. So wie Uwe schießt auch Osang nach dem Mauerfall "wie eine Feuerwerksrakete in die Welt". Als wollte der knapp Dreißigjährige all seine Träume in kürzester Zeit verwirklichen, legt er ein gefährliches Tempo vor, das eines Getriebenen, der auch vor sich selbst flieht, der das Alte einerseits abschütteln will und dann doch wieder nicht. Dass man sich nie entkommt, ist zwar eine Binsenweisheit, aber man verdrängt sie allzu gern. Bis heute bereitet es Osang Schwierigkeiten, Menschen aus dem Westen des Landes seinen sozialistischen Alltag im Wendeherbst zu erklären. "Sie sahen mich entweder auf Appellplätzen herumstehen oder in Kellerräumen von Widerstandskirchen Flugblätter drucken." Der Kopf funktioniere nun einmal so, er wolle Opfer oder Täter. Leider liegen die Dinge nie derart einfach.
Während der auf etlichen Hochzeiten tanzende Uwe dem Leser langsam entgleitet, sich in eine Romanfigur zu verwandeln scheint mit unscharfen Konturen und räuberpistolenhaften Geschichten, rückt einem Osang, der fragt, zweifelt, mit sich hadert, immer näher. Osang und Uwe sind Wendegewinner, die Väter der beiden Wendeverlierer. Er habe, so Osang, seine Karriere auf der ostdeutschen Trümmerlandschaft aufgebaut, Gestrauchelte, Enttäuschte, Betrogene beschrieben. Verlierer, oft ohne eigenes Zutun.
Sobald Romane oder Sachbücher erscheinen, die sich mit den gewaltigen Umbrüchen, die die Wende gebracht hat, beschäftigen, steht sofort die Frage im Raum, ob dieses oder jenes Werk nun der langersehnte Wenderoman sei - eine für viele Schriftsteller (etwa Ingo Schulze) ärgerliche Etikettierung - oder die augenöffnende Erzählung. Doch das ist die falsche Frage, denn kein Autor kann das allein leisten. Osangs Buch steht in einer Reihe literarischer und nichtliterarischer Werke, die ein helleres Licht auf ein Stück deutsche Geschichte werfen - und in dieser Reihe funkelt es.
MELANIE MÜHL
Alexander Osang: "Fast hell".
Aufbau Verlag, Berlin 2021. 237 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Eindrücklich erzählte Erinnerungen
„Nach dem Mauerfall bin ich wie eine Feuerwerksrakete in die Welt geschossen. Die ganze Enge entlud sich in einer Art Urknall. Ich glaube, ich hatte das Gefühl, viel nachholen zu müssen.“ (Zitat Pos. 643)
Inhalt
Anfang der …
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Eindrücklich erzählte Erinnerungen
„Nach dem Mauerfall bin ich wie eine Feuerwerksrakete in die Welt geschossen. Die ganze Enge entlud sich in einer Art Urknall. Ich glaube, ich hatte das Gefühl, viel nachholen zu müssen.“ (Zitat Pos. 643)
Inhalt
Anfang der 2000er Jahre trifft Alexander Osang den in New York lebenden Kosmopoliten Uwe zum ersten Mal. Wie der Autor stammt auch Uwe ursprünglich aus Ostberlin und in der Folge treffen sie einander immer wieder. Als Alexander Osang 2019 für den SPIEGEL ein Porträt über Ostdeutsche schreiben soll, denkt er sofort an Uwe und dieser ist bereit, seine Geschichte zu veröffentlichen. Zusammen mit Uwes Mutter unternehmen sie eine Schiffsreise von Helsinki nach St. Petersburg. In den langen gemeinsamen Gesprächen verbinden sich Uwes lebhafte Geschichten mit Alexander Osangs eigenen Erinnerungen.
