Die neue, charmante, herzerwärmende Krimiserie! Hier ermittelt Füchsin und Reporterin Vera Vixen. Tief in den Wäldern, weit entfernt von jeglicher menschlicher Behausung, schlummert ein Geheimnis: Hier befindet sich das Städtchen Shady Hollow. Hier leben Elch und Maus, Eule und Bär Seite an Seite - harmonisch und zivilisiert. Es gibt ein kleines Café, ein Restaurant, eine Buchhandlung, eine Bank, eine Zeitungsredaktion. Alles geht seinen Gang ... Bis der Kröterich vom Weiher, Otto Sumpf, notorischer Querulant und Meckerer, tot aufgefunden wird. So etwas hat es in Shady Hollow noch nicht gegeben! Das hat selbst diese gemeine Kröte nicht verdient. Vera Vixen ist neu am Ort. Die Füchsin - und Journalistin - hat eine Spürnase für gute Storys. Und sie hat keine Lust, über den nächsten Rechtschreibwettbewerb der Bienen zu berichten. Da der Chef-Bär der örtlichen Polizei lieber angeln geht, als sich um den Fall zu kümmen, übernimmt Vera die Ermittlung auf eigene Pfote ...
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Unsinn der schöneren Sorte ist dieses Buch, findet Rezensentin Ursula Scheer. Ausgedacht haben sich ihn, lernen wir, Jocelyn Koehler und Sharon Nagel, die unter dem gemeinsamen Pseudonym Juneau Black Krimis schreiben, in denen ausschließlich tierisches Personal agiert. Im Zentrum des Buches steht die Füchsin Vera Vixen, eine Journalistin, die in einen Mordgeschichte gerät, als eine tote Kröte gefunden wird. Das weitere Personal rekrutiert sich laut Scheer unter anderem aus Stinktieren, Bären, einem Panda sowie einer Eule namens Heidegger. Der von moderner Technik unberührte Handlungsort Shady Hollow erinnert die Rezensentin unter anderem an Twin Peaks. Insgesamt geht es hier Scheer zufolge flauschig und heiter zu, und doch tauchen auch schwierigere Themen wie Neid und Rassismus auf. Insgesamt liefert das Autorinnenduo jedoch ganz klar Unterhaltungsliteratur der kuscheligeren Art, so das Resümee.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2024Tierisch kriminell
Waldleben: Juneau Blacks "Mord in Shady Hollow"
Eine Krimiserie mit einer solchen Entstehungsgeschichte kann eigentlich nur der größte Quatsch werden - oder eine überaus reizende Lektüre. Letzteres trifft auf die "Shady Hollow"-Romane der beiden Amerikanerinnen Jocelyn Koehler und Sharon Nagel zu. Gemeinsam schreiben sie unter dem ebenso lieblich wie dunkel klingenden Pseudonym Juneau Black Mordgeschichten mit Waldtieren als handelnden Figuren.
Die Idee dazu kam den beiden Autorinnen nach eigenem Bekunden, als sie noch als Buchhändlerinnen in einem Laden in Milwaukee arbeiteten, offenbar zu wenig Kundschaft hatten und mit Fingerpuppen aus dem Non-Book-Angebot spielten. Eines der Figürchen muss ein Fuchs gewesen sein, sonst wäre wohl kaum eine Füchsin ihre literarische Heldin geworden.
In dem für ihre Romane titelgebenden fiktiven Örtchen Shady Hollow geht Vera Vixen, nomen est omen, auf die Suche nach der Wahrheit, als eine tote Kröte gefunden wird. Dass der Tod des misslaunigen Zeitgenossen ein natürlicher gewesen sein soll, erscheint ihr höchst unwahrscheinlich. Als Vertreterin einer Gattung, von deren Schläue und Listigkeit wir schon aus Äsops Fabeln wissen, hat Vera eigentlich den Journalismus zum Beruf gewählt. Kürzlich zugezogen und ohne familiären Anhang, wirft sie einen unverstellten Blick auf das Geschehen in der kleinen Gemeinde tief im Wald.
Das hilft ihr als Reporterin der Lokalzeitung - macht sie aber vor allem zu einer hervorragenden Ermittlerin. Wer will schon den faden Gesellschaftsgeschichten nachjagen, auf die ihr alles schwarz-weiß sehender Chef, ein kettenrauchendes Stinktier, versessen ist? Von Nutzen ist dagegen die Beinahe-Romanze mit dem zweiten Mann - nein: Bären - auf dem Polizeirevier.
