Die Wahrheit ist vielschichtig Der neue Jugendthriller von "Erebos"-Autorin Ursula Poznanski Dorian lebt auf der Straße und steckt so richtig in der Klemme: Er fühlt sich von der Polizei verfolgt. Unverhofft hilft ihm ein Fremder und versteckt ihn in einer Villa, wo Dorian Kleidung, Essen und sogar Schulunterricht erhält. Doch umsonst ist nichts im Leben. Als Gegenleistung soll er geheimnisvolle, versiegelte Werbegeschenke verteilen. Als Dorian eines der Geschenke für sich behält, gerät sein Leben in Gefahr. (Laufzeit: 12h 45)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
445 Seiten Hochspannung verspricht Rezensentin Martina Scherf mit Ursula Poznanskis neuem Jugendroman "Layers". Mit angehaltenem Atem liest sie die Geschichte des siebzehnjährigen Dorian, der als Straßenkind in eine mysteriöse Villa gerät, in der er geheimnisvolle Aufträge erhält. Die Autorin ersinnt hier nicht nur auf brillante Weise eine rätselhafte Welt der elektronischen Medien, sondern weiß auch ihren jugendlichen Helden lebensnahe und glaubwürdig zu schildern, lobt die Kritikerin, bei der auch die ethischen Fragen des Romans lange nachhallen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2015Wenn ich du wäre, würde ich abhauen
Ursula Poznanskis Jugendthriller "Layers" bringt einen Jungen fast um den Verstand
Nico ist Dorians Rettung. Weil er da ist, als der siebzehn Jahre alte Obdachlose von seinem Nachtlager in der Unterführung aufschreckt und einen zusammengekrümmten Menschen vor sich liegen sieht, in einer Blutlache, die sich langsam in seine Richtung ausbreitet. Mittendrin sein aufgeklapptes Taschenmesser. Weil Nico den entsetzten Dorian mit der Bemerkung beruhigt, es sei Notwehr gewesen, auch wenn er sie bei ihrer Wiederholung um eine entscheidende Nuance verändert: "Es war sicher Notwehr." Und weil er ihm anbietet, ihn mitzunehmen, schließlich arbeitet Nico für eine Organisation, die Jugendliche von der Straße holt. Und das mitten in der Nacht?
In ihrem neuen Thriller "Layers" stattet die österreichische Jugendbuchautorin Ursula Poznanski ihren Helden mit genügend Geistesgegenwart aus, um diesen Zufall seltsam zu finden, mit ausreichend Vorsicht, um zu bedenken, dass er sich diesem Nico und seiner Organisation auch ausliefert, wenn er in den dunklen Van steigt, und mit einem guten Schuss Neugier, der die Geschichte voranbringt. In Bornheims Villa werden die Jugendlichen untergebracht, versorgt und - Ethik ist hier Pflichtfach - unterrichtet. Sie bekommen einheitliche Kleidung mit verschiedenfarbigen Oberteilen. Was heißt es, wenn ein Neuling, der mit einem grauen Shirt beginnt, auf einmal ein grünes, dann ein rotes in seinem Schrank findet? Und welcher Sinn steckt hinter den regelmäßigen Einsätzen der Jugendlichen, die an öffentlichen Plätzen irgendwelche Handzettel für gute Zwecke verteilen müssen, sich dabei aber keineswegs vom Platz bewegen dürfen und immer wieder von Leuten auf seltsame Weise angegafft werden? Womit verdient dieser Bornheim eigentlich sein Geld, und was ist in den abgesicherten Gebäuden untergebracht, die hinter dem Hügel am Ende des die Villa umgebenden Parks liegen?
