Petra Hartlieb lebt gemeinsam mit ihrer Familie in und über einer Buchhandlung. Ihrer eigenen. Von einem auf den anderen Tag kündigte sie ihren Job und begann mit ihrer Familie ein neues Leben in Wien. Sie übernimmt eine Buchhandlung, ohne zu wissen, worauf sie sich einlässt. Im Herzen ist Petra Hartlieb noch immer Hippie geblieben, auf dem Papier ist sie aber nun schon seit zehn Jahren Unternehmerin. In diesem Buch schildert sie ihre eigene Geschichte und die ihrer Buchhandlung. Sie erzählt in einem schlagfertigen und humorvollen Ton, der jede Zeile zu einem großen Vergnügen macht und jedes Kapitel zu einer Liebeserklärung an die Welt der Bücher.
Das gleichnamige Buch ist bei DuMont erschienen.
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"Meine wundervolle Buchhandlung" von Petra Hartlieb, gelesen von Irene Kugler, eine Ermutigung, dem eigenen Herzen zu folgen.
»Petra Hartlieb hat vor zehn Jahren spontan eine Buchhandlung gekauft. Start einer Tour de Force zwischen großer Literatur und seliger Dauererschöpfung. Darüber hat sie jetzt ein mitreißendes Buch geschrieben.« Katja Nele Bode, BRIGITTE WOMAN »Hartliebs Erfahrungsbericht 'Meine wundervolle Buchhandlung' ist eine Liebeserklärung - an die Literatur, deren Autoren und an alle begeisterten Leser.« Tina Rausch, SZ-WOHLFÜHLEN »Die Mischung aus beherzter Blindheit und positivem Trotz, die Petra Hartlieb in ihrem Buch an den Tag legt, ist mitreißend.« Anne Haeming, SPIEGEL ONLINE »Dass diese lange, gut gelaunte biografische Erzählung tatsächlich Spaß macht hat viele Gründe [...]. Das, was als privater Bericht über die Umsetzung eines Lebenstraum funktioniert, ist letztlich auch die Geschichte des: Buchs. Oder besser: die Geschichte des geschriebenen Wortes und seines Überlebenskampfes in Zeiten von Amazon und Internet [...] erzählt mit Temperament und Witz.« Catrin Kahlweit, SZ »Eine schönere Liebeserklärung an das Buch kann es kaum geben.« Uta Dietsch, BELLA »Hartlieb erzählt in Ihrem großartigen Buch so witzig und lässig, dass man es am liebsten nachmachen möchte!« FÜR SIE »Eine wundervolle, autobiografische Liebeserklärung an die Welt der Bücher.« BÜCHER »Ein Plädoyer für den stationären Buchhandel und damit auch ein aktueller politischer Zwischenruf.« ORF NACHRICHTEN ZIB »Ein Hoch auf die Solidarität, ein Hoch aufs Miteinander, ein Hoch auf die Autorin!« SALZBURGER FAMILIENJOURNAL »Das schön gebundene Leinenbuch 'Meine wundervolle Buchhandlung' ist eine Liebeserklärung an die wunderbare Welt der Bücher und des Buchhandels.« Hans-Peter Siebenhaar, HANDELSBLATT »Sehr flott und anschaulich [...]. Man fühlt sich auf der Stelle einbezogen in die große Familie der solidarischen Büchernarren [...].« TIROLER TAGESZEITUNG »Obwohl man zwischen den Zeilen spürt, wann die Selbstständigkeit im Buchhändlergewerbe [...] an die Substanz geht, ist das Buch rundum positiv.« Anna-Maria Wallner, DIE PRESSE »Petra Hartlieb kennt so gut wie alle Seiten der Buchbranche. Vor allem kann sie schreiben [...] Ein sehr positives Buch, das zeigt, dass man an seine Träume glauben soll.« Sebastian Fasthuber, SALZBURGER NACHRICHTEN »Eine wunderbare Beschreibung einer liebenswerten Spielart von Buchhandel samt rührendem Appell zu deren Erhalt gegen die Internetriesen. Und es ist eine große Liebeserklärung der Autorin an ihre Familie: an ihren Mann, ihre Tocher und ihren Sohn, ohne die das alles so nicht möglich gewesen wäre.