„Amy wünschte sich, die beiden Gärten wären durch eine hohe, dicke Mauer getrennt und nicht durch den wackeligen Zaun, der der Neugier der Kinder offensichtlich nicht standhielt. Amy wollte die Küchentür öffnen, hinaustreten und die beiden wegjagen. Doch das war leichter gedacht als getan.“
Vor 10
Jahren hat Amy Ashton einen schweren Schicksalsschlag erlitten, seither schottet sie sich ab und…mehr„Amy wünschte sich, die beiden Gärten wären durch eine hohe, dicke Mauer getrennt und nicht durch den wackeligen Zaun, der der Neugier der Kinder offensichtlich nicht standhielt. Amy wollte die Küchentür öffnen, hinaustreten und die beiden wegjagen. Doch das war leichter gedacht als getan.“
Vor 10 Jahren hat Amy Ashton einen schweren Schicksalsschlag erlitten, seither schottet sie sich ab und lässt niemanden an sich heran. Nach außen funktioniert sie, geht einer geregelten Arbeit nach. Doch in ihr und in ihrem Haus sieht es anders aus. So ist Amy gar nicht begeistert, als der Witwer Richard mit seinen beiden Söhnen Charlie und Daniel sowie seiner neuen Freundin Nina in das Nachbarhaus ziehen. Zu rasch dringen die Jungs durch den Zaun auf ihr Grundstück, auf dem sie sorgfältig ihre Dinge sammelt. Gegenstände, die sie erinnern und ihr Sicherheit geben, viele Gegenstände. Und ebenso rasch schafft es der kleine Charlie, auch ihre inneren Mauern Stück für Stück zu überwinden.
Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so bewegt, mitgenommen, zerstört und wieder aufgebaut! In zwei Handlungssträngen erzählt uns Eleanor Ray Amys Geschichte. Vor über 10 Jahren, wie sie und ihre beste Freundin Chantal um die Häuser ziehen, wie sie Tim kennen und lieben lernt. Wie sie schließlich beide verliert. Und dann in der Jetzt-Zeit, die mit einer Firmenfeier und dem Einzug der neuen Nachbarn beginnt. Hier wie dort spitzt sich die Lage zu, und jetzt bringt Charlie Dinge ins Rollen, gräbt Sachen und Gefühle ans Tageslicht, die viel zu lange im Dunkeln waren.
Amy war Künstlerin, hat tolle Bilder gemalt, aber einen regulären Job angenommen, um für sich und Tim finanziell zu sorgen. Sie ist so eine feinfühlige, außergewöhnliche Frau und die Welt durch ihre Augen zu sehen, ihre Gefühle hautnah miterleben zu dürfen, war so bewegend. Es hat mir auch geholfen, Menschen wie sie ein Stück weit zu verstehen. Wir erfahren in der Vergangenheit, warum manche Gegenstände der Gegenwart so eine große Bedeutung für sie haben und leiden und wachsen mit ihr mit.
Aber auch die Menschen um sie herum sind so real in ihrer Einzigartigkeit. Sei es ihre langjährige Nachbarin Rachel, die etwas zu neugierig scheint, oder Nina, die Richard liebt, aber wohl etwas Schwierigkeiten mit seinen Kindern hat. Richard selbst, der Amy richtig sieht, ihre Besonderheit erkennt und sie feinfühlig und vorsichtig unterstützt. Und natürlich Daniel und Charlie, der Amy versteht wie kein anderer und der in ihr die Heldin sieht, die sie ist!
„Morgen ist alles schön“ ist kein leichter Gute-Laune-Roman, es ist eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt, die zeigt, auch wenn es lange schlimm war, es kann immer besser werden. Wir dürfen die Vergangenheit auch ein Stück weit loslassen um im Hier und Jetzt zu leben.
Was noch dazukommt: Das Hörbuch ist gesprochen von Eva Gosciejewicz, was einer der Hauptgründe war, warum ich danach gegriffen habe. Es wäre gelogen zu sagen, ich KÖNNTE ihr stundenlang zuhören. Ich HABE ihr bereits stunden-, nein tagelang zugehört. Sie ist für mich DIE Sprecherin von Hörbüchern und macht diese ohnehin einmalige Geschichte für mich noch viel besonderer!
Und so würde ich am liebsten alles vergessen, was ich von diesem Roman weiß, und mich völlig neutral noch mal von vorne in dieses Hörbuch stürzen!
Fazit: Eine ungewöhnliche Geschichte einer besonderen Frau, tragisch, bewegend, aufbauend! Mein Highlight des Jahres!