Wo ist denn jetzt die Leiche?
In seinem nunmehr zwölften Altaussee-Krimi hat der bekannte Autor Herbert Dutzler den Gasperlmaier in eine etwas verzwickte Situation gebracht. Soll er sich als Postenkommandant von Altaussee nun auf die Seite der Demonstranten gegen den Massentourismus oder doch auf
die Seite derjenigen stellen, die meinen, es wäre gut, wenn Altaussee in China nachgebaut…mehrWo ist denn jetzt die Leiche?
In seinem nunmehr zwölften Altaussee-Krimi hat der bekannte Autor Herbert Dutzler den Gasperlmaier in eine etwas verzwickte Situation gebracht. Soll er sich als Postenkommandant von Altaussee nun auf die Seite der Demonstranten gegen den Massentourismus oder doch auf die Seite derjenigen stellen, die meinen, es wäre gut, wenn Altaussee in China nachgebaut wird.
Denn das soll eine chinesische Delegation herausfinden, die vom Tourismusdirektor- einem Deutschen- von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit und Handwerksbetrieb zu Trachtengeschäft geschleppt wird. Leider versteht nur ein Chinese mit bayrischer Mutter Deutsch, aber es gibt ja eine Dolmetscherin, die jedoch kaum zu übersetzen wagt, was die Männer sprechen, denn es sind vor allem obszöne Bemerkungen über Frauen. Ist das der Grund dafür, dass ein Chinese tot im Hotelpool treibt? Und dass dann auch noch seine Leiche einfach verschwindet?
In seinem neusten Buch hat Herbert Dutzler sich in gewohnt humorvoller Art wieder der Figuren angenommen, die die Fans von Gasperlmaier bereits aus den vorangegangenen Bänden kennen. Gasperlmaier selbst will in der Tourismusdebatte nicht Position beziehen, die Polizei ist für alle da, also bleibt er neutral. Nicht so seine Frau Christine und seine Tochter Kathi samt Ehefrau, die klar gegen den Ausverkauf des schönen Ausseerlandes sind, aber als freie Journalistinnen auch eine gute Story wittern. Denn es gibt eine weitere Leiche.
Also ist Gasperlmaier mit seinem Team bemüht, den Mord aufzuklären. Aber der leitenden Ermittlerin, Frau Dr. Kohlross, macht nicht nur der Fall Sorgen. Und Inspektorin Reitmair- Peschke findet, dass der Gasperlmaier sich ein bisschen zu viel um ihr Wohl sorgt. Neu stößt Gruppeninspektorin Emina Jovanovic zum Team, die nicht nur sehr sportlich ist, sondern es auch versteht, den Leuten Informationen zu entlocken, die diese lieber für sich behalten hätten. Doch Gasperlmaier ist ein guter Ermittler, auch wenn er auf Grund der Umstände des Falles schon die Frühpension erwägt. Denn geändert hat sich der Gasperlmaier nicht: Noch immer eher unentschlossen, in der Familie zurückhaltend, ist er mittlerweile begeisterter Opa, dem das Reisen genauso widerstrebt wie früher, der aber von seiner Frau Christine dazu nachdrücklich vergattert wird. Natürlich gelingt ihm auch die Aufklärung des Falles, doch diesmal hat die Geschichte ein sehr überraschendes Ende, das sicherlich zu Diskussionen in Leserkreisen Anlass geben wird.
In diesem in leichtem, gut lesbaren Stil mit witzigen Passagen und kleinen Sticheleien gegen andere Bundesländer und deutsche Autofahrer geschriebenen Buch werden durchaus ernste Probleme in die Geschichte eingewoben. Der Fluch des Massentourismus, der die Einheimischen nicht nur um ihre Ruhe bringt, sondern auch bewirkt, dass sie sich die Mieten oder Grundstücke in ihren Heimatorten nicht mehr leisten können. Ebenso zeigt sich, dass die Mitglieder des fernöstlichen Kulturkreises ganz andere Vorstellungen von Umweltschutz haben als die Einheimischen. Und natürlich dürfen auch Mauscheleien zwischen Baulöwen und Bürgermeistern, die an der Umwidmung von Grünland in Bauland verdienen, nicht fehlen.
Eindrücklich wird auf die schlechte Arbeitssituation im Tourismus eingegangen, daher täuscht die freundlich winkende Glückskatze auf dem gelungenen Cover ein wenig, jedoch nicht über diesen flott und spannend geschriebenen Krimi mit pointierten Dialogen und oft trockenem Humor, dessen kurzweiliger Erzählstil es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Auch wenn einige Fäden der Handlung lose bleiben und der Schluss der Geschichte ungewöhnlich und unerwartet ist, kann man als Gasperlmaier-Fan nur empfehlen: Lesen Sie dieses Buch und hoffen Sie mit mir, dass Gasperlmaier seine Idee vom Vorruhestand ganz schnell wieder aufgibt und wir uns auf weitere Altaussee-Krimis freuen dürfen.