« Wolfgang Tumler, WIENER ZEITUNG »Poetisch! Dies ist eine Liebeserklärung an ihre eigene Buchhandlung in Wien.« GLAMOUR »Das liest man gerne, das ist inspirierend.« Doris Knecht, KURIER »Wer dieses Buch liest, wird heiterer in die Zukunft - nicht nur in die des Buches - schauen.« Arno Widmann, BERLINER ZEITUNG »Hartlieb erzählt in einem schlagfertigen und humorvollen Ton, der jede Zeile zu einem großen Vergnügen macht und jedes Kapitel zu einer Liebeserklärung an die Welt der Bücher.« BUCHMEDIA MAGAZIN »'Meine wundervolle Buchhandlung' kann nicht nur als eine Liebeserklärung an das gedruckte Wort verstanden werden, sondern auch als Kampfansage.« KRONENZEITUNG »Eine Quereinsteigerin übernimmt ein Geschäft in Wien [...] und wird glücklich. Wie ihre Leser.« Reinhard Helling, TIP BERLIN »Hartlieb erzählt warmherzig und fröhlich von ihrem neuen Leben mit Büchern.« DAS MAGAZIN »Die Leser werden diese humorvolle und liebenswürdige Buch mögen und staunen über die Welt hinter den Buchregalen.« Christa Pellicciotta, GLARUS NORD »Ein Plädoyer, an seine Träume zu glauben - unerschütterlich, bei Sonne, Wind und Wetter.« FRAUENSACHE »Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher.« FRAU VON HEUTE »Hartliebs schlagfertiger und humorvoller Ton macht jede Zeile zum großen Vergnügen und jedes Kapitel zu einer Liebeserklärung an die Welt der Bücher.« Susanne Strobach, WEGE »Charmantes und aufrichtiges Erinnerungsbuch.« STADTANZEIGER HAMM »Eine humorvolle, leichtfüssige Lektüre und ein wunderbares Buch für alle, die Buchhandlungen lieben.« Natalie Fernández, LENZBURGER NACHRICHTEN
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2014Was können Sie
empfehlen?
Petra Hartlieb erzählt die
Geschichte ihrer Buchhandlung
Im Grunde ist Petra Hartliebs Buch eine einzige, lange, schwungvolle Danksagung. So steht es auch in der Widmung: „Mit Dank an alle, ohne die es unsere Buchhandlung nicht geben würde“. Nun könnte man auch privat Danke sagen zu Freunden und Kunden, Geldgebern und Helfern, Familie und Personal, wenn ein Unternehmen, das als spontane Idee begann, tatsächlich floriert. Manche Arbeitgeber spendieren in einem solchen Fall Incentive-Reisen oder Boni, andere verkaufen Sonderangebote. Petra Hartlieb, Buchhändlerin in Wien mit zwei Geschäften im 18. und 9. Bezirk, hat ein Buch geschrieben.
Dass diese lange, gut gelaunte biografische Erzählung tatsächlich Spaß macht, hat viele Gründe, die auch dann gültig bleiben, wenn der Leser nicht in Wien lebt, Hartlieb nicht aus dem Laden kennt, nicht als literarische Institution, nicht als Freundin prominenter Autoren wie Daniel Glattauer oder David Schalko. Denn das, was als privater Bericht über die Umsetzung eines Lebenstraums funktioniert, ist letztlich auch die Geschichte des: Buchs. Oder besser: die Geschichte des geschriebenen Wortes und seines Überlebenskampfes in Zeiten von Amazon und Internet.
Und wer Bücher mag, ja liebt, wer wissen will, wie es sich anfühlt, wenn man ein Bündel Papier nicht nur per Mausklick in einem Lager bestellt, sondern täglich Hunderte davon in der Hand hat, täglich Hunderten Kunden davon erzählt, täglich im Kampf mit dem Gewicht, dem Staub, der schieren Menge, dem vielen Klugen, dem vielen Schönen steht, der dürfte sich aufs Neue verlieben in die Idee, dass man ohne Bücher nicht leben kann. Nicht gut jedenfalls. Oder, um das ewige Bonmot von Loriot umzumünzen: Ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos.