Natürlich kann man eine solche Figurenaufstellung nicht ernst nehmen. Doch darin besteht der Charme der Juneau-Black-Krimis, die seit 2015 erscheinen - zuerst im Eigenverlag, inzwischen bei Random House. Für Juli ist der fünfte Band auf Englisch angekündigt. Den ersten kann man nun auf Deutsch lesen, übersetzt von Barbara Ostrop und erschienen als Taschenbuch bei Rowohlt. Hierzulande war der letzte animalische Krimi-Erfolg Leonie Swanns "Glenkill" mit Schafen. "Mord in Shady Hollow" hat zoologisch mehr zu bieten. Ein charakterstarkes soziales Panorama, das Freude daran verrät, Mitmenschen in Tiergestalt zu imaginieren. Die Buchhandlungsinhaberin mit ihren Schrullen wird zur Rabendame. Für Tratsch und Speisen zuständig sind eine Elchfamilie mit Café und ein Panda mit asiatischem Restaurant. Die weise Eule im Baum darf nicht fehlen und heißt passenderweise Heidegger. Eine versnobte Bibersippschaft, einst reich geworden mit dem Sägewerk am Fluss, muss schon in Neu-Amsterdam gelebt haben und nennt sich Von Beaverpelt.
Irgendwo zwischen "Twin Peaks", Miss Marples' St Mary Mead und dem Zuhause von Beatrice Potters "Peter Rabbit" liegt "Shady Hollow", fernab aller menschlichen Zivilisation und neuester technologischer Belastungen. Es gibt eine gedruckte Zeitung, aber kein Telefon und schon gar kein Smartphone mit Internet und KI. Neuigkeiten finden auf flinken Pfoten ihren Weg. Gegenwartsmüde Leser verlockt die Buchserie auf diese Weise zu schönstem Eskapismus. Sie ist so kuschlig wie Veras Fuchsbau. Und doch ist das Böse und mit ihm alles Allzumenschliche präsent. Neid, Habgier und Geltungsdrang liefern Motive, daran können der allgemeine Vegetarismus am Ort und speziesübergreifende Beziehungen jenseits des todbringenden Jäger-Beute-Musters nichts ändern. Hier und da scheinen sogar Klassendenken, ökonomische Umbrüche, fast so etwas wie rassistische Ressentiments und eine Medienkrise auf. Und Mäuse denken in Shady Hollow durchaus schon einmal über Steinbecks "Von Mäusen und Menschen" nach.
Die Grundstimmung aber bleibt stets unaufgeregt heiter. Als Begleiterin Vera Vixens bei ihrer ermittlungstechnischen Laufarbeit sind wir oft unter Freunden, mit einem dampfenden Kaffee in den Pfoten. Weshalb die Übersetzung manche Tiernamen wie den des Kröterichs Otto Sumpf eindeutscht, aber die Heldin nicht zu Vera Füchsin macht, bleibt ihr Geheimnis. Der anstrengungslosen Unterhaltungslektüre tut das keinen Abbruch. So flauschig kann eine Mordgeschichte sein. URSULA SCHEER
Juneau Black: "Mord in Shady Hollow".
Ein Waldtier-Krimi.
Aus dem Englischen von Barbara Ostrop.
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2024.
288 S., br., 14,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Waldleben: Juneau Blacks "Mord in Shady Hollow"
Eine Krimiserie mit einer solchen Entstehungsgeschichte kann eigentlich nur der größte Quatsch werden - oder eine überaus reizende Lektüre. Letzteres trifft auf die "Shady Hollow"-Romane der beiden Amerikanerinnen Jocelyn Koehler und Sharon Nagel zu. Gemeinsam schreiben sie unter dem ebenso lieblich wie dunkel klingenden Pseudonym Juneau Black Mordgeschichten mit Waldtieren als handelnden Figuren.
Die Idee dazu kam den beiden Autorinnen nach eigenem Bekunden, als sie noch als Buchhändlerinnen in einem Laden in Milwaukee arbeiteten, offenbar zu wenig Kundschaft hatten und mit Fingerpuppen aus dem Non-Book-Angebot spielten. Eines der Figürchen muss ein Fuchs gewesen sein, sonst wäre wohl kaum eine Füchsin ihre literarische Heldin geworden.
