Ein grandioser, wuchtiger und emotionaler Gesellschaftsroman – das intensivste Hörerlebnis des Jahres! Der neue Roman von SPIEGEL-Bestseller-Autor Chris Whitaker ist ein Meisterwerk: zugleich aufwühlender Kriminalfall und dramatische Liebesgeschichte. Patch ist dreizehn, und weil er nur ein Auge hat, trägt er eine Augenklappe wie ein Pirat. Als er eines Tages aus seiner Heimatstadt Monta Clare entführt wird, bricht für seine beste Freundin Saint die Welt zusammen. 307 Tage wird Patch in einem stockdunklen Raum gefangen gehalten, gemeinsam mit der geheimnisvollen Grace. Seine Befreiung gelingt, doch als niemand seiner Erzählung von Grace glaubt, gibt es für ihn nur noch ein Ziel: Er muss sie finden und retten. Während Patch sein Leben dieser Obsession widmet, kämpft Saint unerbittlich um die Wahrheit und um ihren Freund, den sie an eine düstere Erinnerung verloren glaubt. Eine grandiose Odyssee und ein unvergesslich intensiver Roman über Menschlichkeit, Schicksal und bedingungslose Liebe. »In den Farben des Dunkels« ist ein grandioser, epischer Roman über die Unausweichlichkeit des Schicksals und die Bedingungslosigkeit der Liebe, mitreißend gelesen von Richard Barenberg.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Einen echten Pageturner hat Chris Whitaker hier verfasst, jubelt Rezensentin Maria Wiesner. Im Zentrum stehen, lernen wir, Patch, ein Junge, der von einem brutalen Kriminellen entführt wird, nach einiger Zeit wieder frei kommt und von einem Mädchen namens Grace berichtet, das sich mit ihm gemeinsam in Gefangenschaft befunden habe - allerdings ist die Polizei keineswegs sicher, dass Grace wirklich existiert. Besonders gefällt Wiesner die eindrücklichen, zum Teil an Stephen King erinnernden Figurenzeichnungen, wobei das Buch freilich auch äußerst spannend geschrieben ist - die geschickt platzierten Cliffhanger ziehen die Leser in die Welt des Buches hinein. Von einigen wenigen Kitscheinsprengseln abgesehen ist dieses Buch, in dem für die Figuren stets viel auf dem Spiel steht, rundum empfehlenswert, so das Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2024Das Martyrium des einäugigen Piratenjungen
Hoher Einsatz: Chris Whitaker erforscht, wie eine amerikanische Kleinstadt mit einer Kindesentführung umgeht
Wer einen Thriller damit beginnt, dass ein Kind sterben soll, spielt mit höchstem Einsatz. Chris Whitaker hat keine Angst davor, denn hohe Einsätze bringen, wenn man es geschickt anstellt, den größten Gewinn. Der britische Autor stellt also gleich im ersten Absatz seines Krimis den dreizehn Jahre alten Patch vor, der nur ein Auge hat, mit diesem aber die Kleinstadt und ihre Umgebung in Missouri, wo er in den späten Siebzigerjahren aufwächst, umso intensiver wahrnimmt: "Als er später an jenem Vormittag sterbend im Wald lag, bewahrte er den Morgen in seinem Herzen, bis die Farben verliefen, denn er wusste, dass er so schön gar nicht gewesen sein konnte. Nichts in seinem Leben war je so schön."
Patch trägt eine Augenklappe und begeistert sich für Piraten. Den Mut seiner Vorbilder legt er an den Tag, als er den Schreien einer Mitschülerin in den Wald folgt und sich dort auf ihren Angreifer wirft, sodass das Mädchen fliehen kann. Patch wird verletzt und von dem Unbekannten verschleppt - und man bangt nun länger um ihn, deutet der zitierte Satz doch auf eine fatale Entwicklung hin. Während die Kleinstadtpolizei von Monta Clare mit dem Fall überfordert wirkt, macht sich das Nachbarmädchen Saint auf die Suche nach seinem verschwundenen Freund. Beide Kinder gehörten zu den Außenseitern der Schule.
