Wir sind die Roboter Alle reden vom Menschen 4.0. Der sei kreativ, selbstverantwortlich und eigeninitiativ - aber in Wirklichkeit werden wir hart dressiert und im Tagesgeschäft von Prozessorientierung und Dauerkontrollen gequält. Die Großsysteme haben die Menschen roboterisiert. Und dann sollen eben dieselben innovativ und neugierig sein? Gunter Dueck führt die grausame Unternehmensrealität vor Augen - unbarmherzig scharf, hinreißend nah am Objekt. Die Unternehmen handeln zukunftsfeindlich, wenn sie ihre Mitarbeiter standardisieren und sich - entgegen aller Erfordernisse - eben nicht für die digitale Welt neu erfinden. "Dueck ist ein genauer und gnadenloser Beobachter. Mit Leichtigkeit verbindet er mathematische Gesetze, philosophische Diskurse, amerikanische Poeten und bissige Randbemerkungen." Harvard Business Manager zu Schwarmdumm
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2020Optimieren wir zu viel?
Streitschrift gegen verbreitete Managerpraktiken
Gunter Dueck, Mathematiker und bis 2011 Technikvorstand bei IBM Deutschland, hat ein Faible: Management-Tadel. So hat er wieder eine populärwissenschaftliche Streitschrift vorgelegt. Er postuliert, dass die existierenden Führungs- und Organisationsstrukturen die digitale Neuausrichtung unserer Unternehmen verhinderten, weil Manager und Berater die Prioritäten falsch setzten. Quartalsdenken, festgefahrene Regularien und vor allem die einseitige Fokussierung auf Kosteneffizienz prägten seit Jahren das Handeln der Manager. Dies sei fatal. Die Arbeitsprozesse in unseren Organisationen würden bis zum Exzess optimiert. Laut Dueck geht es insbesondere in Großunternehmen nur noch um schneller, billiger und mehr. Während die Prozessoptimierung zur Roboterisierung oder McDonaldisierung der Menschen führe, hätte die dauernde Überforderung der Mitarbeiter durch neurotische Manager einen lähmenden Traumatisierungseffekt auf die gesamte Organisation. All das, was man unter "nachhaltig" verstehe, käme vor lauter Effizienz- und Kontrollwahn viel zu kurz. In einem solchen Arbeitsumfeld könnten keine Innovationen reifen.
Wie sind nun die Manager gestrickt, die Dueck massiv attackiert? Und welche Manager brauchte man heute? Dueck ist fündig geworden bei dem bekannten MIT-Managementforscher Douglas McGregor, der bereits vor genau 60 Jahren rein zahlen- und controllingorientierte X-Manager sowie smarte mitarbeiterorientierte Y-Manager unterschied. Nach Duecks Einschätzung dominieren in unseren Unternehmen die X-Manager. Der Druck, den sie im Unternehmen aufbauten, "fresse" letztlich die Mitarbeiter, so seine zentrale These. Dueck fordert daher endlich mehr Y-Manager und hält für den Wandel einige recht allgemein gehaltene Empfehlungen bereit. Leider übersieht er bei seiner pauschalen Attacke, dass es vor allem in unseren unternehmergeführten mittelständischen Unternehmen durchaus nicht wenige Y-Persönlichkeiten an der Spitze gibt.
Insgesamt darf bezweifelt werden, dass Duecks reichlich salopp verfasste Schrift, die nicht auf fundierten Studien und Analysen beruht, die ganze Realität reflektiert. Er prangert Exzesse an, entfaltet aber nicht genügend Überzeugungskraft, um den geforderten Paradigmenwechsel im Management tatsächlich zu forcieren. Dafür sorgt in diesen Tagen schon eher ein kleines bösartiges Virus.
ROBERT FIETEN
Gunter Dueck: Heute schon einen Prozess optimiert? Das Management frisst seine Mitarbeiter. Campus Verlag, Frankfurt, New York 2020, 325 Seiten, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Streitschrift gegen verbreitete Managerpraktiken
Gunter Dueck, Mathematiker und bis 2011 Technikvorstand bei IBM Deutschland, hat ein Faible: Management-Tadel. So hat er wieder eine populärwissenschaftliche Streitschrift vorgelegt. Er postuliert, dass die existierenden Führungs- und Organisationsstrukturen die digitale Neuausrichtung unserer Unternehmen verhinderten, weil Manager und Berater die Prioritäten falsch setzten. Quartalsdenken, festgefahrene Regularien und vor allem die einseitige Fokussierung auf Kosteneffizienz prägten seit Jahren das Handeln der Manager. Dies sei fatal. Die Arbeitsprozesse in unseren Organisationen würden bis zum Exzess optimiert. Laut Dueck geht es insbesondere in Großunternehmen nur noch um schneller, billiger und mehr. Während die Prozessoptimierung zur Roboterisierung oder McDonaldisierung der Menschen führe, hätte die dauernde Überforderung der Mitarbeiter durch neurotische Manager einen lähmenden Traumatisierungseffekt auf die gesamte Organisation. All das, was man unter "nachhaltig" verstehe, käme vor lauter Effizienz- und Kontrollwahn viel zu kurz. In einem solchen Arbeitsumfeld könnten keine Innovationen reifen.
