Saul Bellow
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Herzog (MP3-Download)
Gekürzte Lesung. 567 Min.
Sprecher: Wölbern, Werner
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Das Leben meint es nicht gut mit Moses Elkanah Herzog. Schon die zweite Ehefrau lässt ihn sitzen, zu allem Übel auch noch zugunsten seines besten Freundes, die Universitätskarriere stagniert und auch die selbstverordnete Europareise bringt keine Erleichterung. Herzog steckt fest. In seiner Verzweiflung schreibt er Briefe an Philosophen – lebende wie tote –, an Freunde, an Gott. Saul Bellow ist mit seinem Roman "Herzog" ein vielgestaltiges Meisterwerk der Erzählkunst gelungen. Für seine Arbeit wurde der Autor mehrfach ausgezeichnet, 1976 schließlich auch mit dem Literaturnobelpreis.
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Werner Wölbern, geboren 1961, ist Theater- und Fernsehschauspieler. Er begann seine Karriere als Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, woran sich zahlreiche Engagements an großen deutschen Bühnen anschlossen. Als Sprecher wirkte Werner Wölbern an hochkarätigen Hörbuchproduktionen mit.
Produktdetails
- Verlag: Der Audio Verlag
- Gesamtlaufzeit: 567 Min.
- Erscheinungstermin: 31. August 2018
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783742408105
- Artikelnr.: 53789409
»Ein herrlicher Roman: düster-sarkastisch, komisch, ausschweifend und doch wunderbar konstruiert, sinnlich und äußerst intelligent.« SUNDAY TIMES »Es gibt keinen Zweifel: Wer sich eine Bibliothek mit Weltliteratur in Form von Hörbüchern aufbauen möchte, kommt an dieser Edition nicht vorbei.« WDR 3 »Hier wird fündig, wer an Hörbuchproduktionen Freude hat, die nicht schnell hingeschludert sind, sondern mit einer Regie-Idee zum Text vom und für den Rundfunk produziert sind.« NDR KULTUR »Mehr Zeit hätte man ja immer gern, aber für diese schönen Hörbücher [...] besonders.« WAZ »Die Hörbuch-Edition 'Große Werke. Große Stimmen.' umfasst herausragende Lesungen deutschsprachiger Sprecherinnen und Sprecher, die in den Archiven der Rundfunkanstalten schlummern.« SAARLÄNDISCHER RUNDFUNK
Genie und Wahnsinn
«Das Kind in mir ist entzückt, der Erwachsene in mir ist skeptisch» war der Kommentar des US-amerikanischen Schriftstellers Saul Bellow zur Verleihung des Nobelpreises 1976. Mit «Herzog» gelang ihm 1964 der literarische Durchbruch, dieser Roman gilt …
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Genie und Wahnsinn
«Das Kind in mir ist entzückt, der Erwachsene in mir ist skeptisch» war der Kommentar des US-amerikanischen Schriftstellers Saul Bellow zur Verleihung des Nobelpreises 1976. Mit «Herzog» gelang ihm 1964 der literarische Durchbruch, dieser Roman gilt heute als bedeutendstes Werk des jüdisch geprägten Autors und war zudem kommerziell erfolgreich, er machte ihn als Autor letztendlich auch in Deutschland bekannt. Wie in vielen anderen seiner Werke analysiert der hellsichtige Denker, - ein einsamer Solitär seiner nationalen Zunft -, hier die Lebensumstände einer dem Individuum immer weniger verständlichen, modernen Gesellschaft, in der seine intellektuellen Protagonisten hoffnungslos unterzugehen drohen.
«Wenn ich den Verstand verloren habe, soll’s mir auch recht sein, dachte Moses Herzog». Schon im ersten Satz ist ja, nach der Erkenntnis von Edgar Allen Poe, oft die ganze Geschichte enthalten, so auch hier. Ein an der Welt verzweifelnder, zerstreuter Professor mit Forschungsschwerpunkt Romantik hat nach der Scheidung von seiner zweiten Frau, die ihn mit seinem besten Freund betrogen hat, und nach einem von ihr erbarmungslos geführten Rosenkrieg, völlig den Boden unter den Füßen verloren. Der an Nabokovs «Pnin» erinnernde Held taumelt zunehmend orientierungslos durch das Leben, ist ständig in irgendwelche Gedankengänge verfangen und agiert meist völlig irrational, er scheitert am eigenen Unvermögen, was den profanen Alltag anbelangt. In Wissenschaftskreisen ist er weithin bekannt und hoch angesehen, und auch die Bindungen innerhalb der Familie sind sehr eng, seine durchweg lebenstüchtigen Brüder mögen ihn und helfen ihm, wo es geht. Bei schönen Frauen ist er überraschend erfolgreich, seine diversen Affären werden von Freunden recht neidisch registriert. Diese Frauen übrigens werden hinreißend beschrieben, fiel mir auf, aber Moses als Don Juan passt wirklich nicht so recht. Als der fünfmal verheiratete Saul Bellow mit 89 Jahren starb, hinterließ er eine 5jährige Tochter (sic!), - das erklärt’s vielleicht, Charlie Chaplin lässt grüßen!
In immer wieder neuen Rückblenden wird die Vita eines tragisch-komischen Helden ohne religiöse Bindung vor uns ausgebreitet, der in vielerlei Aspekten übrigens unverkennbar ein Alter Ego des Autors ist. Mit brillanten philosophischen Exkursen hinterfragt Bellow in seinem Roman den Sinn des Lebens und erörtert soziologische Probleme der modernen Gesellschaft und der sich immer schneller wandelnden Lebensverhältnisse in den üppig wuchernden Metropolen der USA, - der Roman wirkt insoweit wie eine literarische Feldstudie des in Chikago beheimateten Autors. Diesen mühsamen Prozess der Selbstfindung realisiert der Autor sprachlich mit einem originellen Erzählstil, in dem er seinen verwirrten Helden Don Quichotte-artig immer neue Briefe an die unterschiedlichsten Personen schreiben lässt, ein wüstes Sammelsurium von Gedanken politischer, soziologischer und kultureller Art, ergänzt um viele wissenschaftliche Diskurse. Adressaten der fast immer nur imaginierten, nicht wirklich aufgeschriebenen und auch nie abgeschickten Briefe sind lebende wie auch tote Personen. Obwohl all diese inneren Monologe kursiv gesetzt und somit leicht erkennbar sind, erfordert die Lektüre doch einige Lesedisziplin nicht nur in Hinblick auf den geistigen Gehalt des Erzählten, sondern auch der abrupten Wechsel wegen, mit denen Bellow diese Gedankensplitter im Textganzen integriert.
Moses Herzog endet bei seiner Sinnsuche in einer Ablehnung des Nihilismus moderner Prägung, wie ihn Viele in seiner Umgebung praktizieren. Er beginnt nach dem Rückzug in sein entlegenes Landhaus die seelisch wohltuende Wirkung einsamer Natur zu entdecken, erkennt zudem den Wert selbstloser Liebe, wie sie ihm seine attraktive neue Freundin entgegenbringt, vor der er verstört dorthin geflüchtet war, - ein hoffnungsvoller Lichtblick am Ende des Tunnels seiner von Einweisung in die Psychiatrie bedrohten Existenzkrise.
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