"Im kommenden Spätherbst sollte ich mit einem neuen Werk fertig sein", schrieb Herman Melville 1851 seinem Verleger. "Ein Abenteuerroman, der auf gewissen wilden Legenden aus den Pottwalfanggebieten im Süden gründet, ausgeschmückt mit den eigenen persönlichen Erfahrungen des Autors aus seiner mehr als zweijährigen Zeit als Harpunier. […] Ich wüsste nicht, dass das behandelte Thema jemals von einem Romancier, ja überhaupt von irgendeinem Schriftsteller in angemessener Weise bearbeitet worden wäre." Nicht nur der Walfang wurde in Moby Dick gezeigt wie nie zuvor. Mit zahlreichen in die Handlung eingeflochtenen Exkursen in Philosophie, Naturwissenschaft, Kunstgeschichte oder Mythologie nahm der US-amerikanische Schriftsteller auch den modernen Roman vorweg. So fällt der eigentliche erste Satz des Buches – "Nennt mich Ismael." – erst nach einer Erörterung des Wortes Wal sowie 81 Zitaten zum Thema Wale und Walfang. Bei Lesern und Kritik stieß der neuartige Ansatz zunächst auf wenig Verständnis, die Geschichte um die schicksalshafte Fahrt der Pequod fiel weitestgehend durch. Zu Lebzeiten Melvilles wurden nur ca. 3.000 Exemplare verkauft. Heute gilt das Werk als Klassiker der Weltliteratur.
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