Viel ist es zunächst einmal nicht, was Dorian herausbekommt, aber er fällt auf, und seine Aufgabe ändert sich: Jetzt soll er wichtigen Leuten kleine schwarze Kästchen überbringen, unbedingt persönlich und ausschließlich mit dem Satz: "Das ist die zweite Lieferung." Die Reaktionen sind unterschiedlich, von Begeisterung über Reserviertheit bis zu nackter Angst. "Was hast du ihnen eigentlich getan, dass sie dir so etwas antun wollen?", raunt ihm der Chef eines Mobilfunkunternehmens zu. "Wenn ich du wäre, würde ich abhauen." Als er die Polizei rufen will, flieht Dorian. Das Kästchen nimmt er mit. Am vereinbarten Treffpunkt wartet er vergeblich darauf, vom dunklen Lieferwagen wieder eingesammelt zu werden. Schließlich weiß er sich nicht anders zu helfen, als das Kästchen zu öffnen.
Die Datenbrille, die Dorian darin findet, blendet nicht nur zusätzliche Informationen zu Zuverlässigkeit, Reichtum und Schwächen von Personen ein, zu schmutzigen Geschäften einiger Firmen oder zu Immobilien, die durch eine Notlage ihrer Besitzer weit unter Marktwert zu haben wären. Sie informiert auch über laufende Erpressungsversuche ausbeuterischer Unternehmen und über Konsequenzen, wenn die Unternehmen nicht nachgeben. Sie zählt die Tage bis zu einem ominösen Showdown. Und sie projiziert - eine Augmented-Reality-Petitesse - einen Raben namens Hugo in das Sichtfeld, der dem Brillenträger Rede und Antwort steht.
"Sie wollen dich töten", hatte der Mobilfunkchef Dorian noch angeherrscht, und das wollen sie bald tatsächlich. "Darf nicht überleben" liest er auf einem nur für Brillenträger sichtbaren Steckbrief über sich selbst. Dorian wird gejagt. Er wird mit seiner Freundin, die er unter den anderen Jugendlichen in Bornheims Villa gefunden hat, erpresst. Mit allerlei optischen Täuschungen in Fallen oder gleich in Richtung Wahnsinn getrieben, die den seltsamen Hugo wie ein putziges Maskottchen wirken lassen. Und er nimmt den Kampf auf.
Er treffe seine Entscheidungen danach, ob aus einer Handlung mehr Gutes oder mehr Schlechtes entstehe, hatte Nico im Ethikunterricht gesagt. Die Opfer, die dieser Geheimbund mit dem Ausstattungsvorteil Datenbrille in Kauf zu nehmen bereit scheint, sind gefährlich groß, auch unabhängig von Dorians misslicher Lage in seiner moralisch komplexen Situation.
Ein Junge unter Mordverdacht wird zum geförderten Mitwisser, dann zum gejagten Zu-viel-Wisser. Wie kann er das Risiko, wenn er sich der Polizei stellt, gegen die Gefahren abwägen, wenn er sich seiner Verfolger erwehrt? Oder seinen Erpressern stellt? Und wie weit soll die bekannte Maxime gelten, dass der Zweck die Mittel heiligt? Ursula Poznanski traut ihren jugendlichen Lesern kniffelige Fragen zu, ohne ihnen die Antworten zu servieren. Dass dies keine Zumutung ist, liegt an der Spannung und Finesse ihres Erzählens.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Das Video einer kurzen Lesung Ursula Poznanskis aus dem Anfang des Buchs findet sich im Internet unter www.faz.net/layers.
Ursula Poznanski: "Layers". Roman.
Loewe Verlag, Bindlach 2015. 448 S., br., 14,95 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ursula Poznanskis Jugendthriller "Layers" bringt einen Jungen fast um den Verstand
Nico ist Dorians Rettung. Weil er da ist, als der siebzehn Jahre alte Obdachlose von seinem Nachtlager in der Unterführung aufschreckt und einen zusammengekrümmten Menschen vor sich liegen sieht, in einer Blutlache, die sich langsam in seine Richtung ausbreitet. Mittendrin sein aufgeklapptes Taschenmesser. Weil Nico den entsetzten Dorian mit der Bemerkung beruhigt, es sei Notwehr gewesen, auch wenn er sie bei ihrer Wiederholung um eine entscheidende Nuance verändert: "Es war sicher Notwehr." Und weil er ihm anbietet, ihn mitzunehmen, schließlich arbeitet Nico für eine Organisation, die Jugendliche von der Straße holt. Und das mitten in der Nacht?
