Packende Erzählung über einen Menschen, der unter widrigsten Bedingungen aufwachsen musste
Das nicht so gelungene vorweg: Mit Matthias Rehrl wurde der denkbar ungeeignetste Sprecher für dieses Hörbuch ausgesucht. Was er abliefert, ist einfach grauenvoll. Mit der Stimme eines Märchenerzählers ist
er für dieses Buch eine komplette Fehlbesetzung. Das ist bedauerlich, denn bei einigen Aspekten des…mehrPackende Erzählung über einen Menschen, der unter widrigsten Bedingungen aufwachsen musste
Das nicht so gelungene vorweg: Mit Matthias Rehrl wurde der denkbar ungeeignetste Sprecher für dieses Hörbuch ausgesucht. Was er abliefert, ist einfach grauenvoll. Mit der Stimme eines Märchenerzählers ist er für dieses Buch eine komplette Fehlbesetzung. Das ist bedauerlich, denn bei einigen Aspekten des Buches bin ich mir nicht sicher, ob es an der Story liegt, oder am Vorleser. Als Rezensentin fällt mir nun die Aufgabe zu, das eine vom anderen zu trennen. Ich habe mir deshalb Zeit gelassen, um alles nochmal Revue passieren zu lassen.
“Iosua - ein Leben im Schatten” ist der 2021 erschienene Debütroman von Annemarie Bruhns, für den sie bereits einen Preis erhalten hat (Innocent Award 2021). Iosua ist ein Berliner Junge mit rumänischem Migrationshintergrund, der verzweifelt versucht, den kriminellen Strukturen und der unbeschreiblichen Gewaltatmosphäre, in der er aufgewachsen ist, zu entkommen. Die Brutalität ist manchmal kaum aushaltbar. Respekt für die Autorin, dass sie diese so eindringlich beschrieben hat. Damit ist der Roman ein sozialkritisches und realitätsnahes Werk, denn Bruhns wirft einen Blick auf das Seelenleben des jungen Mannes, der in den Augen vieler wohl nichts weiter ist als ein weiterer krimineller Ausländer. Dabei kommt nebenbei auch zur Sprache, wie die gesamte Gesellschaft wegschaut, wenn so ein Kind zum kriminellen Werkzeug geformt wird.
Iosua trifft auf Isabelle, eine Journalismus-Studentin aus bürgerlichem Hause, und die beiden verlieben sich ineinander. Hier ist einer dieser Momente, wo ich mit dem Buch hadere, denn sie wirkt auf mich einfach zu naiv. Ob das nur am Sprecher liegt, oder auch am Buch selbst, kann ich nicht zufriedenstellend beantworten. Rehrl trägt aber sicherlich seinen Teil dazu bei.
Iosua dagegen wirkt für mich manchmal eher wie ein Student. Seine Sprech- und Denkweise passt nicht zu dem Milieu, in dem er aufgewachsen ist, und zu seiner vermutlich eher geringen Schulbildung. Er ist mir oft viel zu reflektiert und verkopft.
Das Buch beschreibt einen dramatischen Wendepunkt im Leben von Iosua. Es ist eine durchaus spannende Erzählung. Ich würde dazu raten, das Buch zu lesen. Das Hörbuch kann ich leider nicht empfehlen. Dem Buch hätte ich vier Sterne gegeben, dem Hörbuch kann ich leider nur drei Sterne geben.