Eine adrenalingeladene Achterbahnfahrt durch die Finsternis und die gnadenlose Bilanz eines Lebens Die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron setzt alle Hoffnungen in eine Therapie, die ihr das Augenlicht zurückgeben soll. Doch die Männer, die im letzten Winter für sie starben, lassen sie nicht los. Aaron weiß, was sie ihnen schuldet und muss sich die Frage stellen, was wichtiger ist: ihr Augenlicht vielleicht wiederzubekommen oder die Abteilung, jene Spezialeinheit, der sie ihr Leben verschrieben hat, vor ihrer größten Bedrohung zu beschützen? "Es ist niemals leicht" lautet der Kodex der Abteilung. Das gilt mehr als je zuvor. Aber ist die Abteilung wirklich das, wofür Aaron sie immer hielt? Nina Kunzendorf und Jenny Aaron – selten hat eine Stimme so gut gepasst.
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buecher-magazin.deSeit ihrer Erblindung ist die Elitepolizistin Jenny Aaron ein Paradebeispiel der gehandicapten Thriller-Heldin, sie hat ihr Gehör so verfeinert, dass ihre Schüsse und Karatehiebe quasi unfehlbar sind. Eine neue Therapie verspricht, ihr das Augenlicht zurückzugeben. Doch wie soll sie die nötige Ruhe finden, während ihre Abteilung vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte steht und Jenny dabei auf eine ebenbürtige Gegnerin trifft? Natürlich verhält sie sich so, wie man es in diesem Genre erwartet, und so schlagen subtil gemeinte Ansätze bald in grobschlächtige Effekte um. Wenn die fleischgewordene Männerfantasie Jenny das Sprachzentrum eines Bösewichts durch einen Fingerstich unter dessen Kinn lähmt, dann erinnert das an jene Zeiten, in der man asiatischen Kampftechniken noch wahre Wunder zutraute. Überhaupt wirkt das Buch seltsam rückwärtsgewandt, so als solle der internationale Thriller am deutschen Wesen genesen. Der Tonfall klingt oft nach Kameradschaftsabend, aber die Lust an der blutigen Eskalation wird bevorzugt bei Auslandseinsätzen ausgelebt. Und wenn eine leitende Beamtin mit türkischem Migrationshintergrund ihre Sekretärin Astrid Helm leutselig „Helmchen“ nennt, dann fühlt man sich in die Zeit zurückversetzt, als der Fernseh-Kommissar Erik Ohde von Käthe Rehbein umsorgt wurde.
Im dritten Band um Aaron wird die blinde Elitepolizistin vor die schwerste Entscheidung ihres Lebens gestellt.
© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)
Im dritten Band um Aaron wird die blinde Elitepolizistin vor die schwerste Entscheidung ihres Lebens gestellt.
© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2019Mit aufs äußerste geschärften Sinnen
Andreas Pflüger hat seine Trilogie um die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron abgeschlossen. Der dritte Teil, nach "Endgültig" (2016) und "Niemals" (2017) heißt "Geblendet". Wer dieser vor Rache glühenden Kämpferin, die ihr erster Todfeind durch einen Schuss um ihr Augenlicht brachte, gebannt gefolgt ist, hat den Roman sehnsüchtig erwartet. Er lässt sich auch ohne die Vorgänger lesen, deren Kenntnis erhöht freilich den Reiz. Pflüger nimmt sich für "Geblendet" die Freiheit grenzwertig mystischer Verstrickung, gepaart mit nervenzerfetzender Spannung. Aarons Weg war und ist der des Bushido, der Lehre und Philosophie der Samurai. Jetzt ringt sie um das ihr zustehende Maß an selbstbestimmter Existenz. Sie arbeitet wieder für die kryptische Einheit zur Terrorbekämpfung, die nur die "Abteilung" heißt. Nach nichts sehnt sie sich mehr, als wieder sehen zu können; es gibt einen Arzt, der ihr dabei helfen kann. Dass ihre anderen Sinne aufs äußerste geschärft sind, hat sie zu einer lebenden Waffe gemacht. Der rasende Showdown trägt sich in Barcelona zu, wo für Aaron fünf Jahre zuvor ihre Blindheit begann. Was Thriller heißt, wird bei Andreas Pflüger atemraubend Gestalt.
rmg.
Andreas Pflüger: "Geblendet". Thriller.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019.
508 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Andreas Pflüger hat seine Trilogie um die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron abgeschlossen. Der dritte Teil, nach "Endgültig" (2016) und "Niemals" (2017) heißt "Geblendet". Wer dieser vor Rache glühenden Kämpferin, die ihr erster Todfeind durch einen Schuss um ihr Augenlicht brachte, gebannt gefolgt ist, hat den Roman sehnsüchtig erwartet. Er lässt sich auch ohne die Vorgänger lesen, deren Kenntnis erhöht freilich den Reiz. Pflüger nimmt sich für "Geblendet" die Freiheit grenzwertig mystischer Verstrickung, gepaart mit nervenzerfetzender Spannung. Aarons Weg war und ist der des Bushido, der Lehre und Philosophie der Samurai. Jetzt ringt sie um das ihr zustehende Maß an selbstbestimmter Existenz. Sie arbeitet wieder für die kryptische Einheit zur Terrorbekämpfung, die nur die "Abteilung" heißt. Nach nichts sehnt sie sich mehr, als wieder sehen zu können; es gibt einen Arzt, der ihr dabei helfen kann. Dass ihre anderen Sinne aufs äußerste geschärft sind, hat sie zu einer lebenden Waffe gemacht. Der rasende Showdown trägt sich in Barcelona zu, wo für Aaron fünf Jahre zuvor ihre Blindheit begann. Was Thriller heißt, wird bei Andreas Pflüger atemraubend Gestalt.
rmg.
Andreas Pflüger: "Geblendet". Thriller.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019.
508 S., geb., 22,- [Euro].
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»Was Thriller heißt, wird bei Andreas Pflüger atemraubend Gestalt.« Rose-Maria Gropp Frankfurter Allgemeine Zeitung 20191202