In ihrem neuen Thriller "Layers" stattet die österreichische Jugendbuchautorin Ursula Poznanski ihren Helden mit genügend Geistesgegenwart aus, um diesen Zufall seltsam zu finden, mit ausreichend Vorsicht, um zu bedenken, dass er sich diesem Nico und seiner Organisation auch ausliefert, wenn er in den dunklen Van steigt, und mit einem guten Schuss Neugier, der die Geschichte voranbringt. In Bornheims Villa werden die Jugendlichen untergebracht, versorgt und - Ethik ist hier Pflichtfach - unterrichtet. Sie bekommen einheitliche Kleidung mit verschiedenfarbigen Oberteilen. Was heißt es, wenn ein Neuling, der mit einem grauen Shirt beginnt, auf einmal ein grünes, dann ein rotes in seinem Schrank findet? Und welcher Sinn steckt hinter den regelmäßigen Einsätzen der Jugendlichen, die an öffentlichen Plätzen irgendwelche Handzettel für gute Zwecke verteilen müssen, sich dabei aber keineswegs vom Platz bewegen dürfen und immer wieder von Leuten auf seltsame Weise angegafft werden? Womit verdient dieser Bornheim eigentlich sein Geld, und was ist in den abgesicherten Gebäuden untergebracht, die hinter dem Hügel am Ende des die Villa umgebenden Parks liegen?
Viel ist es zunächst einmal nicht, was Dorian herausbekommt, aber er fällt auf, und seine Aufgabe ändert sich: Jetzt soll er wichtigen Leuten kleine schwarze Kästchen überbringen, unbedingt persönlich und ausschließlich mit dem Satz: "Das ist die zweite Lieferung." Die Reaktionen sind unterschiedlich, von Begeisterung über Reserviertheit bis zu nackter Angst. "Was hast du ihnen eigentlich getan, dass sie dir so etwas antun wollen?", raunt ihm der Chef eines Mobilfunkunternehmens zu. "Wenn ich du wäre, würde ich abhauen." Als er die Polizei rufen will, flieht Dorian. Das Kästchen nimmt er mit. Am vereinbarten Treffpunkt wartet er vergeblich darauf, vom dunklen Lieferwagen wieder eingesammelt zu werden. Schließlich weiß er sich nicht anders zu helfen, als das Kästchen zu öffnen.
Die Datenbrille, die Dorian darin findet, blendet nicht nur zusätzliche Informationen zu Zuverlässigkeit, Reichtum und Schwächen von Personen ein, zu schmutzigen Geschäften einiger Firmen oder zu Immobilien, die durch eine Notlage ihrer Besitzer weit unter Marktwert zu haben wären. Sie informiert auch über laufende Erpressungsversuche ausbeuterischer Unternehmen und über Konsequenzen, wenn die Unternehmen nicht nachgeben. Sie zählt die Tage bis zu einem ominösen Showdown. Und sie projiziert - eine Augmented-Reality-Petitesse - einen Raben namens Hugo in das Sichtfeld, der dem Brillenträger Rede und Antwort steht.
"Sie wollen dich töten", hatte der Mobilfunkchef Dorian noch angeherrscht, und das wollen sie bald tatsächlich. "Darf nicht überleben" liest er auf einem nur für Brillenträger sichtbaren Steckbrief über sich selbst. Dorian wird gejagt. Er wird mit seiner Freundin, die er unter den anderen Jugendlichen in Bornheims Villa gefunden hat, erpresst. Mit allerlei optischen Täuschungen in Fallen oder gleich in Richtung Wahnsinn getrieben, die den seltsamen Hugo wie ein putziges Maskottchen wirken lassen. Und er nimmt den Kampf auf.