So sahen das auch die Österreicherin Petra Hartlieb und ihr Mann, gelernter Buchhändler, später Verlagsmanager. Als die beiden, die damals in Hamburg lebten, bei einem Heimaturlaub in Wien hörten, dass eine Traditionsbuchhandlung in der Gegend zum Verkauf stünde, gaben sie ein Gebot ab. Endlich mal was gemeinsam machen, endlich das unter die Leute bringen, was ohnehin das ganze Leben prägt, endlich was eigenes. Wochenlang hörten die beiden nichts, dann kam eine prosaische Mail, die bestätigte, was sie schon fast wieder ad acta gelegt hatten: Das Paar hatte eine Buchhandlung gekauft. Ohne Erfahrung, ohne Rücklagen. Der Rest ist mittlerweile Geschichte: Freunde und Banken liehen Geld, Freunde und Nachbarn halfen, Freunde und Fremde renovierten und reparierten und sekundierten, Personal wurde nach Bauchgefühl eingestellt, das Projekt wuchs und wuchs und wuchs. Ein Onlineshop kam hinzu.
Aber das ist es nicht, nicht nur, was Hartlieb mit Temperament und Witz erzählt. Die Buchhändlerin, die mittlerweile gemeinsam mit Claus-Ulrich Bielefeld auch drei Krimis geschrieben hat, erzählt davon, was es kostet, ein unternehmerisches Risiko einzugehen in einer totgesagten Branche. Sie berichtet vom Stress und der Angst und den Lebens- und Ehekrisen. Von großartigen Nachbarn und selbstlosen Freunden. Von schrägen Kunden und doofen Ignoranten. Vom irren Weihnachtsgeschäft und eitlen Schriftstellern. Von schimmeligen Betten am Rande der Frankfurter Buchmesse und von der Antwort auf die Frage: „Können Sie mir ein gutes Buch empfehlen?“ Vom Schattendasein als Büchertisch-Verkäuferin und von der Mühe mit Autorenlesungen. Von vernachlässigten Kindern und todesgleichem Schlaf.
Das ist oft lustig, oft auch redundant, manchmal banal, aber immer geprägt von der Liebe zum geschriebenen und gedruckten Wort. Und das überlebt in Wien wie anderswo, zum Glück.
CATHRIN KAHLWEIT
Petra Hartlieb: Meine wundervolle Buchhandlung. Dumont Buchverlag, Köln 2014. 205 S., 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
empfehlen?
Petra Hartlieb erzählt die
Geschichte ihrer Buchhandlung
Im Grunde ist Petra Hartliebs Buch eine einzige, lange, schwungvolle Danksagung. So steht es auch in der Widmung: „Mit Dank an alle, ohne die es unsere Buchhandlung nicht geben würde“. Nun könnte man auch privat Danke sagen zu Freunden und Kunden, Geldgebern und Helfern, Familie und Personal, wenn ein Unternehmen, das als spontane Idee begann, tatsächlich floriert. Manche Arbeitgeber spendieren in einem solchen Fall Incentive-Reisen oder Boni, andere verkaufen Sonderangebote. Petra Hartlieb, Buchhändlerin in Wien mit zwei Geschäften im 18. und 9. Bezirk, hat ein Buch geschrieben.
Dass diese lange, gut gelaunte biografische Erzählung tatsächlich Spaß macht, hat viele Gründe, die auch dann gültig bleiben, wenn der Leser nicht in Wien lebt, Hartlieb nicht aus dem Laden kennt, nicht als literarische Institution, nicht als Freundin prominenter Autoren wie Daniel Glattauer oder David Schalko. Denn das, was als privater Bericht über die Umsetzung eines Lebenstraums funktioniert, ist letztlich auch die Geschichte des: Buchs. Oder besser: die Geschichte des geschriebenen Wortes und seines Überlebenskampfes in Zeiten von Amazon und Internet.
