Robert Marthaler ist zurück. Der Frankfurter Kommissar löst in „Menschenfischer“, dem sechstem Band der Reihe, gleich zwei Fälle. Zum einen geht es um einen ungelösten Mordfall an einem männlichen Jugendlichen, der in das Jahr 1998 zurückdatiert, zum anderen um zwei Roma-Jungen, die verschleppt und
in einem stillgelegten Bergwerksstollen unterhalb der Loreley ermordet aufgefunden werden.
Jan…mehrRobert Marthaler ist zurück. Der Frankfurter Kommissar löst in „Menschenfischer“, dem sechstem Band der Reihe, gleich zwei Fälle. Zum einen geht es um einen ungelösten Mordfall an einem männlichen Jugendlichen, der in das Jahr 1998 zurückdatiert, zum anderen um zwei Roma-Jungen, die verschleppt und in einem stillgelegten Bergwerksstollen unterhalb der Loreley ermordet aufgefunden werden.
Jan Seghers, Pseudonym von Matthias Altenburg, Journalist und Schriftsteller aus Frankfurt, greift hier einen ungelösten Mordfall auf, der Ende der neunziger Jahre im Frankfurter Großraum für Furore sorgt: In Frankfurt-Höchst wird der verstümmelte Leichnam eines Jungen gefunden und trotz Zeugenaussagen und Phantombild verlaufen alle Ermittlungen im Sande. Bis heute ist/sind der/die Täter noch immer nicht gefasst.
Was wäre wenn…? Diese Frage mag sich Seghers gestellt haben, als er den Mordfall Tristan B. seinem aktuellen Kriminalroman mit Kommissar Marthaler als Ausgangspunkt zugrunde legt und eine Geschichte drum herum konstruiert, die so oder so ähnlich tatsächlich passiert sein könnte. An Brisanz gewinnt diese Annahme natürlich auch dadurch, dass sich Vergleiche mit unserer aktuellen bundesrepublikanischen Wirklichkeit aufdrängen, denn an Stelle der beiden Roma-Jungen aus dieser Story könnten das hier und heute auch unbegleitete Flüchtlingskinder sein.
Die Marthaler-Krimis zeichnen sich zwar durchgängig durch ihren Realitätsbezug aus, wirken aber trotz der detaillierten Beschreibungen der Polizeiarbeit nie trocken oder langatmig. Das liegt vor allem daran, dass Seghers seinem Protagonisten immer interessante „Typen“ zur Seite stellt. In diesem Fall sind es neben seinem Freund Carlos (Pathologe mit Hang zur Völlerei und den Lesern bereits aus den Vorgängern bekannt) auch noch ein ehemaliger Kollege, Rudi Ferres, mittlerweile im Ruhestand und ins sonnige Südfrankreich abgewandert, wo er die Tage zwischen Suff und privaten Nachforschungen in dem Mordfall aus 1998 verbringt und Marthaler einen entscheidenden Hinweis liefert. Und dann wäre da noch Kizzy Winterstein, die unkonventionelle Kommissarin aus Wiesbaden mit jüdischen und Roma-Wurzeln, die nach den beiden aktuell verschwundenen Jungen sucht und sich im Laufe der Ermittlungen mit Marthaler zusammenschließt, um die für die Morde Verantwortlichen dingfest zu machen. Eine fruchtbare Zusammenarbeit, die für die Zukunft hoffen lässt.
Spannend wie immer und am Puls der Zeit – sehr empfehlenswert!