Christiane von Goethe - eine liebende Frau
1788 Weimar. Die lebenslustige Christiane Vulpius stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat eine Anstellung als einfache Putzmacherin in einer Seidenblumenfabrik. Als ihr Bruder Christian sie um einen Botendienst bittet, lernt sie den bekannten
Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe kennen, dem sie den Brief übermitteln soll. Zwischen Goethe und…mehrChristiane von Goethe - eine liebende Frau
1788 Weimar. Die lebenslustige Christiane Vulpius stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat eine Anstellung als einfache Putzmacherin in einer Seidenblumenfabrik. Als ihr Bruder Christian sie um einen Botendienst bittet, lernt sie den bekannten Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe kennen, dem sie den Brief übermitteln soll. Zwischen Goethe und Christiane entwickeln sich schnell starke Gefühle, so dass sie bald zu einem Liebespaar werden. Einige Zeit gelingt es ihnen, ihr Verhältnis vor der Weimarer Gesellschaft zu verbergen, doch schon bald sorgt ihre Beziehung für einen Skandal, gilt Goethe doch als begehrter und angesehener Junggeselle, während Christiane aus der untersten Gesellschaftsschicht stammt. Obwohl nicht verheiratet, ist Christiane schon bald schwanger und schenkt Goethe das erste Kind. Entgegen aller Tuscheleien und Anfeindungen der Weimarer Gesellschaft, besonders durch Goethes ehemaliger engen Vertrauten Charlotte von Stein, bleibt das Liebesverhältnis zwischen Goethe und Christiane innig und stabil. Christiane erhält zwar nie Zugang zum erlauchten Kreis der oberen Gesellschaft, doch ist es ihr auch nicht so wichtig wie die Liebe zu ihrem Johann Wolfgang. Sie stärkt ihm den Rücken und ist es zufrieden, einfach bei ihm zu sein, auch ohne Trauschein, was sie in den Augen der Gesellschaft dem Pöbel gleich zu einer gefallenen Frau machte. Sie hat all die Demütigungen und Beschimpfungen klaglos hingenommen, bis Goethe sie 1806 dann doch endlich ehelichte und zur rechtmäßigen Frau an seiner Seite machte…
Beate Rygiert hat mit „Frau von Goethe“ einen sehr unterhaltsamen, exzellent recherchierten historischen Roman vorgelegt, dem sie wahre Persönlichkeiten zugrunde legte und mit viel Phantasie Fiktion und Tatsachen miteinander verwebte, um Christiane Vulpius post mortem eine Hommage zuteilwerden zu lassen, die ihr gebührt. Der flüssige, bildhafte und anrührende Erzählstil nimmt den Leser mit zurück ins 18. Jahrhundert nach Weimar, wo er die junge Christiane kennenlernt, die sich als Putzmacherin verdingt und den begehrtesten Junggesellen Weimars mit ihrer frischen unkonventionellen Art den Kopf verdreht. Sie lässt sich auf eine Beziehung ein, die ihr eigentlich nur Nachteile bringen kann, denn sie lebt unverheiratet mit Goethe zusammen, ist nicht von Stand, bekommt ein Kind und ist überhaupt nicht abgesichert. Ihre Ängste und Zweifel, aber auch ihre Zuversicht sind für den Leser immer spürbar, auch in ihrer Beziehung zu Johann. Doch sie erträgt alles mit einer Grandezza, lässt die offenen Beschimpfungen und Beleidigungen an sich abprallen, hegt und pflegt Goethes Mütchen, während sie die Familie zusammenhält und sich um alles kümmert, damit Goethe sich seinen Schriften widmen kann. Und während der Leser Christiane bei ihrem alltäglichen Spießrutenlauf wie ein Schatten folgt, wird die damalige Zeit von der Autorin wunderbar lebhaft in Szene gesetzt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften versehen, sie wachsen dem Leser schnell ans Herz und lassen ihn mitfiebern. Christiane ist eine lebensfrohe, unprätentiöse Frau, tatkräftig, pragmatisch, hilfsbereit, aufopfernd, vor allem mutig, sich den Widerständen in den Weg zu stellen und Bosheiten an sich abprallen zu lassen. Sie geht für ihre Liebe ein großes Risiko ein und bereut doch nichts. Goethe selbst ist eine Künstlerseele, der allerdings Christianes Wesen überaus wertschätzt. Einzig seine Weigerung, sie zu heiraten, lässt ihn einige Punkte beim Leser verlieren, doch diesen Fehler korrigiert er ja am Ende doch noch.
„Frau von Goethe“ überzeugt mit wunderschönem Erzählstil, Einblick in eine interessante historische Epoche, akribischer Recherche und vor allem mit einer Frau, für die man nur Hochachtung empfinden kann. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau und Christiane Vulpius stand hinter Goethe. Ihr gebührt Respekt und Achtung! Wunderbar geschrieben,