Und wer Bücher mag, ja liebt, wer wissen will, wie es sich anfühlt, wenn man ein Bündel Papier nicht nur per Mausklick in einem Lager bestellt, sondern täglich Hunderte davon in der Hand hat, täglich Hunderten Kunden davon erzählt, täglich im Kampf mit dem Gewicht, dem Staub, der schieren Menge, dem vielen Klugen, dem vielen Schönen steht, der dürfte sich aufs Neue verlieben in die Idee, dass man ohne Bücher nicht leben kann. Nicht gut jedenfalls. Oder, um das ewige Bonmot von Loriot umzumünzen: Ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos.
So sahen das auch die Österreicherin Petra Hartlieb und ihr Mann, gelernter Buchhändler, später Verlagsmanager. Als die beiden, die damals in Hamburg lebten, bei einem Heimaturlaub in Wien hörten, dass eine Traditionsbuchhandlung in der Gegend zum Verkauf stünde, gaben sie ein Gebot ab. Endlich mal was gemeinsam machen, endlich das unter die Leute bringen, was ohnehin das ganze Leben prägt, endlich was eigenes. Wochenlang hörten die beiden nichts, dann kam eine prosaische Mail, die bestätigte, was sie schon fast wieder ad acta gelegt hatten: Das Paar hatte eine Buchhandlung gekauft. Ohne Erfahrung, ohne Rücklagen. Der Rest ist mittlerweile Geschichte: Freunde und Banken liehen Geld, Freunde und Nachbarn halfen, Freunde und Fremde renovierten und reparierten und sekundierten, Personal wurde nach Bauchgefühl eingestellt, das Projekt wuchs und wuchs und wuchs. Ein Onlineshop kam hinzu.
Aber das ist es nicht, nicht nur, was Hartlieb mit Temperament und Witz erzählt. Die Buchhändlerin, die mittlerweile gemeinsam mit Claus-Ulrich Bielefeld auch drei Krimis geschrieben hat, erzählt davon, was es kostet, ein unternehmerisches Risiko einzugehen in einer totgesagten Branche. Sie berichtet vom Stress und der Angst und den Lebens- und Ehekrisen. Von großartigen Nachbarn und selbstlosen Freunden. Von schrägen Kunden und doofen Ignoranten. Vom irren Weihnachtsgeschäft und eitlen Schriftstellern. Von schimmeligen Betten am Rande der Frankfurter Buchmesse und von der Antwort auf die Frage: „Können Sie mir ein gutes Buch empfehlen?“ Vom Schattendasein als Büchertisch-Verkäuferin und von der Mühe mit Autorenlesungen. Von vernachlässigten Kindern und todesgleichem Schlaf.
Das ist oft lustig, oft auch redundant, manchmal banal, aber immer geprägt von der Liebe zum geschriebenen und gedruckten Wort. Und das überlebt in Wien wie anderswo, zum Glück.
CATHRIN KAHLWEIT
Petra Hartlieb: Meine wundervolle Buchhandlung. Dumont Buchverlag, Köln 2014. 205 S., 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.2014In den Bergwerken der Literatur
Wenn es Campusromane gibt, warum sollte es nicht auch Buchhandlungsromane geben? Gleich drei neue Titel lassen das Lesegeschäft traumhaft schön erscheinen.
Das beginnt fast wie eine Weihnachtsgeschichte: Ein Mann geht in Brooklyn spazieren an einem nasskalten Winterabend und sucht Zuflucht, der Zufall verschlägt ihn in einen Laden mit schummrigem Licht und anheimelnder Wärme, doch der Stallgeruch hier ist jener von altem Papier und Leder: Es handelt sich um eine Buchhandlung. "Hier spuken die Geister der großen Literatur", steht auf einem Schild. Der Buchhändler sei dort zu finden, wo der Tabakrauch am dichtesten ist. Und dann ist dieser Buchhändler auch noch ein niedlicher Kauz, der an einer Maiskolbenpfeife schmaucht und den Besucher zum Abendessen am Kamin einlädt.
