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Der Fall Wirecard ist der größte Wirtschaftsskandal der Nachkriegszeit. Die Top-Manager Markus Braun und Jan Marsalek wandern in Haft oder tauchen unter und der Wirtschaftsstandort Deutschland steht maximal beschädigt da. Felix Holtermann zeigt: Über Jahre hinweg trommelten Analysten für die Aktie, Prüfer hielten die Hand auf, Aufseher schauten weg und Politiker gaben Schützenhilfe. Wirecard betrog ein System, das betrogen werden wollte.

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Produktbeschreibung
Der Fall Wirecard ist der größte Wirtschaftsskandal der Nachkriegszeit. Die Top-Manager Markus Braun und Jan Marsalek wandern in Haft oder tauchen unter und der Wirtschaftsstandort Deutschland steht maximal beschädigt da. Felix Holtermann zeigt: Über Jahre hinweg trommelten Analysten für die Aktie, Prüfer hielten die Hand auf, Aufseher schauten weg und Politiker gaben Schützenhilfe. Wirecard betrog ein System, das betrogen werden wollte.

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Autorenporträt
Felix Holtermann hat die Kölner Journalistenschule absolviert und VWL und Politik studiert. Er beschäftigte sich wissenschaftlich mit der ökonomischen Wachstumstheorie und ihren Kritikern. Holtermann arbeitete nach einem crossmedialen Volontariat beim WDR als Wirtschaftsredakteur. Er war ab 2017 Redakteur am Finanzdesk des "Handelsblatts" und ist seit 2019 Finanzkorrespondent der Zeitung. Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2019 mit dem Deutschen Journalistenpreis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Tillmann Neuscheler sieht die Verbesserungsvorschläge kritisch, die sich für den Handelsblatt-Autor Felix Holtermann aus dem Wirecard-Skandal ergeben. Davon abgesehen aber kann er das Buch nur empfehlen, denn es scheint ihm gut strukturiert und geschrieben und voller Fakten. Die Kernfrage, wie der Skandal möglich wurde, behandelt der Autor laut Rezensent zudem eingehend mit Blick auf Politik, Wirtschaftsprüfer, Lobbyisten und Finanzaufsichten. Der szenische Einstieg in die Kapitel gefällt Neuscheler gut, er passt wohl zu diesem veritablen Wirschaftskrimi.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.2021

Wenn die Kontrolle versagt
Das nächste Buch über das Wirecard-Debakel

Der größte Bilanzskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte hinterlässt auch auf dem Büchermarkt seine Spuren. Fast monatlich erscheinen jetzt umfangreiche Bücher zum Skandal. Angefangen hat der Reigen im Spätherbst mit "Die Wirecard-Story - Die Geschichte einer Milliarden-Lüge" von Melanie Bergermann und Volker ter Haseborg im Münchener Finanz-Buch Verlag. Im Februar folgte der frühere Wirecard-Mitarbeiter Jörn Leogrande mit "Bad Company" im Penguin Verlag, und im März erschien "Wirecard" von Bettina Weiguny und Georg Meck (F.A.S.) im Goldmann Verlag. Jetzt hat auch der Journalist Felix Holtermann sein Buch zum Fall Wirecard vorgelegt: "Geniale Betrüger: Wie Wirecard Politik und Finanzsystem bloßstellt", lautet der Titel. Es ist trotz der Eile im Wettrennen der Autoren ein sehr gelungenes Buch: analytisch, klar strukturiert und sehr verständlich geschrieben. Holtermann hat Tausende interessanter Fakten zusammengetragen und sauber sortiert.

Die eigentliche Geschichte vom Aufstieg und Fall von Wirecard wird auf den ersten 80 Seiten erzählt. Danach geht es darum, wie es so weit kommen konnte, dass dieser Bilanzskandal so lange unbemerkt blieb: Welche Schwächen im System haben den Skandal möglich gemacht? Dies ist das Kernthema des Buches. Es hat schon früh Warnungen gegeben. Viele Beteiligte haben dabei keine gute Figur gemacht. Holtermann seziert das Versagen detailliert: Es geht um die Rolle der Staatsanwälte, der Medien, der Aufsichtsräte, der Wirtschaftsprüfer, der Banker und deren Analysten ebenso wie um die staatlichen Aufsichtsbehörden (vor allem die BaFin), Politiker, Lobbyisten und auch um eine Prise Geheimdienste - kurz: um alles, was man braucht für einen spannenden Wirtschaftskrimi, der in diesem Fall aber leider kein Roman geblieben ist. "Betrogen wurde ein System, das betrogen werden wollte", schreibt Holtermann, der als Finanzredakteur für das Handelsblatt arbeitet und sich seit 2019 intensiv mit dem Fall Wirecard beschäftigt. Mit zum Desaster beigetragen habe Nachlässigkeit gegenüber einem Unternehmen, in dem Anleger, Aufseher, Politiker und auch Journalisten offenbar die "teutonische Antwort auf das Silicon Valley" sahen: "Die Old Economy Deutschland, das Land der Autobauer und Schraubenhändler, gierte nach einem globalen, digitalen Finanzwunder - und schien es mit Wirecard gefunden zu haben", schreibt er.

