Dies ist weniger eine Biographie und mehr eine Auswahl von Lebenserinnerungen. Appelfeld präsentiert hier kein ödes Datenprotokoll zu seiner Geschichte, sondern Einblicke in Erlebnisse und Gedanken, so wie er sich an sie erinnert (und teils wie sie sich in seinem Tagebuch befinden) - dabei betont er
von vornherein, dass sein Gedächtnis natürlich kein ungefiltertes Abbild der Realität liefern kann.…mehrDies ist weniger eine Biographie und mehr eine Auswahl von Lebenserinnerungen. Appelfeld präsentiert hier kein ödes Datenprotokoll zu seiner Geschichte, sondern Einblicke in Erlebnisse und Gedanken, so wie er sich an sie erinnert (und teils wie sie sich in seinem Tagebuch befinden) - dabei betont er von vornherein, dass sein Gedächtnis natürlich kein ungefiltertes Abbild der Realität liefern kann.
Für mich passt das Umschlagsbild der deutschen Ausgabe nicht recht: ein trister Anblick von einem Stapel alter Koffer – fast wie ein Sinnbild verstaubter Geschichtsschreibung. Die hebräische Ausgabe hingegen zeigt die Umrisse eines Apfelbaums auf warm-gelbem Hintergrund – wie Appelfelds Erinnerungen, die vielleicht etwas verzerrt und verschwommen, dafür aber farbenfroh sind. Der Autor selbst erklärt diesen Unterschied zwischen einer "Chronik" und einer "inneren Erzählung" auf den S. 145, 148 und 169.
Der Erzählstil ist sehr lebendig und anschaulich, besonders die ausgesprochene Schlichtheit der Sprache fand ich angenehm. Dies geht in der Übersetzung ins Deutsche leider zum Teil ein wenig verloren, da die Übersetzerin offenbar bemüht war, den Schreibstil etwas zu “heben” - so werden z.B. Appelfelds Wortwiederholungen ziemlich konsequent durch Umformulierungen ausgeglättet. Ein wenig schade, wie ich finde, gerade, weil Appelfeld doch betont, wie hoch er Inhalt über Darstellung schätzt.
In Teilen hätte vielleicht etwas mehr Ausführlichkeit nicht geschadet, z.B. was das Leben eines einsamen Kindes im Wald betrifft - er beschreibt zwar seine Gefühle usw., aber WIE er eigentlich durch diese Zeit gekommen ist, bleibt im Grunde offen. Andererseits fand ich die späteren Kapitel mitunter ein bisschen langweilig. Insgesamt hat sich das Lesen des Büchleins aber gelohnt.