Noch heute steht in Wien das Mizzi Langer-Kauba-Haus in der Kaiserstrasse 15, und damals wie heute beherbergt es ein Bergsportfachgeschäft. Mizzi Kauba war 1905 die erste weibliche Teilnehmerin des ersten Skirennens in Lilienfeld. Der Bergsport erschloss sich nur zögerlich der Bevölkerung und Frauen
waren damals gar nicht gern gesehen. Insofern war Kauba eine Vorkämpferin für die Frauen auf diesem…mehrNoch heute steht in Wien das Mizzi Langer-Kauba-Haus in der Kaiserstrasse 15, und damals wie heute beherbergt es ein Bergsportfachgeschäft. Mizzi Kauba war 1905 die erste weibliche Teilnehmerin des ersten Skirennens in Lilienfeld. Der Bergsport erschloss sich nur zögerlich der Bevölkerung und Frauen waren damals gar nicht gern gesehen. Insofern war Kauba eine Vorkämpferin für die Frauen auf diesem Sektor.
Mit dieser Frauenfigur hat sich die Autorin Beate Maly befasst, und in Anlehnung an deren Lebensgeschichte einen spannenden Schicksalsroman um die fiktive Lotte Seidl gewoben. Lotte ist ein Kind der Berge. Nach dem Tod des Vaters sucht sie eine Anstellung in der Stadt. Mizzi Kauba stellt sie als Verkäuferin ein, denn sie ist mit Abstand die einzige Frau, die sich auf diesen neuen Sport in den Bergen, dem auch Kauba verfallen ist, versteht, und somit die Kundschaft gut beraten kann. Schicksalhaft verliebt sie sich in einen jungen jüdischen Arzt aus reichem Haus, der standesgemäß weit über ihr steht. In romanhafter Form klingen sozialkritische Elemente dieser Epoche an: Standesunterschiede, schlechte Arbeitsbedingungen der Arbeiterschaft, bittere Armut der Unterklasse, fehlende Krankenkassen... Das geschieht aber ausschließlich im Kontext und ist nicht Hauptthema. So entsteht auf unterhaltsame Weise ein Sittengemälde Wiens um die Jahrhundertwende, eingepackt in eine herzerwärmende Liebesgeschichte mit all den üblichen Schwierigkeiten und Missverständnissen, die sich ergeben müssen, damit die Hauptpersonen einem ans Herz wachsen und man einem Happy-End entgegenfiebert.
"Lottes Träume" ist ein relativ dickes Taschenbuch mit einem ausdrucksstarken Cover, das gekonnt den Unterschied zwischen Stadt und unberührter Bergwelt darstellt. Man möchte es in einem Rutsch durchlesen. Genau deswegen vergebe ich 5 Lesesterne und empfehle die Lektüre gerne weiter.