Es ist die Sehnsuchtsszene einer gebeutelten Branche, ein Retrotraum vom goldenen Zeitalter des Buchhandels, und tatsächlich ist diese Szene schon fast hundert Jahre alt: Sie eröffnet Christopher Morleys 1919 erschienenen Roman "The Haunted Bookshop". Dessen nun erschienene Übersetzung "Das Haus der vergessenen Bücher" ist ein Statement in der Diskussion um Amazon und den Niedergang des Einzelhandels, insbesondere des stationären Buchhandels. Dieses Statement, mal sachlich, mal auch auf etwas süßlich-verklärte Weise vorgetragen, lautet: Die alte Buchhandlung darf nicht sterben.
Die Argumente hat man nun schon oft gehört. Buchhandel ist Herzenssache, man möchte seine Leseempfehlungen nicht von einem Algorithmus bekommen, sondern von einem Menschen aus Fleisch und Blut, es braucht die Vielfalt individueller Experten und auch deren Mut, bestimmte Bücher ins Schaufenster zu stellen, damit nicht am Ende alle so aussehen wie die Büchergrabbelkiste im Kaufhaus.
Morleys Roman ist allerdings mehr als nur die Illustration dieses Appells. Er enthält, fast in Form eines platonischen Dialogs, auch Meinungen verschiedener Buchhändlercharaktere, die das Geschäft viel nüchterner betrachten und deren Widerstreit hochaktuell scheint: Während der idealistische Antiquar mit der Pfeife nur solche Bücher verkauft, die er selbst für gut befindet, sagt einer seiner Kollegen: "Wir sind keine Literaturkritiker. Es ist nicht unsere Sache, zu entscheiden, was gut ist und was nicht. Unsere Aufgabe ist es schlicht und einfach, die Bevölkerung mit den Büchern zu versorgen, die sie haben will, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem sie danach fragt. Wie sie darauf kommt, die Bücher zu wollen, geht uns nichts an."
Das ist jene auch heute von manchen Ökonomen vertretene Mentalität, nach der Leser nur Kunden und Bücher nur Waren wie Schrauben oder Heizungsrohre sind. Eine junge Buchhändlerin aus Österreich würde da allerdings heftig widersprechen. Petra Hartlieb sprüht vor belletristischem Idealismus, während sie bei dem Wort "Vertreter" an Staubsauger denkt; einen "Unternehmer" stellt sie sich als Mischung zwischen Dagobert Duck und Mr. Burns vor, also zwei griesgrämigen Cartoonfiguren. Dennoch ging sie mit ihrem Mann vor zehn Jahren das Wagnis ein, eine Buchhandlung in Wien zu kaufen - zu einer Zeit also, als allerorten schon Buchhandlungen schlossen.
Wie dieser Plan gegen alle Unkenrufe und schlechten Vorzeichen funktionierte - heute betreiben die beiden dort sogar zwei Filialen mit vielen Angestellten -, hat sie in einem klassischen Selbsterfahrungsbuch aufgeschrieben, dessen Titel "Meine wundervolle Buchhandlung" der reine Zucker ist. Wie beschwerlich der Weg zum Erfolg tatsächlich ist, schildert sie mit trockenem Humor. Auch hier gewinnt man wie bei Morley den Eindruck, dass Arbeit und Leben bei aufrichtigen Buchhändlern kaum zu trennen sind. Bei Hartlieb hängt im Grunde eine ganze WG aus Familie und Mitarbeitern in der Sache mit drin, unten der Laden, darüber die Wohnung, und nach dem Abendessen geht es mit Babyphone noch mal runter ins Bergwerk der Bücher, in dem man die meiste Lebenszeit verbringt.
Das Qualitätsdenken regiert auch in dieser Buchhandlung: Während man nur widerwillig eine Ecke für Mummy-Porn- und Sarrazin-Bestseller einrichtet, wird das Verehrungsregal für Heimito von Doderer mit viel Liebe gestaltet. Obgleich auch Hartlieb als optimistisches Appellbuch auftritt, ist die Autorin durchaus fähig zur kritischen Selbstanalyse: "Paradoxerweise besteht unser Erfolgsrezept darin, den Kunden vorzuspielen, in unseren Läden sei alles wie früher."
