Wir sind nur so krank wie unsere Geheimnisse
Ich hörte das Hörbuch – gesprochen von Julian Horeyseck – und fand, dass er angenehm langsam, sehr nuanciert, vielfältig und eindringlich spricht. Seine Sprechmelodie wirkte allerdings mitunter etwas anstrengend, da ein gewisser Pathos mitschwang, der
mir nicht immer passend erschien. Insgesamt hörte ich aber sehr gern zu.
Im Mittelpunkt stehen…mehrWir sind nur so krank wie unsere Geheimnisse
Ich hörte das Hörbuch – gesprochen von Julian Horeyseck – und fand, dass er angenehm langsam, sehr nuanciert, vielfältig und eindringlich spricht. Seine Sprechmelodie wirkte allerdings mitunter etwas anstrengend, da ein gewisser Pathos mitschwang, der mir nicht immer passend erschien. Insgesamt hörte ich aber sehr gern zu.
Im Mittelpunkt stehen zwei unglückliche Familien, die in der gleichen Strasse leben.
Die Geschwister Theo und Sarah verursachen als Jugendliche einen Autounfall mit schwerwiegenden Folgen; auch ihr Vater, ein Arzt, trägt Mitschuld. Innerhalb der Familie wird nie über das Geschehene gesprochen. Klar und eindringlich werden die Lebenswege aufgezeigt, in denen insbesondere Sarah und Theo an der Schuld sowie dem damit verbundenen Geheimnis bzw. Tabuthema ein Stück weit zerbrechen und in ihrer persönlichen Entwicklung stark behindert werden. So trinkt Sarah, während sich Theo auf keinerlei Beziehungen einlassen kann.
Die zweite Geschichte dreht sich um einen Jungen, der sich im Autismus-Spektrum befindet und von seinem Vater nicht so unterstützt und geliebt wird, wie er es benötigt.
Thematisch stehen Familiendynamiken, Verlusterlebnisse und Schuld im Fokus. Psychologisch fein beobachtet werden die Figuren gut beleuchtet, und ich konnte mich sehr gut hineinversetzen bzw. über sie nachdenken.
Es gibt verschiedene Perspektivwechsel sowie Zeitsprünge, die immer wieder auch mit Vorwegnahmen ergänzt werden. Der Aufbau hat mich jedoch nicht in Gänze überzeugt und fand die Geschichte nicht ganz rund erzählt. Anfangs wusste ich nicht so recht, wohin die Reise geht. Ebenso gegen Ende, wo die Corona Thematik miteinfloss und damit ein weiteres Thema einbrachte, was nicht unbedingt hätte sein müssen, zerfaserte die Geschichte etwas. Inhaltlich stolperte ich zudem über die spirituellen Einflüsse, die es eigentlich auch nicht nötig gehabt hätten. Allerdings liess ich mich darauf ein und denke, dass es doch ein wichtiger Trost in solch schwierigen Verlustmomenten sein kann.
Insgesamt ist das Hörbuch spannend und fesselnd. An einigen Stellen wurde ich tief berührt. Es lädt zum Nachdenken ein und macht deutlich, wie wichtig es ist, miteinander über Probleme zu sprechen und welch destruktive Kraft Geheimnisse und Tabus besitzen. Nicht zuletzt bietet es Trost in verschiedenen Lebenslagen und gibt Mut in entsprechenden Situiationen anders zu handeln, als die Protagonist*innen.
3,5