Thema und Genre
Dieses Buch handelt vom Aufwachsen in der DDR und der Situation der Ostdeutschen nach der Wende, Vergangenheit, Umbrüche, Aufbruch, Reisen und Leben zwischen Berlin, New York, Tel Aviv. Vor allem geht es um die Frage, wie sehr sich Dinge, die wir erlebt haben, in unseren Erinnerungen verändern und welche Geschichte wir dann tatsächlich als unsere Lebensgeschichte erzählen.
Charaktere
Uwe ist ein schillernder Weltenbürger und eine schwer zu fassende Figur. Seine Erlebnisse und die Menschen darin sind bunt, vielfältig und manchmal skurril, doch sind sie auch wahr? Der Journalist Alexander Osang, der als Ich-Erzähler von seinen Begegnungen und Gesprächen mit Uwe berichtet, begibt sich auf eine intensive Reise in die eigene Vergangenheit.
Handlung und Schreibstil
Der Hauptteil der Geschichte spielt zwischen Juli und September 2019. Er beginnt der Schiffsreise im Juli, mit der Fähre von Helsinki nach St. Petersburg, drei Tage in St. Petersburg. Darin eingeschlossen die Erinnerungen, zurück in die Familiengeschichte, die Zeit in der DDR, durch die dreißig Jahre zwischen dem Mauerfall und diesem Sommer 2019. Die Sprache erzählt poetisch, lebhaft, mit feinem Humor und viel Einfühlungsvermögen, beschreibt auch sehr gut die eigenen Zweifel, die Suche nach sich selbst.
Fazit
Einfühlsam umgesetzte, interessant zu lesende Einblicke in die Zeit nach dem Mauerfall und die gedankliche Teilung zwischen Ost- und Westdeutschland, die auch nach dreißig Jahren noch nicht abgeschlossen ist. Eine Reise in die Vergangenheit, das Leben, eingeschlossen in Erinnerungen. Großartig erzählt, bewegt sich die Geschichte zwischen poetischer Leichtigkeit und eindrücklicher Nachdenklichkeit. „Eine Erzählung dann eben, dachte ich, eine absurde, aber wahre Novelle.“ (Zitat im Epilog, Pos. 2482)
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Vom Osten Deutschland an die Ostküste der USA
Alexander Osang ist ein Dokumenteur des gerade vergangenen Zeitgeschehes. Aufgewachsen in Ostberlin und immer mit Sehnsucht erfüllt die Welt zu entdecken. Nach dem Mauerfall folgte er seinem Drang die Welt zu erkunden und ging nach New York. …
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Vom Osten Deutschland an die Ostküste der USA
Alexander Osang ist ein Dokumenteur des gerade vergangenen Zeitgeschehes. Aufgewachsen in Ostberlin und immer mit Sehnsucht erfüllt die Welt zu entdecken. Nach dem Mauerfall folgte er seinem Drang die Welt zu erkunden und ging nach New York. Dort traf er auf einer Party unter Gleichgesinnten (Ossis in New York) auf den skurrilen Uwe, den der Autor selbst als „Oxymoron“ bezeichnet, weil er „ein ostdeutscher Weltbürger“ ist. In ‚Fast hell‘ erzählt Alexander Osang nun die Geschichte des real existierenden Uwe, was die Geschichte aus meiner Sicht natürlich noch etwas spannender macht als nur ein ausgedachter Roman. Dieser Uwe ist ein spannendes Beobachtungsobjekt, denn er ist in der DDR, auch in Ostberlin, groß geworden und spricht 7 Sprachen.
Es geht immer vor und zurück. Mit einem Blick über die Schulter in die Vergangenheit in die DDR mit Stasi, dem Verschwinden eines Staates, die Neuordnung. Und natürlich mit dem Blick nach vorne im kapitalistischen Land der Erde: USA, mit vielen Erlebnissen mit Hunger nach Leben und auch die Bruchlandungen und die Realitäten, die einen einholen.
Fazit: Eine gelungene Reflektion und sehr persönlich und ungeschönt mit einer Prise Humor wie man es von Alexander Osang erwarten kann.
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