Morley und Hartlieb sind Beispiele für einen Trend zur Buchhandlungsliteratur, wie er jüngst auch in Thomas Montassers "Ein ganz besonderes Jahr" oder Robin Sloans "Sonderbarer Buchhandlung des Mr. Penumbra" (F.A.Z. vom 20. März) begegnete. Interessant an diesem boomenden Genre sind aber nicht nur die sachlichen Aspekte einer sich verändernden Branche, sondern auch die Frage nach seinem poetischen Gehalt. Eingeordnet in ein größeres Raster, erscheinen Buchhandlungserzählungen als Sonderform der poetologischen Fiktion, also der selbstreflexiven Literatur. Ähnlich wie der Campus- oder der Bibliotheksroman kann der im Buchhandelsmilieu spielende dazu dienen, eine Selbstversicherung des poetischen Forschergeists in seinem Universum darzustellen, und sei es nur, um sich bei mitternächtlichen Meditationen in Robert Burtons "Anatomie der Melancholie" (1621) über die beste Bettlage nach fettigem Essen zu informieren, wie es in Morleys Roman geschieht. Das ist nur einer von vielen Literaturdiskursen; bei Morley lesen sogar die Beiköche in Hotels anspruchsvolle Werke von Thomas Carlyle.
Ein weiteres Buch aus dieser Saison, verfasst von der Schwedin Katarina Bivald, verlegt die Buchhandlungs-Handlung in ein hinterwäldlerisches Kaff in Iowa und damit den Literaturdiskurs ins amerikanische Herzland: Dort setzt man sich mit Harper Lees "Wer die Nachtigall stört" auseinander oder wird von Fannie Flaggs "Grünen Tomaten" inspiriert. Lesende Hauptfigur ist die aus Schweden zugereiste Sara, die aus dem Nachlass ihrer verstorbenen Brieffreundin Amy einen Buchladen in der Pampa hochziehen will: wiederum ein schwieriges Geschäft, wie man sich denken kann.
Wie man bei Katarina Bivald allerdings auch merkt, ist literarische Selbstreflexivität noch kein Garant für ein rundum gelungenes Buch. Sie bewahrt nicht vor Klischees und scheint zudem eine gewisse Geschwätzigkeit zu befördern. Dennoch liest man auch diesen dicken Schmöker, in dem en passant große Werke der Weltliteratur abgehandelt werden, mit Lust - allein schon, weil sein Ort der Handlung den schönen Namen Broken Wheel trägt. Der Witz dabei ist, dass die schwedische Autorin nie in Amerika war, sondern selbst lange genug in einem Buchladen gearbeitet hat, wobei sie die Stoffe für ihre erlesene Fiktion fand. Der Name dieser Fiktion hingegen ist zum Vergessen: "Ein Buchladen zum Verlieben". An originellen Titeln könnte diese Genreliteratur wirklich noch etwas arbeiten.
JAN WIELE
Christopher Morley: "Das Haus der vergessenen Bücher". Roman.
Atlantik Verlag, Hamburg 2014. 256 S., geb., 18,- [Euro].
Petra Hartlieb: "Meine wundervolle Buchhandlung".
DuMont Buchverlag, Köln 2014. 208 S., geb., 18,- [Euro].
Katarina Bivald: "Ein Buchladen zum Verlieben". Roman.
btb Verlag, München 2014. 448 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn es Campusromane gibt, warum sollte es nicht auch Buchhandlungsromane geben? Gleich drei neue Titel lassen das Lesegeschäft traumhaft schön erscheinen.