Patch, der eigentlich Joseph Macauley heißt, hatten die Mitschüler ignoriert, weil seine alleinerziehende Mutter kaum Geld hat. Saint hingegen wächst als Waisenkind bei ihrer Großmutter auf, die kurze Haare trägt, auf der Veranda Zigarren raucht und als Busfahrerin arbeitet. Ihre Sturheit und den Gleichmut, sich nicht groß um das Gerede in der Kleinstadt zu kümmern, hat das Mädchen früh übernommen. Statt sich also mit Modetrends oder Backrezepten zu beschäftigen wie gleichaltrige Mitschülerinnen, vertieft Saint sich lieber in Bücher aus der örtlichen Bibliothek und bessert das schmale Gehalt der Großmutter mit Honigverkauf aus der eigenen Bienenzucht auf.
Schon diese Detailfülle zeigt: Whitaker leuchtet seine Figuren bis in den letzten Winkel aus, nimmt sich Zeit, fast jedem, der hier auftritt, ein Leben mit Träumen und Abgründen zu verpassen. Während die Stadt also auf den Beinen ist, um den verschwundenen Jungen zu suchen, erfährt man in geschickt gesetzten Rückblenden die Geschichte der beiden Kinder und die allerhand anderer Bewohner dieses eigentlich idyllischen Ortes. Whitaker angelt seine Leser mit Suspense-Ködern und verführt sie dann mit tiefgründigen Charakteren. Dabei interessiert er sich weniger für den wahnsinnigen Kindesentführer; er erkundet vielmehr, wie eine solche Tat die Einwohner verändert.
Wie reagieren die Eltern des Mädchens, das durch Patchs Eingreifen gerettet wurde? Was geschieht mit dem Polizeichef, der sich nicht nur für die Sicherheit der Kinder in seiner Stadt verantwortlich fühlt? Und wie hält ein dreizehnjähriges Mädchen am Glauben fest, dass der beste Freund, auch mehr als hundert Tage nachdem er entführt worden ist, noch lebt? Wie ein Stein, den man in einen ruhigen Teich wirft, langsame Wasserkräusel über die glatte Oberfläche schickt, so wühlt die Tat die Gemüter der Menschen in Monta Clare auf und bringt einiges ans Licht, was bislang im Verborgenen gehalten wurde.
Chris Whitaker, der nach einer Karriere in der Finanzbranche zum Schreiben fand, beherrscht die Kunst, seine Figuren so eindrücklich zu zeichnen, dass sie die Leser nicht mehr loslassen - an den besten Stellen erinnert das an den amerikanischen Fantasy- und Horrormeister Stephen King, der ebenfalls Genre-Erzählungen nutzte, um Missstände in amerikanischen Kleinstädten in eindrückliche Bilder zu verpacken. Manches entgleitet Whitaker in Richtung Kitsch, etwa wenn die Freundschaft zweier Menschen mit dem Regenbogensong des Sesamstraßenfroschs Kermit verglichen wird - und sich bei einer Umarmung der beiden Freunde tatsächlich ein Regenbogen über den Himmel wölbt.
Eine einzige solche Rührseligkeit auf fast sechshundert Seiten ist aber durchaus verzeihlich. Zumal sich diese Seiten vor Spannung wie von allein umblättern. "In den Farben des Dunkels" ist eines dieser Bücher, bei dem man sich vornimmt, nur noch ein Kapitel zu beenden und beim nächsten Blick auf die Uhr feststellt, dass es bereits nach Mitternacht ist.
Natürlich nutzt der Autor dafür Cliffhanger, strapaziert das Mittel allerdings nicht so wie Dan Brown und Konsorten. Vielmehr füttert Whitaker mit Andeutungen auf Zukünftiges die Neugier der Leser an und kehrt dann zum Kern der Erzählung zurück, nämlich der Frage, wie das Leben nach einem solchen grauenhaften Einschnitt weitergehen kann.
