„… AND MOVED MY HEART“
Dieser neue Roman von Takis Würger hat nicht nur, wie ich es im Titel zitiere, mein Herz bewegt, er ist mir tief eingedrungen in Herz und Seele und Verstand. Ich habe vor Jahren „Stella“ gelesen, seitdem sehr viel anderes, aber kein weiteres Buch von ihm. Das könnte sich
nun auch rückwirkend ändern. Ich habe schon einige Rezensionen zu „Für Polina“ gelesen, die…mehr„… AND MOVED MY HEART“
Dieser neue Roman von Takis Würger hat nicht nur, wie ich es im Titel zitiere, mein Herz bewegt, er ist mir tief eingedrungen in Herz und Seele und Verstand. Ich habe vor Jahren „Stella“ gelesen, seitdem sehr viel anderes, aber kein weiteres Buch von ihm. Das könnte sich nun auch rückwirkend ändern. Ich habe schon einige Rezensionen zu „Für Polina“ gelesen, die allermeisten Leser sind begeistert und berührt. Da stimme ich gern zu. Der Inhalt wurde jedoch schon oft genug beschrieben, das will ich also nicht wiederholen.
Was mich an diesem Roman besonders fasziniert hat, ist die Tatsache, dass ich ein recht unmusikalischer Mensch bin, aber bei diesem Buch von der ersten bis zur letzten Zeile immer das Gefühl hatte, ich hörte leise im Hintergrund Musik und lauschte „dem Rhythmus“ der Wörter von Polina und der Gedanken von Hannes. Dieses ungleiche Königskinderpaar ist ein literarisches Geschenk, man kann sich ihrer Geschichte hingeben, egal ob sie zusammen sind oder getrennt. Hannes, der zierliche und willensstarke junge Mann, wird zu jedermanns Überraschung ein MOVER, ein Möbelpacker mit ganz besonderen Fähigkeiten. Die versteckt er gut, auch seine Gedanken und Gefühle hält er unter Verschluss. So fällt es nicht nur Polina schwer, ihn zu erkennen und zu durchschauen.
Im Zusammenhang mit Erkennen und Durchschauen erfand Takis Würger eine der wunderschönsten Wortschöpfungen heutiger Zeit: die Schwerbegrifflichen. Davon gibt es wahrlich genug. Hannes gehört definitiv nicht in diese Kategorie, auch wenn er manchmal länger über etwas nachdenken muss, ehe er sich Klarheit im Kopf verschaffen kann. Bei ihm könnte man das eher Sezieren als Nachdenken nennen.
Die jahrelange Freundschaft zu seinem Arbeitskollegen Bosch ist etwas ganz Besonderes in diesem Roman. Ich habe diese Figur, den türkischen Möbelträger mit dem großen Herzen, in mein eigenes Herz geschlossen wie einen guten Freund.
Auch die anderen Protagonisten, die nach und nach auftauchen und bisweilen wieder verschwinden, beschreibt Takis Würger wahrhaftig und genau, egal wie groß oder klein ihre Rolle im Roman ausfällt. Niemand ist nur da, alle hinterlassen Spuren. Besonders Hannes‘ Mutter bleibt bis zum Ende des Romans immer im Gedächtnis, in seinem und in meinem auch. Dazu trägt auch die Figur des Heinrich Hildebrand bei, der tiefer in Hannes Seele schaut als alle anderen. Bisweilen geht auch Materielles verloren, bisweilen taucht es wieder auf. Jede Seite bringt eine andere Überraschung ans Licht.
Ein Zitat habe ich mir bis zum Ende aufgehoben: „Vielleicht ist Liebe nur ein anderes Wort für Hoffnung.“ Diese Erkenntnis behalte ich in Erinnerung. Und freue mich auf Neues und Altes von Takis Würger. Ich habe gelesen, dass er unter anderem in Cambridge Ideengeschichte studiert hat, das passt gut zu seiner überraschenden Leichtigkeit und Finesse in der Wahl jedes Wortes, in der Formulierung jeder Idee. Für mich ist dieses Buch dadurch ein literarisches Feuerwerk geworden, und ich fühlte mich wie ein Freischwimmer im Rhein bei Basel, der vom Fluss der Worte hinweggetragen wird und am Abendhimmel dem Feuerwerk mit Musik zusieht.
Fazit: Für mich schon jetzt das schönste Buch des Jahres, und unbedingt buchpreisverdächtig. Mehr als 5 Sterne sind ja leider nicht möglich.