Dante Torre wurde als Kind entführt und elf entsetzliche Jahre lang in einem Silo gefangengehalten. Diese Jahre haben ihn gelehrt, auf kleinste Zeichen zu achten. Deshalb hat er die Gabe, Menschen zu lesen. Als Colomba Caselli – die eigentlich vom Dienst suspendiert ist – von ihrem Kollegen gebeten
wird, heimlich in einem Fall zu ermitteln, holt diese sich Dante zur Hilfe. Es geht um das…mehrDante Torre wurde als Kind entführt und elf entsetzliche Jahre lang in einem Silo gefangengehalten. Diese Jahre haben ihn gelehrt, auf kleinste Zeichen zu achten. Deshalb hat er die Gabe, Menschen zu lesen. Als Colomba Caselli – die eigentlich vom Dienst suspendiert ist – von ihrem Kollegen gebeten wird, heimlich in einem Fall zu ermitteln, holt diese sich Dante zur Hilfe. Es geht um das Verschwinden des kleinen Luca bei einem Picknick, dessen Mutter enthauptet aufgefunden wird. Der völlig verwirrte Vater wird verdächtigt, aber Rovere glaubt nicht an dessen Schuld. Colomba und Dante machen sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Schnell ist Dante davon überzeugt, dass dies nur der Mann sein kann, den er elf Jahre lang „Vater“ nennen musste. Das Problem – sein Peiniger gilt längst als tot und niemand glaubt Dante. Nur Colomba hält zu ihm. Das Duo, das so viele eigene Probleme hat, geht unerschütterlich seinen Weg bis zum Ziel, allen Widrigkeiten – und davon gibt es genug – zum Trotz.
Dieses Buch fesselt mehr, als ich beschreiben kann. Es geht unheimlich unter die Haut und ängstigt extrem. Aber es liest sich gut, reißt den Leser mit und lässt ihn erst lange nach dem Ende wieder los. Ich gebe zu, ich habe ein kleines Problem mit Bezeichnungen von Orten und Namen von Personen, wenn sie nicht englisch oder deutsch sind. Besonders bei nordischen Büchern tue ich mich da sehr schwer. Auch hier, mit den italienischen Begriffen und Namen, muss ich ein wenig kämpfen, aber lange nicht so sehr, wie bei anderen Büchern. Das liegt sicher auch mit daran, dass die Italiener nicht so düster schreiben, wie die Schweden oder Norweger. Die Mentalität ist deutlich positiver. Und trotzdem geht der Thriller ganz schön an die Psyche. Die Erzählperspektive gibt dem Leser ein kleines Stückchen Abstand, aber trotzdem wird er von der Story komplett aufgesogen. Wahnsinn!
Anfangs wundert man sich über die einzelnen Erzählstränge, die so gar nichts miteinander zu tun haben wollen, doch das ändert sich im Laufe des Buches sehr eindeutig. Dazieri schafft es, scheinbare Nebensächlichkeiten so zu erzählen, dass man sie gern liest und nicht als überflüssiges Gefüllsel empfindet. Und es stellt sich dann auch immer wieder heraus, dass es das auch gar nicht ist. Doch dazu kommt man immer durch kleine Umwege. Das klingt verwirrend, aber es liest sich durchweg glatt und flüssig.
Dieses Buch ist für mich neuartig und anders, als andere Thriller. Der Plot ist ebenfalls nicht schon tausendmal behandelt worden. Das macht den Thriller frisch und prickelnd. Mir hat er jedenfalls extrem gut gefallen und ich freue mich, dass ich mich auf einen italienischen Autor eingelassen habe, obwohl ich anfangst befürchtet habe, große Schwierigkeiten (eben ähnlich wie mit nordischen Autoren) zu haben. Im letzten Drittel gab es für mich ein kurzes Tief durch eine Art Zusammenfassung des bisher Geschehenen, das aber für die Story nicht ganz unwichtig war. Danach jedoch zog die Spannung dermaßen extrem an, dass mir fast der Atem wegblieb. Es gab noch mal Wendungen, mit denen ich bis kurz davor überhaupt nicht gerechnet habe, die dann aber entsetzlich logisch waren. Es gibt am Ende ein paar offene Fragen, die mich ein wenig ärgern. Allerdings lässt das darauf schließen, dass es mit Dante und Colomba weitergehen wird. Das wiederum ist ja eigentlich ganz erfreulich …!
Ganz klar hat daran nicht zuletzt der Protagonist Dante einen großen Anteil. Vom Silojungen zu einem Erwachsenen, der mit den Folgen seines Martyriums zu kämpfen hat und einer Ermittlerin hilft, die selbst ein ganz schönes Päckchen zu tragen hat. Diese beiden muss man als Leser einfach mögen.
Wieder einmal bestätigt sich, was ich schon so oft festgestellt habe: die besten Thriller werden von Drehbuchautoren geschrieben! Sie wissen einfach, was im Kopfkino eines Zuschauers oder Lesers abgeht.
Bleiben einfach nur fünf Sterne für einen sagenhaften Thriller, der mir wunderbare Lesestunden geschenkt hat!