Albanien 1989: der letzte stalinistische Außenposten in Europa, ein isoliertes Land. Es herrschen Mangelwirtschaft, Geheimpolizei und das Proletariat. Für die zehnjährige Lea Ypi ist dieses Land ihr Zuhause – ein Ort der Geborgenheit, der Hoffnung und der Freiheit. Alles ändert sich, als in Tirana Enver Hoxhas Statue vom Sockel stürzt. Jetzt können die Menschen wählen, wen sie wollen. Aber die neue Zeit zeigt bald ihr unfreundliches Gesicht, und die Aussicht auf eine bessere Zukunft löst sich auf in Arbeitslosigkeit und Massenflucht. Als das Land im Chaos zu versinken droht, beginnt Lea sich zu fragen, was das eigentlich ist: Freiheit.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die Schauspielerin Katja Bürkle hat es geschafft, im Hörbuch des Romans von Lea Ypi die Perspektive eines kleinen Mädchens und die der erwachsenen Kommentatorin überzeugend auszubalancieren, schreibt Rezensent Wolfgang Schneider bewundernd. Die albanische Familiengeschichte, in der die Herrschaft von Enver Hodscha als "bizarrste sozialistische Diktatur" beschrieben wird, erzähle Bürkle "ebenso keck wie plausibel", freut sich Schneider, der fast überwältigt ist, wie eine Sechsjährige sich die Welt entschlüsselt, die sie bis dato nur als eine geheimnisvolle, unerklärliche wahrgenommen hat. Bürkles Stimme transportiere die Verwunderung darüber so klug wie eindringlich und schaffe es überdies, an den richtigen Stellen amüsiert und nicht naiv zu klingen, schreibt der Rezensent. Wie die Schauspielerin Ypis "doppelte Tonspur" angelegt hat, schaffe ein durchweg "fesselndes Hörerlebnis".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein Meisterwerk!« Publishers Weekly »Eindrücklich,lebensnah, authentisch.« Süddeutsche Zeitung
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.07.2024Schmerz und Trotz
und Sehnsucht
Erwachsenwerden ist schwer. Das weiß jeder, der es geschafft hat. Deswegen können Coming-of-Age-Geschichten auch schnell beliebig wirken. „Frei“ ist anders. Weil es nicht nur um die große Enttäuschung der kleinen Lea geht, sondern auch um die Enttäuschung einer ganzen Gesellschaft, die nach dem Ende des Sozialismus plötzlich durch die Kapitalismus-Pubertät muss. Schmerz und Trotz und Wünsche zurück ins Früher inklusive. Lea Ypi beschreibt in ihrem Memoir ihre Kindheit im sozialistischen Albanien und ihre Teenagerjahre nach dem Ende der Sowjetunion. Endlich glaubt man zu verstehen, was eigentlich schiefgelaufen ist, damals, nachdem die Mauer gefallen war und doch alle frei sein sollten, in der Demokratie, im Kapitalismus. Wieso so viele Menschen unterwegs verloren gegangen sind und wieso auf den einen Zusammenbruch bald schon der nächste folgte. Das klingt alles nicht nach einem unterhaltsamen Sommerbuch – aber weil Lea Ypi nicht nur rasend klug, sondern auch sehr witzig ist, ist auch ihr Buch beides.
NADJA SCHLÜTER
Lea Ypi: Frei.
Roman. Aus dem
Englischen von
Eva Bonné. Suhrkamp,
Berlin 2023.
333 Seiten, 14 Euro.
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und Sehnsucht
Erwachsenwerden ist schwer. Das weiß jeder, der es geschafft hat. Deswegen können Coming-of-Age-Geschichten auch schnell beliebig wirken. „Frei“ ist anders. Weil es nicht nur um die große Enttäuschung der kleinen Lea geht, sondern auch um die Enttäuschung einer ganzen Gesellschaft, die nach dem Ende des Sozialismus plötzlich durch die Kapitalismus-Pubertät muss. Schmerz und Trotz und Wünsche zurück ins Früher inklusive. Lea Ypi beschreibt in ihrem Memoir ihre Kindheit im sozialistischen Albanien und ihre Teenagerjahre nach dem Ende der Sowjetunion. Endlich glaubt man zu verstehen, was eigentlich schiefgelaufen ist, damals, nachdem die Mauer gefallen war und doch alle frei sein sollten, in der Demokratie, im Kapitalismus. Wieso so viele Menschen unterwegs verloren gegangen sind und wieso auf den einen Zusammenbruch bald schon der nächste folgte. Das klingt alles nicht nach einem unterhaltsamen Sommerbuch – aber weil Lea Ypi nicht nur rasend klug, sondern auch sehr witzig ist, ist auch ihr Buch beides.
NADJA SCHLÜTER
Lea Ypi: Frei.
Roman. Aus dem
Englischen von
Eva Bonné. Suhrkamp,
Berlin 2023.
333 Seiten, 14 Euro.
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