Denn, wir verraten an dieser Stelle nur so viel wie auch der Klappentext, Patch wird nach dreihundertsieben Tagen aus der Gefangenschaft im stockdunklen Raum befreit. Nachdem er sich vom Schock etwas erholt hat, erzählt er den Polizisten von Grace, dem Mädchen, das mit ihm zusammen in diesem Raum gefangen war. Der Polizeichef zweifelt an den Äußerungen des Jungen. Hat er sich Grace nur eingebildet? Wie aber kann er dann Dinge wissen, von denen nur Grace ihm erzählt haben konnte?
Die Suche nach diesem Mädchen soll fortan sein Leben bestimmen - und auch Saint lässt die Obsession des Freundes keine Ruhe. Wie ihr Autor spielen auch die Figuren mit sehr hohen Einsätzen. Es lohnt sich, ihnen dabei bis zum Schluss zu folgen. MARIA WIESNER
Chris Whitaker: "In den Farben des Dunkels". Roman.
Aus dem Englischen von Conny Lösch.
Piper Verlag, München 2024. 592 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Hoher Einsatz: Chris Whitaker erforscht, wie eine amerikanische Kleinstadt mit einer Kindesentführung umgeht
Wer einen Thriller damit beginnt, dass ein Kind sterben soll, spielt mit höchstem Einsatz. Chris Whitaker hat keine Angst davor, denn hohe Einsätze bringen, wenn man es geschickt anstellt, den größten Gewinn. Der britische Autor stellt also gleich im ersten Absatz seines Krimis den dreizehn Jahre alten Patch vor, der nur ein Auge hat, mit diesem aber die Kleinstadt und ihre Umgebung in Missouri, wo er in den späten Siebzigerjahren aufwächst, umso intensiver wahrnimmt: "Als er später an jenem Vormittag sterbend im Wald lag, bewahrte er den Morgen in seinem Herzen, bis die Farben verliefen, denn er wusste, dass er so schön gar nicht gewesen sein konnte. Nichts in seinem Leben war je so schön."
Patch trägt eine Augenklappe und begeistert sich für Piraten. Den Mut seiner Vorbilder legt er an den Tag, als er den Schreien einer Mitschülerin in den Wald folgt und sich dort auf ihren Angreifer wirft, sodass das Mädchen fliehen kann. Patch wird verletzt und von dem Unbekannten verschleppt - und man bangt nun länger um ihn, deutet der zitierte Satz doch auf eine fatale Entwicklung hin. Während die Kleinstadtpolizei von Monta Clare mit dem Fall überfordert wirkt, macht sich das Nachbarmädchen Saint auf die Suche nach seinem verschwundenen Freund. Beide Kinder gehörten zu den Außenseitern der Schule.
Patch, der eigentlich Joseph Macauley heißt, hatten die Mitschüler ignoriert, weil seine alleinerziehende Mutter kaum Geld hat. Saint hingegen wächst als Waisenkind bei ihrer Großmutter auf, die kurze Haare trägt, auf der Veranda Zigarren raucht und als Busfahrerin arbeitet. Ihre Sturheit und den Gleichmut, sich nicht groß um das Gerede in der Kleinstadt zu kümmern, hat das Mädchen früh übernommen. Statt sich also mit Modetrends oder Backrezepten zu beschäftigen wie gleichaltrige Mitschülerinnen, vertieft Saint sich lieber in Bücher aus der örtlichen Bibliothek und bessert das schmale Gehalt der Großmutter mit Honigverkauf aus der eigenen Bienenzucht auf.
Schon diese Detailfülle zeigt: Whitaker leuchtet seine Figuren bis in den letzten Winkel aus, nimmt sich Zeit, fast jedem, der hier auftritt, ein Leben mit Träumen und Abgründen zu verpassen. Während die Stadt also auf den Beinen ist, um den verschwundenen Jungen zu suchen, erfährt man in geschickt gesetzten Rückblenden die Geschichte der beiden Kinder und die allerhand anderer Bewohner dieses eigentlich idyllischen Ortes. Whitaker angelt seine Leser mit Suspense-Ködern und verführt sie dann mit tiefgründigen Charakteren. Dabei interessiert er sich weniger für den wahnsinnigen Kindesentführer; er erkundet vielmehr, wie eine solche Tat die Einwohner verändert.
