Die Entwicklungsgeschichte des Universums vom Urknall bis zum Homo sapiens
Gibt es in unserer Welt Geist ohne Gehirn? Damit ist nicht „ein die Natur transzendierender ordnender Geist“ (15) gemeint, sondern eher die Beschreibung von in der Welt von Anfang an erkennbarer Eigenschaften wie
„Lernfähigkeit, das Sammeln von Erfahrungen, Phantasie, tastendes Probieren, spontaner Einfall und…mehrDie Entwicklungsgeschichte des Universums vom Urknall bis zum Homo sapiens
Gibt es in unserer Welt Geist ohne Gehirn? Damit ist nicht „ein die Natur transzendierender ordnender Geist“ (15) gemeint, sondern eher die Beschreibung von in der Welt von Anfang an erkennbarer Eigenschaften wie „Lernfähigkeit, das Sammeln von Erfahrungen, Phantasie, tastendes Probieren, spontaner Einfall und ähnliche(r) Kategorien“. (15)
Die Reise beginnt vor ca. 13 Milliarden Jahren mit einer kosmischen Explosion und sie endet voraussichtlich nach ca. 80 Milliarden Jahren, wobei niemand weiß, ob das Ende nicht wieder einen Neuanfang nach sich zieht. Wir befinden uns aktuell in der Frühphase der Entwicklung des Universums. Wissenschaftsjournalist Hoimar von Ditfurth (HvD) zeichnet die Geschichte anhand wichtiger Entdeckungen nach, wozu auch der Nachweis der kosmischen Hintergrundstrahlung durch Penzias und Wilson im Jahr 1965 gehört. (19)
HvD erläutert Theorien zur Entstehung der Planeten. Die Indizien sprechen dafür, dass die Erde „auf kaltem Wege“ (68) durch die Konzentration interstellarer Staubmassen entstanden ist. Vulkanismus verursachte die Weltmeere sowie eine Atmosphäre aus gasförmigen Substanzen. Es gab mehrere Atmosphären und HvD beschreibt die besondere Rolle des Sauerstoffs bei der Entwicklung des Lebens. „Der Sauerstoff in der heutigen Atmosphäre machte eine Wiederholung dieser Phase der Evolution des Lebendigen [Ur-Zeugung] ein für allemal unmöglich.“ (75)
Wie ist das Leben auf der Erde entstanden? HvD stellt die Experimente von Stanley Miller vor, der in einem mit den chemischen Stoffen der Uratmosphäre gefüllten Glaskolben und unter Zuführung elektrischer Energie, Aminosäuren und damit Bausteine des Lebens entstehen ließ. (120) Er unterstreicht, dass es keine starre Grenze zwischen unbelebter und belebter Materie gibt. (136) Anhand von Untersuchungen am Enzym Cytochrom c wird nicht nur die Verwandtschaft aller biologischer Spezies belegt (172), sondern auch der Zeitpunkt der biologischen Trennung (175).
HvD spannt den Bogen von den Molekülen über die Einzeller bis hin zu den Mehrzellern. Mit den Mehrzellern tauchte die Sterblichkeit auf, denn Einzeller altern nicht und sterben nicht aus inneren Ursachen (262), zudem erfolgte eine Arbeitsteilung auf Zellebene (264), die sich als erfolgreiches Überlebensprinzip bewährte. Warum Lebewesen eines Tages den Sprung vom Wasser aufs Land unternommen haben, ist nicht bekannt, Fakt ist, dass das Land, zunächst als Kaltblüter, später als Warmblüter, erfolgreich als Lebensraum erschlossen wurde. Am (vorläufigen) Ende dieser Entwicklung steht der Mensch.
In der Anatomie und in den Funktionen des menschlichen Gehirns sind die Entwicklungsstufen der Evolution erkennbar. Die Evolution hat Spuren hinterlassen, wozu auch programmierte Verhaltensweisen (Instinkte) gehören, die beim Menschen durch die Vernunft (nicht immer erfolgreich) überlagert werden. Die Zusammenhänge hat HvD ausführlich in seinem Buch „Der Geist fiel nicht vom Himmel“ dargestellt. Welche Richtung die Evolution künftig einschlagen wird, ist nicht prognostizierbar. Insofern ist HvDs „galaktischer Überorganismus“ als Zukunftsvision zu verstehen.
HvD weicht schwierigen Fragen nicht aus und beschäftigt sich im Zuge seiner Ausführungen immer wieder mit Sinnfragen. So thematisiert er den Konflikt zwischen Theologie und Naturwissenschaft (134), relativiert den Zufall in der evolutiven Entwicklung (179), erläutert seine Vorstellungen von „Geist ohne Gehirn“ (238) und philosophiert über Tendenzen der Evolution (291). Natürlich hat sich die Naturwissenschaft, insbesondere die Mikrobiologie, weiterentwickelt. Das Buch ist wegen der verständlichen Gesamtschau dennoch lesenswert. HvD war auf unnachahmliche Weise in der Lage, isolierte Erkenntnisse der Spezialisten in einem interdisziplinären Gesamtzusammenhang darzustellen.