Nach seinen schweren Kriegsverletzungen bei der Schlacht um Waterloo möchte Major Robert Kurland auf seinem idyllischen Landsitz eigentlich nur seine Ruhe haben. Eines Nachts, als er wieder mal vor Schmerzen nicht schlafen kann, beobachtet er etwas merkwürdiges vom Fenster aus. Eine dunkle Gestalt
schleicht über den Dorfanger und scheint etwas Schweres mit sich zu schleppen. Seine Beobachtung…mehrNach seinen schweren Kriegsverletzungen bei der Schlacht um Waterloo möchte Major Robert Kurland auf seinem idyllischen Landsitz eigentlich nur seine Ruhe haben. Eines Nachts, als er wieder mal vor Schmerzen nicht schlafen kann, beobachtet er etwas merkwürdiges vom Fenster aus. Eine dunkle Gestalt schleicht über den Dorfanger und scheint etwas Schweres mit sich zu schleppen. Seine Beobachtung vertraut er Lucy Harrington, der ältesten Tochter des Pfarrers an, die auch seine Krankenpflege übernommen hat und die Einzige ist, die mit dem übellaunigen Major fertig wird. Miss Harrington hat selbst festgestellt, dass im Dorf etwas nicht stimmt, zwei Dienstmädchen sind verschwunden und es gab eine Reihe von kleineren Diebstählen. Nun ist Lucys Neugier geweckt und gemeinsam mit dem Major versucht sie, der Sache auf den Grund zu gehen.
Der Auftakt zur Serie um Major Robert Kurland und die Pfarrerstocher Lucy Harrington hat mir sehr gut gefallen. Die beiden Hauptfiguren, der übellaunige und durch seine schwere Verletzung depressive Major und die resolute Lucy, die nach dem frühen Tod der Mutter diese bei den Geschwistern ersetzen und für ihren Vater die Haushaltsführung und sämtliche Pflichten der Pfarrersgattin übernehmen mußte, sind ein sehr gelungenes Ermittlerpaar, dass sich regelmäßig in die Haare bekommt. Beide sind starrköpfig und durchsetzungsstark, haben ihre Ecken und Kanten und wirken sehr realistisch und lebensnah. Lucy, die von einem selbstbestimmten Leben träumt, aber viel zu pflichtbewußt ist um ihren egoistischen Vater und ihre kleinen Geschwister allein zu lassen, ist ein sehr gelungener Gegenpart zu dem herrischen und befehlsgewohnten Major, der an seinem geschwächten Zustand zu verzweifeln droht. Die Klärung der mysteriösen Ereignisse im Dorf gibt ihm aber neuen Auftrieb. Das Zusammenspiel der Beiden gibt einen gelungenen Einblick in die damalige Zeit und vor allem wird auch die untergeordnete Stellung der Frauen beleuchtet, die gerade auch in der besseren Gesellschaft von großen Zwängen und Abhängigkeit gekennzeichnet war.
Als Pfarrerstochter hat Lucy Kontakt und Zugang zu allen gesellschaftlichen Schichten in der Gegend, was bei ihren Ermittlungen ungemein nützlich ist. Trotzdem entwickelt sich der Krimifall zunächst nur langsam, was aber dem Storybogen keineswegs schadet. Der Krimifall wurde von der Autorin wohl durchdacht und ist auch nicht so einfach zu durchschauen, so dass sich die Aufklärung der Diebstähle und das Verschwinden der beiden Dienstmädchen als roter Faden durch die gesamte Handlung zieht und am Ende dann auch mit einer gewissen Dramatik aufgelöst wird.
Die Handlung wird im Wechsel aus der Sicht von Lucy und dem Major erzählt, so dass dem Leser hier von verschiedenen Seiten Einblicke gewährt werden. Da es bereits einige weitere Bände aus der Reihe gibt, kann man hoffen, dass sich die Figuren weiter entwickeln und vielleicht auch zueinander finden.
FaziT: Ein gelungener Serienauftakt, der den Leser in das ländlich England Anfang des 19. Jahrhunderts entführt, eine gelungene Abwechslung zu den vielen historischen Krimis die immer in London angesiedelt sind. Der Krimifall überzeugt mit einem gut durchdachten Plot, der sich zwar recht gemächlich entwickelt, dafür aber viele Einblicke in das gesellschaftliche Leben der damaligen Zeit und die Stellung der Frau bietet. Das Ermittlerduo ist liebevoll und originell gezeichnet und macht einfach Lust auf mehr!