NASA Hauptquartier, Washington, D.C. Die 29-jährige US-amerikanische Astronautin Jenny Nelson soll zu einer mehrere Monate andauernden Mission auf der Internationalen Raumstation ISS starten. Schon lange träumt sie von einem Flug zum Mond oder noch besser zum Mars, doch mehr Substanz als einer
Utopie gesteht sie ihrer Hoffnung dabei nicht zu. Eine Hoffnung, die einer Familienplanung mit ihrem…mehrNASA Hauptquartier, Washington, D.C. Die 29-jährige US-amerikanische Astronautin Jenny Nelson soll zu einer mehrere Monate andauernden Mission auf der Internationalen Raumstation ISS starten. Schon lange träumt sie von einem Flug zum Mond oder noch besser zum Mars, doch mehr Substanz als einer Utopie gesteht sie ihrer Hoffnung dabei nicht zu. Eine Hoffnung, die einer Familienplanung mit ihrem Freund Daniel Perito, seines Zeichens Manager für internationale Kontakte im Hauptquartier der NASA in Washington, diametral konträr entgegensteht. Doch während der letzten Vorbereitungen auf ihren gemeinsamen Raumflug zur ISS, wird Jennys russischer Kollege Mikhail Gidzenko, kurzerhand und völlig unerwartet von seinen Vorgesetzten in Moskau von der Mission abgezogen. Bei einem umbenannten Anflug auf den Mars sei mit einem Mal der Kontakt zur russischen Marssonde abgebrochen. Letztlich wird auch Jennys ISS-Mission gecancelt. Als wenig später bekannt wird, dass die Chinesen die Umlaufbahnneigung ihrer Tiangong-Raumstation neu ausrichten, rätseln die europäischen und amerikanischen Raumfahrtbehörden über die neue Flugbahn der modularen chinesischen Raumstation "Himmelspalast", die sich nun direkt über dem russischen Kosmodrom Vostochny befindet.
Um den neuen und mittlerweile sechsten HardSF-Edutainment-Thriller "Janus", des unter Pseudonym schreibenden, deutschen Schriftstellers Phillip P. Peterson zur Gänze genießen zu können, sollte man eine gewisse Affinität für Technik und Raumfahrt mitbringen. Nüchtern, sachlich und faktenbasiert vorgetragen, nutzt der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter für Luftfahrt-, Raumfahrt und Nukleartechnik viele technische, physikalische und mathematische Begrifflichkeiten, die den Laien schon mal überfordern und zum Googeln zwingen können. Der 1977 in Waldbröl (Nordrhein-Westfalen) geborene Autor jongliert des Weiteren mit einem kaum zu fassenden Wust an Charakteren, bei dem man schon mal den Überblick verlieren kann. Innerhalb seines 384 Seiten umfassenden Standalones lässt er aber auch die wichtige emotionale Seite nicht gänzlich außer Acht. Phillip P. Peterson ist vom Fach und weiß, wovon er schreibt, lässt sich im Falle von "Janus" allerdings enorm viel Zeit mit Spannung und Action. Seine unspektakulären Ausführungen, um die Vorbereitungen zur Marsmission, leiden etwas an Einfallslosigkeit und sind streckenweise nur unwesentlich spannender als das Telekolleg im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. In dieser Phase verliert Petersons vielversprechender Plot deutlich an Fahrt.
Als Daniel Perito und seine Freundin Jenny Nelson interessante Daten vom Marsmond Phobos und eines auf dessen Oberfläche befindlichen Objekts zugespielt bekommen, erkennen sie in dem, bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entdeckten Phobos-Monolithen, ein vermeintlich außerirdisches Artefakt. Und während sich Russen, wie Chinesen für eine Reise zum Marsmond Phobos startklar machen, beraten die Amerikaner, wie sie den beiden Raumfahrtnationen zuvorkommen können. Die Vereinigten Staaten von Amerika wollen ebenfalls eine bemannte Operation auf den Weg schicken, denn wer zuerst in den Besitz der mutmaßlich außerirdischen Technik gelangt, könnte dadurch einen immensen Vorteil erlangen. Das Projekt "Janus" ist geboren und damit auch ein gefährlicher, überhasteter und risikoreicher Wettlauf im All, der sich auf der Erde zu einem echten Politikum mit erhöhtem Kriegspotenzial auszuwachsen droht. Ein Szenario, das sich mit all seinen, teils menschenverachtenden Widrigkeiten und internationalen politischen Maßnahmen, durchaus in der dargestellten Art abspielen könnte. Ein trilaterales Abkommen zwischen Amerikanern, Russen und Chinesen, zur Bergung des Artefakts soll beschlossen werden. Doch eine Nation schießt quer und setzt dadurch das Leben der gesamten Menschheit aufs Spiel.
In der Vergangenheitsform verfasst, lässt sich HardSF-Schriftsteller Phillip P. Peterson viel Zeit mit seiner Einführung. Vitalität und Dynamik sind daher zu Beginn der "Reise" nur sehr schwach ausgeprägt. Das ändert sich im weiteren Verlauf der fiktionalen Erzählung ganz allmählich. Die Zeichnung der Protagonisten ist angemessen, die Emotionalität eher hintergründig und das jeweilige Milieu recht rudimentär dargestellt. "Janus" fokussiert sich beinahe ausschließlich auf die vorbereitenden Handlungen zur Marsmission, die vom ehemaligen Ingenieur für Trägerraketenkonzepte zwar nicht gänzlich uninteressant gestaltet wurden, mir persönlich dann aber doch etwas zu trocken vorgetragen sind. Da bleibt nicht allzu viel Raum für Atmosphäre oder Spannung. Und obschon die Mission zum Schluss hin noch mal deutlich aufdreht, droht Phillip P. Petersons Edutainment- und Unterhaltungsroman "Janus" weder nach oben noch nach unten großartig auszureißen.
(Janko)
Brutalität/Gewalt: 11/100
Spannung: 47/100
Action: 38/100
Unterhaltung: 76/100
Anspruch: 41/100
Atmosphäre: 29/100
Emotion: 27/100
Humor: 01/100
Sex/Obszönität: 02/100
Meine Wertung: 74/100