Wie reagieren die Eltern des Mädchens, das durch Patchs Eingreifen gerettet wurde? Was geschieht mit dem Polizeichef, der sich nicht nur für die Sicherheit der Kinder in seiner Stadt verantwortlich fühlt? Und wie hält ein dreizehnjähriges Mädchen am Glauben fest, dass der beste Freund, auch mehr als hundert Tage nachdem er entführt worden ist, noch lebt? Wie ein Stein, den man in einen ruhigen Teich wirft, langsame Wasserkräusel über die glatte Oberfläche schickt, so wühlt die Tat die Gemüter der Menschen in Monta Clare auf und bringt einiges ans Licht, was bislang im Verborgenen gehalten wurde.
Chris Whitaker, der nach einer Karriere in der Finanzbranche zum Schreiben fand, beherrscht die Kunst, seine Figuren so eindrücklich zu zeichnen, dass sie die Leser nicht mehr loslassen - an den besten Stellen erinnert das an den amerikanischen Fantasy- und Horrormeister Stephen King, der ebenfalls Genre-Erzählungen nutzte, um Missstände in amerikanischen Kleinstädten in eindrückliche Bilder zu verpacken. Manches entgleitet Whitaker in Richtung Kitsch, etwa wenn die Freundschaft zweier Menschen mit dem Regenbogensong des Sesamstraßenfroschs Kermit verglichen wird - und sich bei einer Umarmung der beiden Freunde tatsächlich ein Regenbogen über den Himmel wölbt.
Eine einzige solche Rührseligkeit auf fast sechshundert Seiten ist aber durchaus verzeihlich. Zumal sich diese Seiten vor Spannung wie von allein umblättern. "In den Farben des Dunkels" ist eines dieser Bücher, bei dem man sich vornimmt, nur noch ein Kapitel zu beenden und beim nächsten Blick auf die Uhr feststellt, dass es bereits nach Mitternacht ist.
Natürlich nutzt der Autor dafür Cliffhanger, strapaziert das Mittel allerdings nicht so wie Dan Brown und Konsorten. Vielmehr füttert Whitaker mit Andeutungen auf Zukünftiges die Neugier der Leser an und kehrt dann zum Kern der Erzählung zurück, nämlich der Frage, wie das Leben nach einem solchen grauenhaften Einschnitt weitergehen kann.
Denn, wir verraten an dieser Stelle nur so viel wie auch der Klappentext, Patch wird nach dreihundertsieben Tagen aus der Gefangenschaft im stockdunklen Raum befreit. Nachdem er sich vom Schock etwas erholt hat, erzählt er den Polizisten von Grace, dem Mädchen, das mit ihm zusammen in diesem Raum gefangen war. Der Polizeichef zweifelt an den Äußerungen des Jungen. Hat er sich Grace nur eingebildet? Wie aber kann er dann Dinge wissen, von denen nur Grace ihm erzählt haben konnte?
Die Suche nach diesem Mädchen soll fortan sein Leben bestimmen - und auch Saint lässt die Obsession des Freundes keine Ruhe. Wie ihr Autor spielen auch die Figuren mit sehr hohen Einsätzen. Es lohnt sich, ihnen dabei bis zum Schluss zu folgen. MARIA WIESNER
Chris Whitaker: "In den Farben des Dunkels". Roman.
Aus dem Englischen von Conny Lösch.
Piper Verlag, München 2024. 592 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
»'In den Farben des Dunkels' ist eines dieser Bücher, bei dem man sich vornimmt, nur noch ein Kapitel zu beenden und beim nächsten Blick auf die Uhr feststellt, dass es bereits nach Mitternacht ist.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20240805