Seine erste Begegnung mit Stravinskys Geschichte vom Soldaten hatte Peter Fricke 1963 an den Städtischen Bühnen Köln, als er unter der Regie von Oscar Fritz Schuh erstmals den Soldaten gab. Harald Kreutzberg verkörperte damals den Teufel. 1973 in München am Cuvilliéstheater übernahm Peter Fricke seinerseits die Rolle des Teufels und Joachim Bißmeier die des Soldaten. Ausgerechnet bei dem sogenannten »Teufelstanz«, mit dem Stravinskys Soldat ein letztes Mal versucht das Ruder herum zu reißen, was ihm vorübergehend auch gelingt, verunglückte Peter Fricke gleich bei der Premiere. In den darauf folgenden zwölf Wochen Klinikaufenthalt reifte in ihm der Gedanke, dass es doch möglich sein sollte alle drei Sprechrollen des Stücks, also den Erzähler, den Soldaten und den Teufel selber zu sprechen. Das war neu und keiner hatte es vorher versucht! Sicher Stravinsky und Ramuz hatten ihre Moritat seinerzeit für kleine Wanderbühnen geplant und wollten mit minimalsten Mitteln die größte Wirkung erzeugen. Aber sollte es nicht eine Geschichte sein, die gelesen, gespielt und getanzt werden sollte? Wäre da eine weitere Reduktion möglich? Durchaus! – und Peter Fricke gelingt es mühelos aus der Rolle des Erzählers in die Haut des Soldaten oder des Teufels zu schlüpfen und allein durch die Magie der Stimme die Geschichten und die Szenerien um den Kampf der beiden Protagonisten lebendig werden zu lassen. Seitdem ist Peter Fricke des Öfteren mit allen drei Rollen in Personalunion aufgetreten, so auch mit Solisten der Münchner Philharmoniker und zuletzt beim Lucerne-Festival 2008. Dass der kreative Einfall Peter Frickes, der seiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Soldaten zu verdanken ist, zwischenzeitlich Nachahmer gefunden hat, verwundert daher wenig. Die vorliegende Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt und zugleich die erste deutsche digitale Aufzeichnung dieses Stückes. Es sind die Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Ernö Sebestyén, die die Kämpfe und Triumphe, Sehnsüchte und Niederlagen in brillianten, klaren Farben zeichnen und denen es trotzdem gelingt die vom Komponisten geforderte »Ästhetik der Einfachheit« zu pflegen. Ein Fest für die Ohren!
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