Karen Duve ist seit jeher eine begeisterte Leserin von Märchen, Heldensagen und Rittergeschichten. Besonders liebt sie die Märchen der Brüder Grimm. Darin allerdings geschieht viel, was mit dem gesunden Menschenverstand nicht zu erklären ist! Wie wahrscheinlich ist es zum Beispiel, dass eine außergewöhnlich gut aussehende junge Frau den Haushalt für sieben mittelalte kleinwüchsige Junggesellen führt und sich nicht einer der Herren an sie ranmacht? Wie gestaltet es sich praktisch, wenn man nach einem hundertjährigen Schlaf unter Zentimeter dicken Staubschichten aufwacht? Und überhaupt: Wie hält sich ein Prinz fit, der hundert Jahre warten muss, bis er seine Prinzessin wach küssen kann? Karen Duve erzählt ihre eigenen Versionen der Geschichten. Und die sind voll von dem, was Duves Romane sonst auch auszeichnet: familiäre Abneigungen, Bindungsängste, bizarre Liebesvorstellungen, Vaterkomplexe, Selbstzweifel, Trotzrektionen und Minderwertigkeitsgefühle.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Karen Duves Grimm-Adaptionen haben Florian Welle zur Frage inspiriert, wie viel Gegenwart solche Neubearbeitungen von Märchen eigentlich vertragen. Nicht allzu viel, lautet Welles Antwort. Denn nur wo die Autorin leise und humorvoll zu Werke geht, funktioniert der Kniff. Wenn Duve jedoch, wie in der Rotkäppchen-Adaption, der längsten im Band, einer inhaltlichen Geschwätzigkeit freien Lauf lässt, oder beim Dornröschen den Schönheitswahn thematisiert, steigt Welle aus. Zu monströs, meint er, und gerade darum zu harmlos. Und das Verfallsdatum sieht er diesen Texten gleichsam eingeschrieben, anders als bei den Originalen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Karen Duve gelingt etwas Wundersames: Sie küsst die Figuren wach. Das ist komisch und spannend und manchmal vollkommen verrückt. db mobil