Charles Dickens gilt als Begründer des sozialen Romans. Seine schöpferische Phantasie und der verständnisvolle Humor eines Moralisten haben eine Fülle unvergesslicher und eigenartiger Gestalten aus den unteren und mittleren Londoner Bevölkerungsschichten gezeichnet. Seine Bücher, in denen er allgemeine Missstände nicht anprangert, sondern durch realistische und glaubwürdige Schilderung offenkundig macht, gaben den Anstoß zu wirksamen sozialen Reformen. David Copperfield ist sein wohl populärstes und persönlichstes Werk, es enthält stark autobiographische Züge. Im ersten Teil wird die Kindheit des Helden in Blunderstone geschildert. Nach dem frühen Tod seiner Mutter und den Demütigungen, die er von seinem Stiefvater, Mr. Murdstone, erfährt, kann das alte Dienstmädchen Pegotty den kleinen Copperfield eine Weile unter ihre Obhut nehmen. Aber schon bald beendet Mr. Murdstone diese Idylle und zwingt David, in London ein Leben auf eigene Rechnung zu beginnen. David Copperfield entrinnt dem trostlosen Dasein im Londoner Armenviertel und besucht in Canterbury die Schule, um eines Tages den ehrgeizigen Erwartungen seiner ebenso strengen wie gutmütigen Tante Betsy zu entsprechen. Neben ihr sind es vor allen Dingen der stets vergnügte Mister Dick und der nie verzagende Mister Micawber, durch deren eindringliche Beobachtung er die Vielfalt der menschlichen Charaktere und deren Verhalten in der Gesellschaft einschätzen lernt. Schmerz und Enttäuschung über die Untreue seiner Freundin Emilie und die Begegnung mit dem Mädchen Agnes sind bedeutende und bewegende Ereignisse seines Lebens. Die verklärende Ferne der Vergangenheit löst diese Erinnerungen zu einer schwebenden Melancholie und ordnet den zufällig scheinenden Ablauf der Dinge zu Szenen und Bildern, die die Einsicht in den geheimen Sinn des Daseins bezeugen. David fasst eine herzliche Zuneigung zu Dora Spenlow, der einzigen Tochter seines Vorgesetzten.
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