Das beginnt fast wie eine Weihnachtsgeschichte: Ein Mann geht in Brooklyn spazieren an einem nasskalten Winterabend und sucht Zuflucht, der Zufall verschlägt ihn in einen Laden mit schummrigem Licht und anheimelnder Wärme, doch der Stallgeruch hier ist jener von altem Papier und Leder: Es handelt sich um eine Buchhandlung. "Hier spuken die Geister der großen Literatur", steht auf einem Schild. Der Buchhändler sei dort zu finden, wo der Tabakrauch am dichtesten ist. Und dann ist dieser Buchhändler auch noch ein niedlicher Kauz, der an einer Maiskolbenpfeife schmaucht und den Besucher zum Abendessen am Kamin einlädt.
Es ist die Sehnsuchtsszene einer gebeutelten Branche, ein Retrotraum vom goldenen Zeitalter des Buchhandels, und tatsächlich ist diese Szene schon fast hundert Jahre alt: Sie eröffnet Christopher Morleys 1919 erschienenen Roman "The Haunted Bookshop". Dessen nun erschienene Übersetzung "Das Haus der vergessenen Bücher" ist ein Statement in der Diskussion um Amazon und den Niedergang des Einzelhandels, insbesondere des stationären Buchhandels. Dieses Statement, mal sachlich, mal auch auf etwas süßlich-verklärte Weise vorgetragen, lautet: Die alte Buchhandlung darf nicht sterben.
Die Argumente hat man nun schon oft gehört. Buchhandel ist Herzenssache, man möchte seine Leseempfehlungen nicht von einem Algorithmus bekommen, sondern von einem Menschen aus Fleisch und Blut, es braucht die Vielfalt individueller Experten und auch deren Mut, bestimmte Bücher ins Schaufenster zu stellen, damit nicht am Ende alle so aussehen wie die Büchergrabbelkiste im Kaufhaus.
Morleys Roman ist allerdings mehr als nur die Illustration dieses Appells. Er enthält, fast in Form eines platonischen Dialogs, auch Meinungen verschiedener Buchhändlercharaktere, die das Geschäft viel nüchterner betrachten und deren Widerstreit hochaktuell scheint: Während der idealistische Antiquar mit der Pfeife nur solche Bücher verkauft, die er selbst für gut befindet, sagt einer seiner Kollegen: "Wir sind keine Literaturkritiker. Es ist nicht unsere Sache, zu entscheiden, was gut ist und was nicht. Unsere Aufgabe ist es schlicht und einfach, die Bevölkerung mit den Büchern zu versorgen, die sie haben will, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem sie danach fragt. Wie sie darauf kommt, die Bücher zu wollen, geht uns nichts an."
Das ist jene auch heute von manchen Ökonomen vertretene Mentalität, nach der Leser nur Kunden und Bücher nur Waren wie Schrauben oder Heizungsrohre sind. Eine junge Buchhändlerin aus Österreich würde da allerdings heftig widersprechen. Petra Hartlieb sprüht vor belletristischem Idealismus, während sie bei dem Wort "Vertreter" an Staubsauger denkt; einen "Unternehmer" stellt sie sich als Mischung zwischen Dagobert Duck und Mr. Burns vor, also zwei griesgrämigen Cartoonfiguren. Dennoch ging sie mit ihrem Mann vor zehn Jahren das Wagnis ein, eine Buchhandlung in Wien zu kaufen - zu einer Zeit also, als allerorten schon Buchhandlungen schlossen.
Wie dieser Plan gegen alle Unkenrufe und schlechten Vorzeichen funktionierte - heute betreiben die beiden dort sogar zwei Filialen mit vielen Angestellten -, hat sie in einem klassischen Selbsterfahrungsbuch aufgeschrieben, dessen Titel "Meine wundervolle Buchhandlung" der reine Zucker ist. Wie beschwerlich der Weg zum Erfolg tatsächlich ist, schildert sie mit trockenem Humor. Auch hier gewinnt man wie bei Morley den Eindruck, dass Arbeit und Leben bei aufrichtigen Buchhändlern kaum zu trennen sind. Bei Hartlieb hängt im Grunde eine ganze WG aus Familie und Mitarbeitern in der Sache mit drin, unten der Laden, darüber die Wohnung, und nach dem Abendessen geht es mit Babyphone noch mal runter ins Bergwerk der Bücher, in dem man die meiste Lebenszeit verbringt.
