Mit „Grabgesang für Dr. Siri“ ist die Reihe um den sympathischen Leichenbeschauer aus Laos mittlerweile auf sieben Bände angewachsen. Der Autor Colin Cotterill, Weltreisender und inzwischen in Thailand heimisch gewordener Engländer, hat mit ihm einen Ermittler erschaffen, der von dem üblichen
Mainstream des Genres abweicht.
Dr. Siri geht seiner Arbeit in Vientiane in Laos nach, der…mehrMit „Grabgesang für Dr. Siri“ ist die Reihe um den sympathischen Leichenbeschauer aus Laos mittlerweile auf sieben Bände angewachsen. Der Autor Colin Cotterill, Weltreisender und inzwischen in Thailand heimisch gewordener Engländer, hat mit ihm einen Ermittler erschaffen, der von dem üblichen Mainstream des Genres abweicht.
Dr. Siri geht seiner Arbeit in Vientiane in Laos nach, der Handlungszeitraum liegt in den siebziger Jahren und er ist der einzige Pathologe des Landes. Unterstützung erhält er durch sein Team, eigentlich eine etwas hochgegriffene Bezeichnung, denn es besteht lediglich aus zwei Personen, der Krankenschwester Dtui und dem Leichenwäscher Geung.
Von den offiziellen Stellen werden ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt, aber Siri ist mit der Erfahrung seiner mittlerweile dreiundsiebzig Lebensjahre und einer gehörigen Portion Schläue durchaus in der Lage, die Schwierigkeiten beiseite zu schaffen und sich dennoch die Informationen zu besorgen, die er benötigt.
Der aktuelle Fall ist knifflig, vor allem weil es gleich drei weibliche Opfer gibt, die mit einem Degen erstochen wurden, einer eher untypischen Waffe in Laos. Zwar wird der Täter schnell dingfest gemacht, aber unser Leichenbeschauer hat so seine Zweifel und stellt eigene Nachforschungen an…
In einem zweiten Handlungsstrang konfrontiert der Autor seine Leser direkt mit einem politischen Thema: Civilai, ehemaliges Mitglied des Politbüros und inzwischen im Ruhestand, bittet seinen Freund Dr. Siri, ihn nach Kambodscha zu begleiten. Eine Reise, die nicht ohne Risiko ist, treiben doch die Roten Khmer folternd und mordend seit 1975 ihr Unwesen in diesem Land, wie Dr. Siri leidvoll am eigenen Leib erfahren muss…
Im Vergleich zu den Vorgängerbüchern ist der Tonfall in „Grabgesang für Dr. Siri“ wesentlich ernster, was natürlich auch an dieser zusätzlichen Handlungsebene liegt. Der übliche Sarkasmus tritt angesichts dieses ernsten Themas komplett in den Hintergrund und macht aus diesem Kriminalroman ein beeindruckendes Leseerlebnis. Kompliment an Colin Cotterill, dass er den Mut hat, eingeschlagene Pfade zu verlassen und der Reihe so eine ganz neue Richtung zu geben – dafür gibt es von mir die volle Punktzahl!