Carola Rackete lief im Juni 2019 als Kapitänin der Sea-Watch 3 in den Hafen von Lampedusa ein, mit 40 auf dem Mittelmeer in Seenot geratenen Geflüchteten an Bord. Sie setzte sich damit über das Verbot des italienischen Innenministeriums hinweg und erlangte dadurch internationale
Bekanntheit.
Zusammen mit Co-Autorin Anne Weiss ist nun ein Buch entstanden, das Racketes Erlebnisse von damals Revue…mehrCarola Rackete lief im Juni 2019 als Kapitänin der Sea-Watch 3 in den Hafen von Lampedusa ein, mit 40 auf dem Mittelmeer in Seenot geratenen Geflüchteten an Bord. Sie setzte sich damit über das Verbot des italienischen Innenministeriums hinweg und erlangte dadurch internationale Bekanntheit.
Zusammen mit Co-Autorin Anne Weiss ist nun ein Buch entstanden, das Racketes Erlebnisse von damals Revue passieren lässt. Doch es ist wesentlich mehr, als ein Erfahrungsbericht der Seenotretterin. Denn Rackete mag es eigentlich gar nicht, so sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Und schon gar nicht sieht sie sich als Heldin der Seenotrettung. Vielmehr sieht sie es als ihre Pflicht an, in einer derartigen Situation auf dem Meer durch zivilen Ungehorsam Menschenleben zu retten.
Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Hindou Oumarou Ibrahim, einer Klimaaktivistin aus dem Tschad. Sie zeigt die Auswirkungen des Klimawandels - Rackete spricht lieber von Klimakatastrophe - auf ihr Heimatland auf und schafft so eindringlich Bewusstsein dafür, was wir mit unserem westlich geprägtem Konsumverhalten in Entwicklungsländern anrichten.
Rackete gibt zunächst einen unerwartet privaten Einblick in ihre Vita. Sie schildert ihr Elternhaus, ihren Werdegang als Kapitänin und ihr Studium der Naturschutzökologie. Dann nimmt sie den Leser mit auf die Sea-Watch 3. Sie lässt ihn an den miserablen Zuständen mit Dutzenden traumatisierten Menschen an Bord teilhaben, sie schildert ihre moralische Verpflichtung, das Leben dieser Menschen zu retten, auch wenn sie dafür den Weg der Legalität verlassen muss. Und schließlich benennt Rackete deutlich zwei Hauptursachen für aktuelle große Fluchtbewegungen: die Klimakatastrophe und globale Ungerechtigkeit. Sie sieht uns alle in der Verantwortung, hier schnellstmöglich zu handeln, und zwar durch zivilen Ungehorsam. Es ist keine Zeit mehr für blinden Optimismus, sondern es ist Zeit zu handeln. Der zivile Ungehorsam soll friedlich bleiben, dennoch schlägt sie radikale Maßnahmen vor.
Teils fand ich die Ansichten etwas zu pauschal formuliert, aber das mag auch dem relativ knappen Umfang mit 176 Seiten geschuldet sein.
Zahlreiche Literatur- und web-Tipps fordern zu weiterer, vertiefender Lektüre auf.
Fazit: Ein gelungener Appell, der wachrüttelt. Lesen, diskutieren, handeln!