Ein weiteres Werk des Nobelpreisträgers für Literatur 2021 – erstmals zum Hören Es ist ein später Novembernachmittag, als Saleh Omar auf dem Flughafen Gatwick landet. In einer kleinen Tasche, dem einzigen Gepäck, das der Mann aus Sansibar bei sich trägt, liegt sein wertvollster Besitz: eine Mahagonischachtel mit Weihrauch. Eben noch war Omar Inhaber eines Geschäftes, er besaß ein Haus, war Ehemann und Vater. Jetzt ist er ein Asylbewerber, und Schweigen ist sein einziger Schutz. Während Omar von einem Beamten ins Verhör genommen wird, lebt nicht weit entfernt, zurückgezogen in seiner Londoner Wohnung, Latif Mahmud. Auch er stammt aus Sansibar, hatte jedoch bei der Flucht aus seiner Heimat einst den Weg über den »sozialistischen Bruderstaat« DDR gewählt. Als Mahmud und Omar Jahre später in einem englischen Küstenort aufeinandertreffen, entrollt sich beider Vergangenheit: eine Geschichte von Liebe und Verrat, von Verführung und Besessenheit, und von Menschen, die inmitten unserer wechselvollen Zeitgeschichte nach Sicherheit und Halt suchen. Ungekürzte Lesung mit Pierre Sanoussi-Bliss, Ingo Hülsmann 12h 55min
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Manuel Müller findet, dass man Abdulrazak Gurnah mit dem vom Feuilleton voreilig herangezogenen Label der postkolonialen Literatur eigentlich Unrecht tut, und sieht das auch in diesem nun wieder nachgedruckten Roman bestätigt. Wie in den anderen Romanen des von Sansibar nach Großbritannien emigrierten Schriftstellers sind Migration und Flucht zwar auch hier Thema: Ein 65-jähriger Mann flieht nach einem langen Gefängnisaufenthalt auf Sansibar nach England, wo er auf den Sohn der Familie trifft, die ihn damals denunzierte. Jedoch geht es im Grunde viel mehr um zutiefst moderne Themen wie Umstürze oder die "Macht der Masse", meint Müller, sowie um die Erfahrung der Obdachlosigkeit, die in der Moderne eine universelle ist - das zu beschreiben, könne vielleicht nur jemandem gelingen, der von der Insel Sansibar stammt, wo die Globalisierung ein "altbekanntes Phänomen" ist, vermutet der Kritiker. Jedenfalls ist es für ihn diese Beschreibungsgabe Gurnahs, die sein Werk lesenswert macht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Im Roman "Ferne Gestade" summieren sich Gurnahs Lebensthemen zur vielschichtigen Meistererzählung.« Süddeutsche Zeitung, Sigrid Löffler