Die meisten Unterkapitel des Buches beginnen mit einem szenischen Einstieg, der ins Thema einführt: So berichtet Holtermann kurz auch von seinem eigenen Treffen mit Jan Marsalek an einem kalten Februartag 2020 im Münchener Luxushotel Bayerischer Hof, vier Monate vor dem Zusammenbruch, bei dem der heute Flüchtige dem Journalisten harmlose Details seines Werdegangs erzählte. Der Mann ohne Abitur, der es zum Spitzenmanager in einem Dax-Konzern gebracht hatte, beschrieb sich selbst als "aufmüpfig", er habe lieber programmiert als Schulstoff gepaukt. "Undurchsichtig, nicht authentisch" habe Marsalek gewirkt: "Ihn als unsympathisch zu beschrieben wäre jedoch falsch." Zum Einstieg in das Kapitel über die Wirtschaftsprüfer schildert Holtermann eine andere skurrile Episode: wie die Wirtschaftsprüfer im März 2020 endlich in die philippinische Hauptstadt Manila fliegen, um vor Ort aufzuklären, ob das Treuhandvermögen von 1,9 Milliarden Euro, das dort angeblich für Wirecard verwaltet wird, tatsächlich existiert. Vom Flughafen wird die Truppe nicht vom Taxi abgeholt, sondern von einer Polizeieskorte, was die Prüfer doch sehr wundert. Von mehreren Polizeimotorrädern mit Blaulicht und Signalhorn wird die Gruppe kreuz und quer durch die Stadt gelotst. Seltsamerweise geht es nicht in die Konzernzentralen der Banken, sondern zu zwei kleinen Außenstellen, beide etwas heruntergekommen, an einer Ausfallstraße und einem Einkaufszentrum. Dort wird Mitarbeitern von Wirecard ein Umschlag übergeben, die Prüfer bekommen die Kontoauszüge aber erst einige Tage später, als sie wieder zurück in Deutschland sind, in Form einer Kopie vom Konzern. Drei Monate später erklärten die Banken, dass die Auszüge gefälscht sind.

Eine der entscheidenden Fragen im Fall Wirecard bleibt, warum die Wirtschaftsprüfer von EY so lange ruhig geblieben sind und Jahr für Jahr ihre Testate erteilt haben. Aus dem Buch wird klar, dass den Prüfern schon lange mulmig war und sie erhebliche Zweifel an der Integrität des Wirecard-Managements hatten. Weshalb sie dennoch so lange Beißhemmungen hatten, bleibt ein Rätsel. Laut Holtermann hat möglicherweise auch die Angst der Prüfer vor Schadenersatzforderungen von Wirecard gegenüber EY eine Rolle gespielt, falls die Prüfer das Testat ohne belastbare Belege verweigerten. Es hätten die zwingenden Beweise gefehlt. "Im Hintergrund, so berichten Prüferkreise, hätten Drohungen nach Schadensersatz im Austausch mit Wirecard immer im Raum gestanden", schreibt Holtermann. Jetzt ist EY mit Schadenersatzforderungen von Anlegern konfrontiert, die Klagewelle rollt. Am Ende des Buches fragt Holtermann, was sich jetzt ändern muss. Er plädiert für eine Totalreform der Wirtschaftsprüfung, eine Aufstockung der Aufsicht und die Stärkung der Staatsanwaltschaften. Über den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag lässt sich streiten, etwa den Vorstoß, das dualistische System der Trennung von Vorstand und Aufsichtsrat abzuschaffen und stattdessen durch ein Einkammersystem nach Schweizer Vorbild zu ersetzen. Oder den Vorschlag, nötige Reformen über eine Finanztransaktionssteuer zu finanzieren. Doch das stört das Gesamtbild nicht. Das Buch ist eine kluge und lehrreiche Analyse des Wirecard-Skandals.

TILLMANN NEUSCHELER.

Felix Holtermann: Geniale Betrüger. Wie Wirecard Politik und Finanzsystem bloßstellt, Westend Verlag, Frankfurt 2021, 320 Seiten, 22 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein sehr gelungenes Buch ... eine kluge und lehrreiche Analyse des Wirecard-Skandals." FAZ "In seinem Buch zeichnet Holtermann den Skandal minutiös nach - und zeigt: Wirecard betrog ein System, das betrogen werden wollte." Handelsblatt "Pünktlich zum Untersuchungsausschuss durchleuchten vier sehr unterschiedliche Bücher das Geflecht des Betrugs ... Holtermann hat das klügste der vier Bücher geschrieben. Er weigert sich, die Sache als bedauerlichen Einzelfall hinzunehmen und analysiert die Schwächen eines Systems, das den Betrug möglich gemacht hat." Deutschlandfunk Kultur Lesart "Umfassend recherchiert" Tagesschau 24 "Wirecard, das ist nicht nur die offenbar hochkriminelle Tat einiger Top-Manager, es ist auch die Geschichte eines Staatsversagens. Behörden und Regierung kamen ihrem Kontrollauftrag nicht nach. Mein Kollege Felix Holtermann, der den Fall akribisch verfolgte, analysiert in seinem heute erscheinenden Buch die Zusammenhänge. Sein Fazit: Die Aschheimer Finanzklitsche, die zum Dax-Konzern wurde, betrog ein System, das betrogen werden wollte." Hans-Jürgen Jakobs im Handelsblatt Morning Briefing "Holtermann gelingt es gut, Ordnung in das verworrene Geschäftsmodell von Wirecard zu bringen ... Er nennt konkrete Beispiele für den Betrug, erklärt detailliert die komplexen Zusammenhänge und zeigt schonungslos Fehler der Kontrollorgane auf." Deutschlandfunk Andruck "Ein Wirtschaftskrimi, der tief blicken lässt und die Defekte der deutschen Finanzwelt gnadenlos offenlegt." hr info "Das Buch "Geniale Betrüger" legt die Defekte der deutschen Finanzwelt gnadenlos offen." Telepolis "Der Handelsblatt-Journalist Felix Holtermann arbeitet in seinem Buch den größten Wirtschaftsskandal Deutschlands auf - und bringt brisante neue Details." Die Presse…mehr