"In der Kunst lebste zehn Jahre - vielleicht." Wir rechnen in Dekaden und sprechen im Nachhinein gerne von Fixsternen, die vermutlich nur Diskokugeln sind. Für die 1980er Jahre steht der Name Martin Kippenberger am Firmament. Nicht zufällig ist Lee Marvins "Wand'drin' Star" das einzige Lied, das Kippenberger auswendig singen konnte. Auch wenn es laut Selbsteinschätzung nur ein "kleines Kitschprogramm" war, sein Stern leuchtet mittlerweile immer heller. Eines ist klar: Kippenberger wollte in den Himmel. Möglicherweise strahlt dort oben aber auch nur die Rakete, die er zu Lebzeiten im Arsch gehabt hat. Oder eine brennende Frankfurter. Kippenberger hin und hergerissen zwischen der Suche nach sich selbst und der permanenten Inszenierung einer Lücke. Seit Anfang der 1990er Jahre bis kurz vor seinem Tod 1997 hatte Martin Kippenberger das Bedürfnis, sich gegenüber engen Freunden und Unbekannten in längeren Interviews zu äußern. Viele kannten seine Positionen von den nächtelangen Kneipentouren, aber im Vorfeld eines seiner Hauptwerke "The Happy End of Franz Kafka's Amerika" drängte Kippenberger auf eine schriftliche Fixierung seiner Positionen. Diese Gespräche waren nie als eigenständige Tonaufnahmen gedacht, fanden fast alle in Kneipen oder sogar im Zug statt, so dass es nicht verwundert, dass dieses Tonmaterial nahezu in Vergessenheit geraten war. Zusammen mit Kippenbergers Galeristin und heutiger Nachlassverwalterin Gisela Capitain ist es Robert Eikmeyer und Thomas Knoefel gelungen, den Großteil dieser Aufnahmen ausfindig zu machen. Nach monatelanger Recherche, Sichtung, Konzeption und Postproduktion ist eine fast einstündige Audio-CD mit 18 Tracks entstanden, die Kippenberger als einen Menschen zeigt, der ahnt, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Biographisches vermischt sich mit Statements zum Kunstmachen, zu Kollegen, dem Ende und Reflektionen über Hitler, Himmel und Hölle.
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