In dem für ihre Romane titelgebenden fiktiven Örtchen Shady Hollow geht Vera Vixen, nomen est omen, auf die Suche nach der Wahrheit, als eine tote Kröte gefunden wird. Dass der Tod des misslaunigen Zeitgenossen ein natürlicher gewesen sein soll, erscheint ihr höchst unwahrscheinlich. Als Vertreterin einer Gattung, von deren Schläue und Listigkeit wir schon aus Äsops Fabeln wissen, hat Vera eigentlich den Journalismus zum Beruf gewählt. Kürzlich zugezogen und ohne familiären Anhang, wirft sie einen unverstellten Blick auf das Geschehen in der kleinen Gemeinde tief im Wald.
Das hilft ihr als Reporterin der Lokalzeitung - macht sie aber vor allem zu einer hervorragenden Ermittlerin. Wer will schon den faden Gesellschaftsgeschichten nachjagen, auf die ihr alles schwarz-weiß sehender Chef, ein kettenrauchendes Stinktier, versessen ist? Von Nutzen ist dagegen die Beinahe-Romanze mit dem zweiten Mann - nein: Bären - auf dem Polizeirevier.
Natürlich kann man eine solche Figurenaufstellung nicht ernst nehmen. Doch darin besteht der Charme der Juneau-Black-Krimis, die seit 2015 erscheinen - zuerst im Eigenverlag, inzwischen bei Random House. Für Juli ist der fünfte Band auf Englisch angekündigt. Den ersten kann man nun auf Deutsch lesen, übersetzt von Barbara Ostrop und erschienen als Taschenbuch bei Rowohlt. Hierzulande war der letzte animalische Krimi-Erfolg Leonie Swanns "Glenkill" mit Schafen. "Mord in Shady Hollow" hat zoologisch mehr zu bieten. Ein charakterstarkes soziales Panorama, das Freude daran verrät, Mitmenschen in Tiergestalt zu imaginieren. Die Buchhandlungsinhaberin mit ihren Schrullen wird zur Rabendame. Für Tratsch und Speisen zuständig sind eine Elchfamilie mit Café und ein Panda mit asiatischem Restaurant. Die weise Eule im Baum darf nicht fehlen und heißt passenderweise Heidegger. Eine versnobte Bibersippschaft, einst reich geworden mit dem Sägewerk am Fluss, muss schon in Neu-Amsterdam gelebt haben und nennt sich Von Beaverpelt.
Irgendwo zwischen "Twin Peaks", Miss Marples' St Mary Mead und dem Zuhause von Beatrice Potters "Peter Rabbit" liegt "Shady Hollow", fernab aller menschlichen Zivilisation und neuester technologischer Belastungen. Es gibt eine gedruckte Zeitung, aber kein Telefon und schon gar kein Smartphone mit Internet und KI. Neuigkeiten finden auf flinken Pfoten ihren Weg. Gegenwartsmüde Leser verlockt die Buchserie auf diese Weise zu schönstem Eskapismus. Sie ist so kuschlig wie Veras Fuchsbau. Und doch ist das Böse und mit ihm alles Allzumenschliche präsent. Neid, Habgier und Geltungsdrang liefern Motive, daran können der allgemeine Vegetarismus am Ort und speziesübergreifende Beziehungen jenseits des todbringenden Jäger-Beute-Musters nichts ändern. Hier und da scheinen sogar Klassendenken, ökonomische Umbrüche, fast so etwas wie rassistische Ressentiments und eine Medienkrise auf. Und Mäuse denken in Shady Hollow durchaus schon einmal über Steinbecks "Von Mäusen und Menschen" nach.
Die Grundstimmung aber bleibt stets unaufgeregt heiter. Als Begleiterin Vera Vixens bei ihrer ermittlungstechnischen Laufarbeit sind wir oft unter Freunden, mit einem dampfenden Kaffee in den Pfoten. Weshalb die Übersetzung manche Tiernamen wie den des Kröterichs Otto Sumpf eindeutscht, aber die Heldin nicht zu Vera Füchsin macht, bleibt ihr Geheimnis. Der anstrengungslosen Unterhaltungslektüre tut das keinen Abbruch. So flauschig kann eine Mordgeschichte sein. URSULA SCHEER
Juneau Black: "Mord in Shady Hollow".
Ein Waldtier-Krimi.
Aus dem Englischen von Barbara Ostrop.
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2024.
288 S., br., 14,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Der letzte animalische Krimi-Erfolg [war] Leonie Swanns "Glenkill" mit Schafen. "Mord in Shady Hollow" hat zoologisch mehr zu bieten. Ein charakterstarkes soziales Panorama, das Freude daran verrät, Mitmenschen in Tiergestalt zu imaginieren. (...) So flauschig kann eine Mordgeschichte sein. Ursula Scheer Frankfurter Allgemeine Zeitung 20240701