In „Gold und Ehre“ setzt die Autorin nach Überspringen der Generation des Dreißigjährigen Krieges fort, was in „Krone der Welt“ zur niederländischen, spanischen und englischen Geschichte begonnen wurde; historisch liegt somit, neben den vielschichtigen Konflikten des Hauses Oranien, ein Schwerpunkt
auf einerseits der von Johan de Witt nicht-monarchisch geführten Periode der Republik der Sieben…mehrIn „Gold und Ehre“ setzt die Autorin nach Überspringen der Generation des Dreißigjährigen Krieges fort, was in „Krone der Welt“ zur niederländischen, spanischen und englischen Geschichte begonnen wurde; historisch liegt somit, neben den vielschichtigen Konflikten des Hauses Oranien, ein Schwerpunkt auf einerseits der von Johan de Witt nicht-monarchisch geführten Periode der Republik der Sieben Vereinigten Niederlanden nach Ende des Achtzigjährigen Krieges und andererseits der Wiedererlangung der Macht des englischen König Charles, dem Jüngeren, gegen Oliver Cromwell. Es ist atemberaubend zu lesen, wie hier alle relevanten historischen Personen, Orte, Kolonialfragen, Auseinandersetzungen der großen Seefahrernationen, der abscheuliche und menschenunwürdige Sklavenhandel in Westafrika, damalige Bautechniken und -künste, Epidemien, Flutkatastrophen, der große Brand von London und viele weitere Gegebenheiten meisterhaft eingearbeitet und mit den Schicksalen der fiktiven Charaktere verwoben wurden. Es wird sogar aufgegriffen, wie sich der typische und noch heute spürbare „way of life“ mit seinem unverkennbaren Freiheitsgedanken der damaligen Niederlande in Nieuw Amsterdam, dem heutigen New York, entwickelt und etabliert hat. Bei weitem zu umfangreich gestaltet sich dabei die großartige Palette an historischen Persönlichkeiten, um sie in einer Rezension alle aufzählen zu können. Exemplarisch wird anhand der Handlungsstränge der jeweiligen Protagonisten widergespiegelt, was einerseits den einzelnen Adelshäusern und Nationen, sei es in Frankreich und Spanien oder insbesondere in den Niederlanden und England widerfahren ist und andererseits, wie sich das Alltagsleben des kleinen Mannes der Gosse gestaltet und welch schrecklich unverdiente und nahezu bedeutungs- und respektlose Rolle man zu dieser Zeit den Frauen außerhalb der noblen Schichten zugedacht hatte; akribisch wurde dabei herausgearbeitet welche Schluchten sich damals zwischen der gehobenen „Noblesse“, dem gemeinen „Pöbel“ und jenen, die versuchten sich für die höheren Schichten zu empfehlen, auftaten. Historisch betrachtet ist „Gold und Ehre“ schlichtweg brillant und gehört diesbezüglich für mich zum Allerbesten, was ich bislang in diesem Genre lesen durfte. Die fiktive Handlung ist über weite Strecken der 688 Seiten ebenfalls großartig gestaltet und, wie bei Sabine Weiß üblich, gespickt mit Emotionen-transportierenden Charakteren.
Die fiktive Handlung spielt hierbei dominant, beim Erstellen von Bauwerken, in Amsterdam und Hamburg (u.a. spielt hier das Wahrzeichen Michel eine große Rolle) sowie in s’Gravenhage, mit Abstechern in einige bedeutende europäische Städte und in holländische Kolonien. Im Rahmen der fiktiven Handlung lernen wir Benjamin kennen, den Sohn Michiels - seines Zeichens Ziehsohn Vincents. Letztere beiden sind dem Leser bereits aus dem Vorgängerband bekannt. In guter Familientradition strebt er in Amsterdam - mittlerweile zur Weltstadt gereift - den Beruf des Architekten an. Nach einem Missgeschick muss er für einige Zeit nach Hamburg und sich dort bewähren, wo er die beeindruckende und charakterstarke Lucia trifft. Diese allerdings muss sich des nachts als Mann verkleiden und Passanten bestehlen, um das Überleben ihrer Familie zu sichern. Theo, Sohn von Kris, den der Leser noch als mutigen Jungen und ‚Bruder‘ Michiels aus „Krone der Welt“ in Erinnerung hat, wird Seemann, wie schon sein Vater, und erkundet die Welt. Samuel, Adoptivsohn von Nathan und Betje (die in „Gold und Ehre“ leider nicht mehr vorkommen), möchte als reicher Unternehmer unbedingt in die Welt der Adligen aufsteigen. Und so lernen wir nach und nach eine Vielzahl an sympathischen und weniger sympathischen Charakteren und deren Beziehungen zueinander und zu den realen Persönlichkeiten jener Epoche kennen.
Detailliert und fesselnd präsentiert Sabine Weiß Fiktion sowie perfekt recherchierten, komplexen historischen Hintergrund ausdrucksstark, bildhaft und für jedermann verständlich; Vorke