Vor allem das Ende hat mich überrascht!
Als an einem Tag Anfang Juni die Zeit stehen bleibt, ist nichts mehr, wie es zuvor war: Babys und Kinder wachsen nicht mehr, Senioren sterben nicht mehr. Schnell stellen die Menschen fest, dass sie aus der Zeit gefallen sind, während die Natur um sie herum
jedoch wächst und gedeiht wie bisher.
Jenny nutzt die ihr geschenkte Zeit, um ihrer Berufung als…mehrVor allem das Ende hat mich überrascht!
Als an einem Tag Anfang Juni die Zeit stehen bleibt, ist nichts mehr, wie es zuvor war: Babys und Kinder wachsen nicht mehr, Senioren sterben nicht mehr. Schnell stellen die Menschen fest, dass sie aus der Zeit gefallen sind, während die Natur um sie herum jedoch wächst und gedeiht wie bisher.
Jenny nutzt die ihr geschenkte Zeit, um ihrer Berufung als Fotografin nachzugehen. Die Rentnerin Margo erlebt einen neuen Frühling und möchte noch einmal verreisen. Jakob, dessen Freundin gerade schwanger ist, macht sich dagegen Sorgen, welchen Einfluss die Situation auf ihr ungeborenes Kind hat. Mehr und mehr besorgt es die Menschen, was den Stillstand verursacht hat und so versuchen sie, ihr altes Leben zurückzugewinnen.
Mit „Für immer“ ist Maja Lunde ein ganz besonderer Roman gelungen. Sie erzählt darin die Geschichten mehrerer Menschen, die offenbar aus dem Lauf der Zeit gefallen sind. Zunächst scheinen die einzelnen Erzählstränge unabhängig voneinander zu sein, werden jedoch allmählich zart miteinander verknüpft.
Inhaltlich hat der Roman in mir viele Erinnerungen an den Ausnahmezustand in der Corona-Pandemie geweckt – zumal auch Andersdenkende mit ihren „alternativen Wahrheiten“ Eingang in die Geschichte finden. Gleichzeitig habe ich einige Parallelen zu Maja Lundes Klimaquartett gesehen, da auch in „Für immer“ ein Appell zum Schutz unserer Umwelt anklingt. Ich war während des Lesens dadurch die meiste Zeit der Annahme, ein weiteres Werk vor mir zu haben, dass uns in dystopischer Art und Weise verdeutlichen soll, was der Menschheit droht, wenn wir unser Verhalten auf diesem Planeten nicht ändern. Damit war ich allerdings sprichwörtlich auf dem Holzweg unterwegs. Erst das Ende des Romans, das ich so nicht erwartet hatte, hat mir die Kernaussage der Geschichte verdeutlicht und mir damit einen richtigen Aha-Moment beschert.
Vielmehr als ein Umwelt-Appell ist „Für immer“ ein Buch über Zeit, insbesondere unsere Lebenszeit: Wie nutzen wir sie? Mit wem verbringen wir sie? Da der Verfall unseres Körpers stetig voranschreitet und wir Sekunde für Sekunde, Minute für Minute ein wenig sterben (S. 305), müssen wir irgendwann auch dem Tod ins Auge blicken. Doch was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr sind? Ernste Themen, die Maja Lunde hier aufgreift und auf gelungene Art und Weise verpackt. Daher eine unbedingte Leseempfehlung!