Psychoanalyse als grauenhafter Fehler des 20. Jahrhunderts
Rezension aus Deutschland vom 29. August 2022
Werner Herzog ist davon überzeugt, dass die Psychoanalyse mit vielen anderen grauenhaften Fehlern das 20. Jahrhundert zu einem schrecklichen gemacht hat.
Hier kann ich ihm nur
zustimmen:
„Wenn sie in ein Haus einziehen, und wenn sie jeden letzten dunklen Winkel mit hellen Neonlichtern…mehrPsychoanalyse als grauenhafter Fehler des 20. Jahrhunderts
Rezension aus Deutschland vom 29. August 2022
Werner Herzog ist davon überzeugt, dass die Psychoanalyse mit vielen anderen grauenhaften Fehlern das 20. Jahrhundert zu einem schrecklichen gemacht hat.
Hier kann ich ihm nur zustimmen:
„Wenn sie in ein Haus einziehen, und wenn sie jeden letzten dunklen Winkel mit hellen Neonlichtern ausleuchten, wird das Haus unbewohnbar. Und wenn sie gleichzeitig den Versuch machen, einen Menschen mit grellen Lichtern bis in die dunkelsten Schatten der Seele auszuleuchten, wird dieser Mensch unbewohnbar. Ich könnte niemals ein Liebesverhältnis mit einer Frau haben, die jeden zweiten Tag beim Psychiater ist.“
Eine beeindruckende, lesenswerte Biografie eines Menschen, der von der eigenen Sendung überzeugt ist und sein Leben in ein Ringen mit Gott, den Gewalten, Umständen und den Menschen gestellt hat. Seine Hybris quillt aus allen Seiten des Buches, schon als Schüler nimmt er mit 5 Pseudonymen an einem Schreibwettbewerb teil und wettet, dass alle 5 gewinnen. Aber es waren nur 4, für Werner Herzog ein Misserfolg. Das Buch ist eine Abfolge aus Unglücken, Drama und nochmals Drama.
Seine Eltern waren Atheisten und er wird mit 14 Katholik. Der Islam hätte ihm noch besser gefallen, weil dabei niemand zwischen ihm und Gott gewesen wäre, lese ich. Außer den ganzen Regeln, die Mohammed in den Hadith und im Koran vorgegeben hat, muss man ergänzen. Und der Unterdrückung von Frauen, auch Ungläubigen. Mit Sicherheit hat er davon bis heute keine Ahnung, man hört an Dingen, in denen man sich wirklich auskennt, ob jemand daher redet oder nicht. Seine Erklärungen über die frühen Christen und das Ringen um die Trinität traue ich einem 13-Jährigen nicht zu, sie klingen nachträglich eingefügt.
Das Buch klingt wie von einem Höhlenmenschen gesprochen, düster, voller Unglücke, mystisch und leider sein ganzes Leben und das seiner Verwandten bis in alle letzten Ecken ausleuchtend. Hier erklärt sich ein Gesandter fremder, mythischer Kräfte und leider musste ich an Axel Springer denken, der sich für einen Wiedergänger Jesus hielt. WH sieht überall verzückte, mythische Verbindungen, die ihm Wege aufzeigen und Hinweise.
WH hat ein unfasslich großes, festes Ego sowie Überzeugungen und Werke, die einem Bewunderung abbringen. Sympathisch muss man ihn nicht finden. Noch wie war ich beim Lesen/Hören eines Buches beklemmter und habe keinerlei Wunsch, mit diesem Mann ein Wort zu reden.
Dieser Satz blieb mir in Erinnerung, aus der Deutschlandwanderung: "Der Schwan schwamm von hinnen nach dannen."
Ich kenne keinen einzigen Film von Herzog und wollte mir Walter Steiner, den Skiflieger, ansehen. Auch, weil ich selbst Skispringer war. Mit diesem Buch im Hintergrundgepäck war es mir unmöglich, auch nur wenige Minuten zu folgen, ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht nur so viel: die Absurditäten des WH in Filme gegossen müssen keine Kunst sein, auch seine Texte werden ihn nicht überleben, wie er hofft. Überschäumende Egos versiegen ebenso im Boden wie alle anderen Höhlenmenschen.