Er treffe seine Entscheidungen danach, ob aus einer Handlung mehr Gutes oder mehr Schlechtes entstehe, hatte Nico im Ethikunterricht gesagt. Die Opfer, die dieser Geheimbund mit dem Ausstattungsvorteil Datenbrille in Kauf zu nehmen bereit scheint, sind gefährlich groß, auch unabhängig von Dorians misslicher Lage in seiner moralisch komplexen Situation.
Ein Junge unter Mordverdacht wird zum geförderten Mitwisser, dann zum gejagten Zu-viel-Wisser. Wie kann er das Risiko, wenn er sich der Polizei stellt, gegen die Gefahren abwägen, wenn er sich seiner Verfolger erwehrt? Oder seinen Erpressern stellt? Und wie weit soll die bekannte Maxime gelten, dass der Zweck die Mittel heiligt? Ursula Poznanski traut ihren jugendlichen Lesern kniffelige Fragen zu, ohne ihnen die Antworten zu servieren. Dass dies keine Zumutung ist, liegt an der Spannung und Finesse ihres Erzählens.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Das Video einer kurzen Lesung Ursula Poznanskis aus dem Anfang des Buchs findet sich im Internet unter www.faz.net/layers.
Ursula Poznanski: "Layers". Roman.
Loewe Verlag, Bindlach 2015. 448 S., br., 14,95 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ursula Poznanski traut ihren jugendlichen Lesern kniffelige Fragen zu, ohne ihnen die Antworten zu servieren." Fridtjof Küchemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung "Die Geschichte ist vielschichtig, sie erklärt keine Haltung zur einzig richtigen." Christine Steffen, nzz.ch "Layers ist gekonnt geschrieben, spannungsgeladen - und stimmt nachdenklich." Renate Pinzke, Hamburger Morgenpost "Spannend, gut konstruiert und kaum aus der Hand zu legen!" Christine Kranz, Stiftung Lesen "Vielschichtig." Cornelia Geissler, Berliner Zeitung "Fesselnd." Eltern family "Gewohnt spannend und unterhaltsam thematisiert sie die unendlichen technischen Überwachungsmöglichkeiten in der Zukunft." Birgit Scholl-meyer, eselsohr "Ursula Poznanski beweist auch mit 'Layers', dass sie ihre Leserinnen und Leser in einen Bann ziehen und die Spannung bis zum Schluss vorantreiben kann." Kay Hasse, hisandherbooks.de "'Layers' ist ein spannender und empfehlenswerter Jugendroman" diezukunft.de "Ein sehr spannender, aktueller und lesenswerter Sci-Fi-Thriller" Anna-Carina Blessmann, alliteratus.com "Eine packende Verfolgungsjagd quer durch Wien" Mag. Mathias Ziegler, wienerzeitung.at "Man will weiterblättern, weiterlesen." Angela Sommersberg, Kölner Stadt-Anzeiger "Der Autorin ist ein weiterer actionreicher, klug aufgebauter Roman mit viel zukunftsgerichteter Spannung gelungen." querlesen.de "'Layers' ist das perfekte Buch für alle, die gerne Jugendthriller mit futuristischen Elementen lesen und Wert auf eine hochwertige Umsetzung legen." damarisliest.de "Mixtur aus Thriller und Roadmovie. Ortswechsel, Perspektivenwechsel und unterschwellige Bedrohungen halten die Spannung hoch." Andrea Bogenreuther, Augsburger Allgemeine "Ein atemberaubender Thriller, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte!" Dr. Tanja Lindauer, 1000 und 1 Buch Auszeichnungen und Nominierungen: - Hansjörg-Martin-Preis 2016 - Auswahlliste 2016 der Jury der Jungen Leser, Wien