Wie Kaiser Franz den Fußball veränderte
Vorweg: Ich habe das Buch aus dem Jahr 2005 gelesen, aber es gibt es wohl nicht mehr. Das ist äußerst schade, weil es nicht nur das Leben des Kaisers beleuchtet, sondern auch die Zeit, in der er lebte. Und selbst wenn im Rahmen der Bewerbung zur WM 2006
Bestechungsgelder geflossen sein sollen, so können sie sich hier nicht wiederfinden, da dieses beim…mehrWie Kaiser Franz den Fußball veränderte
Vorweg: Ich habe das Buch aus dem Jahr 2005 gelesen, aber es gibt es wohl nicht mehr. Das ist äußerst schade, weil es nicht nur das Leben des Kaisers beleuchtet, sondern auch die Zeit, in der er lebte. Und selbst wenn im Rahmen der Bewerbung zur WM 2006 Bestechungsgelder geflossen sein sollen, so können sie sich hier nicht wiederfinden, da dieses beim Erscheinen des Buches nicht bekannt war.
In seinen ersten Biografien fehlt der Hinweis, dass Franz schon als Teenager Vater wurde – ein Umstand, der in den 60er Jahren für reichliche Probleme gesorgt hat und noch mehr verursacht hätte, wenn er bekannter geworden wäre. Doch Sepp Herberger persönlich konnte einen größeren Skandal bei seinem Eintritt in die Nationalelf verhindern.
Auch die Zeit des Serienmeisters FC Bayern war noch nicht gekommen. Zwar Jahre brauchte der heutige Spitzenklub, um in die Bundesliga aufzusteigen und dann wurde man erst Mitte der 70er erstmals Meister – den DFB-Pokal gewann man aber früher.
Wir wollen nicht in klein klein verfallen, aber wäre nicht schon bei der WM 66 mehr drin gewesen und was wäre, wenn Beckenbauer im Jahrhundertspiel gegen Italien nicht verletzt worden wäre. Vielleicht hätte der Kaiser aber auch die Lust verloren, wenn er schon vor 1974 als Spieler alles erreicht hätte. So bleibt die WM im eigenen Land in guter Erinnerung, bei der Franz nach der dürftigen Vorrunde quasi schon als Teamchef fungierte.
Und dann folgen Jahre der Suche, in den USA – die er als schönste Zeit bezeichnete, weil er dort unerkannt über die Straße gehen konnte – und bei HSV, wo er immer verletzt war.
Die Krise der Nationalmannschaft 1982 und vor allem 1984 machte ihn dank Bild-Zeitung schnurstracks zum deutschen Teamchef. Und nach einer holprigen Vizeweltmeisterschaft 1986 und unglücklichem Ausscheiden bei der EM 88 wurde er als Teamchef Weltmeister in Rom 1990. Seine Bilder, wie er nach dem Titel alleine über den Platz läuft, bleiben in Erinnerung.
Mehr und mehr wird das Buch zum Medienreport, da der Kaiser zur Werbeikone wird. Und er stellt sich die Sinnfrage. Nach Ausflügen nach Marseille wird er Präsident des FC Bayern mit zwei Interrimstrainereinsätzen, bevor er die WM 2006 nach Deutschland holt. Der Autor erwartet noch, dass er danach FIFA-Chef wird, doch das ist nicht geschehen. Aus heutiger Sicht zum Glück.
Dass ein über 10 Jahre altes Buch nach dem Tode des Kaisers heute noch lesenswert ist, macht seine Klasse aus. 5 Sterne