Wie sind nun die Manager gestrickt, die Dueck massiv attackiert? Und welche Manager brauchte man heute? Dueck ist fündig geworden bei dem bekannten MIT-Managementforscher Douglas McGregor, der bereits vor genau 60 Jahren rein zahlen- und controllingorientierte X-Manager sowie smarte mitarbeiterorientierte Y-Manager unterschied. Nach Duecks Einschätzung dominieren in unseren Unternehmen die X-Manager. Der Druck, den sie im Unternehmen aufbauten, "fresse" letztlich die Mitarbeiter, so seine zentrale These. Dueck fordert daher endlich mehr Y-Manager und hält für den Wandel einige recht allgemein gehaltene Empfehlungen bereit. Leider übersieht er bei seiner pauschalen Attacke, dass es vor allem in unseren unternehmergeführten mittelständischen Unternehmen durchaus nicht wenige Y-Persönlichkeiten an der Spitze gibt.
Insgesamt darf bezweifelt werden, dass Duecks reichlich salopp verfasste Schrift, die nicht auf fundierten Studien und Analysen beruht, die ganze Realität reflektiert. Er prangert Exzesse an, entfaltet aber nicht genügend Überzeugungskraft, um den geforderten Paradigmenwechsel im Management tatsächlich zu forcieren. Dafür sorgt in diesen Tagen schon eher ein kleines bösartiges Virus.
ROBERT FIETEN
Gunter Dueck: Heute schon einen Prozess optimiert? Das Management frisst seine Mitarbeiter. Campus Verlag, Frankfurt, New York 2020, 325 Seiten, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Die Digitalisierung soll Mitarbeiter effizienter und besser machen. Schön wär's, sagt Ex-Manager Gunter Dueck. Sie ist vor allem eine Qual.« Der Spiegel, 08.02.2020»Mit zu viel Effizienzdruck setzen Unternehmen ihre Beschäftigten unter Dauerstress, kritisiert Buchautor Gunter Dueck. Dabei entstehe nicht die notwendige Innovationskraft, um sich in der digitalen Veränderung neu aufstellen zu können.« Deutschlandfunk Kultur Lesart, 22.02.2020»Gunter Dueck kombiniert seit Jahren Wissenschaft, Unternehmergeist und lesbare Schreibe (...) Er fordert einen völlig neuen Stil bei Führungskräften und dass sich ihre Herangehensweise radikal ändert: weg vom Prozessoptimieren hin zum Innovieren. Weg von einer auf Effizienz ausgerichteten Struktur hin zu einer menschenfördernden.« handelsblatt.com, 05.03.2020»Prozesse statt Personen lautet die Devise. Dueck untermalt dies mit irren Geschichten aus dem realen Unternehmensalltag, erschütternd verdichtet.« Christina Kestel, Harvard Business Manager, 27.03.2020»Gunter Dueck rechnet in gewohnt scharfem Ton mit der deutschen Managementlandschaft ab.« Managementkompass, 01.04.2020»Mit gewohnt spitzer Feder beschreibt [Gunter Dueck] in seinem neuen Buch, warum die 'McDonaldisierung' der Berufswelt in einer Sackgasse endet. Doch Dueck bleibt nicht bei Kritik stehen, er hat auch Lösungen: Man nehme den Controllern und PaceSettern einen Teil ihrer Macht, gebe sie den Fachleuten und addiere dazu mutige Unternehmer, die Angsthasen mitnehmen können.« t3n, 01.08.2020»Dueck weiß, wovon er spricht [...] Frei von Rücksichtnahmen auf etwaige unternehmerische Interessen basieren seine Erkenntnisse auf Erfahrung, genauen Bebobachtungen und scharfer Analyse. Dabei zeigt er - präzise formuliert und mit pointiertem Humor - nicht nur Missstände auf, sondern präsentiert auch Wege, wie es besser gehen könnte.« Klaus Lorbeer, Computerwelt, 02.11.2020