Das Qualitätsdenken regiert auch in dieser Buchhandlung: Während man nur widerwillig eine Ecke für Mummy-Porn- und Sarrazin-Bestseller einrichtet, wird das Verehrungsregal für Heimito von Doderer mit viel Liebe gestaltet. Obgleich auch Hartlieb als optimistisches Appellbuch auftritt, ist die Autorin durchaus fähig zur kritischen Selbstanalyse: "Paradoxerweise besteht unser Erfolgsrezept darin, den Kunden vorzuspielen, in unseren Läden sei alles wie früher."
Morley und Hartlieb sind Beispiele für einen Trend zur Buchhandlungsliteratur, wie er jüngst auch in Thomas Montassers "Ein ganz besonderes Jahr" oder Robin Sloans "Sonderbarer Buchhandlung des Mr. Penumbra" (F.A.Z. vom 20. März) begegnete. Interessant an diesem boomenden Genre sind aber nicht nur die sachlichen Aspekte einer sich verändernden Branche, sondern auch die Frage nach seinem poetischen Gehalt. Eingeordnet in ein größeres Raster, erscheinen Buchhandlungserzählungen als Sonderform der poetologischen Fiktion, also der selbstreflexiven Literatur. Ähnlich wie der Campus- oder der Bibliotheksroman kann der im Buchhandelsmilieu spielende dazu dienen, eine Selbstversicherung des poetischen Forschergeists in seinem Universum darzustellen, und sei es nur, um sich bei mitternächtlichen Meditationen in Robert Burtons "Anatomie der Melancholie" (1621) über die beste Bettlage nach fettigem Essen zu informieren, wie es in Morleys Roman geschieht. Das ist nur einer von vielen Literaturdiskursen; bei Morley lesen sogar die Beiköche in Hotels anspruchsvolle Werke von Thomas Carlyle.
Ein weiteres Buch aus dieser Saison, verfasst von der Schwedin Katarina Bivald, verlegt die Buchhandlungs-Handlung in ein hinterwäldlerisches Kaff in Iowa und damit den Literaturdiskurs ins amerikanische Herzland: Dort setzt man sich mit Harper Lees "Wer die Nachtigall stört" auseinander oder wird von Fannie Flaggs "Grünen Tomaten" inspiriert. Lesende Hauptfigur ist die aus Schweden zugereiste Sara, die aus dem Nachlass ihrer verstorbenen Brieffreundin Amy einen Buchladen in der Pampa hochziehen will: wiederum ein schwieriges Geschäft, wie man sich denken kann.
Wie man bei Katarina Bivald allerdings auch merkt, ist literarische Selbstreflexivität noch kein Garant für ein rundum gelungenes Buch. Sie bewahrt nicht vor Klischees und scheint zudem eine gewisse Geschwätzigkeit zu befördern. Dennoch liest man auch diesen dicken Schmöker, in dem en passant große Werke der Weltliteratur abgehandelt werden, mit Lust - allein schon, weil sein Ort der Handlung den schönen Namen Broken Wheel trägt. Der Witz dabei ist, dass die schwedische Autorin nie in Amerika war, sondern selbst lange genug in einem Buchladen gearbeitet hat, wobei sie die Stoffe für ihre erlesene Fiktion fand. Der Name dieser Fiktion hingegen ist zum Vergessen: "Ein Buchladen zum Verlieben". An originellen Titeln könnte diese Genreliteratur wirklich noch etwas arbeiten.
JAN WIELE
Christopher Morley: "Das Haus der vergessenen Bücher". Roman.
Atlantik Verlag, Hamburg 2014. 256 S., geb., 18,- [Euro].
Petra Hartlieb: "Meine wundervolle Buchhandlung".
DuMont Buchverlag, Köln 2014. 208 S., geb., 18,- [Euro].
Katarina Bivald: "Ein Buchladen zum Verlieben". Roman.
btb Verlag, München 2014. 448 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main