Morgens nicht aus dem Bett kommen, einfach keinen Antrieb haben, unliebsame Dinge lieber weit von sich schieben und hoffen, dass sie sich von selbst erledigen, die Wäsche der Einfachheit halber gar nicht erst in den Schrank räumen, man nimmt sie schließlich sowieso bald wieder heraus... das alles
können natürlich einfache Beispiele für hoffnungslose Faulheit sein, aber es können auch Anzeichen…mehrMorgens nicht aus dem Bett kommen, einfach keinen Antrieb haben, unliebsame Dinge lieber weit von sich schieben und hoffen, dass sie sich von selbst erledigen, die Wäsche der Einfachheit halber gar nicht erst in den Schrank räumen, man nimmt sie schließlich sowieso bald wieder heraus... das alles können natürlich einfache Beispiele für hoffnungslose Faulheit sein, aber es können auch Anzeichen einer (sich entwickelnden) Depression sein. Entsprechend sollte man nicht unbedingt alles auf die leichte Schulter nehmen oder gar ignorieren, sondern einmal ganz tief in sich hineinhorchen, ob vielleicht etwas aus dem Rhythmus geraten ist. So geschehen bei Tobi Katze, der nicht nur ein Buch zum Thema geschrieben hat, sondern dieses auch mit Humor nimmt, denn es ist nicht alles grau und trostlos.
Psychische Probleme werden immer noch lieber totgeschwiegen als offen auf den Tisch gebracht, schließlich kann das nicht „normal“ sein, wenn man sich komisch/anders/leer fühlt. Aber was ist eigentlich normal und wer bestimmt das? Eine Frage, die häufig gestellt, aber niemals beantwortet werden kann, zumindest nicht pauschal. So viele Individuen es gibt, so viele Definitionen des Wörtchens „normal“ gibt es, und jeder sollte die Vorstellung der anderen akzeptieren, dann wäre vieles leichter.
Tobi Katze erzählt in „Morgen ist leider auch noch ein Tag“ offen über sein Leben mit der Depression, mit der er sich das ein oder andere Wortgefecht und Zwiegespräch liefert. Man sollte sich jedoch bereits im Vorfeld ein wenig mit dem Krankheitsbild auseinandergesetzt haben, sonst kann es passieren, dass man in ebenjene klischeehaften Denkweisen rutscht, die auch seine Eltern überfallen, als er von der Diagnose berichtet. Schnell ist man geneigt zu sagen, er solle sich nicht so anstellen, morgen sieht alles schon wieder ganz anders aus und ähnliche Plattitüden. Dass es sich bei der Depression allerdings nicht ausschließlich darum dreht ständig traurig zu sein, muss man erst einmal lernen, und akzeptieren.
Mit viel Humor schildert Tobi Katze diverse Erlebnisse, in denen man sich hin und wieder tatsächlich selbst wiederfindet. Manchmal ist es in der Tat erschreckend wieviele Parallelen sich auftun, was zwar nicht direkt bedeutet, dass man sich als „verrückt“ erklären muss/soll/kann, dass man sich aber einmal eingehender mit sich selbst beschäftigt, wird definitiv nicht schaden. Die Ernsthaftigkeit der Thematik wird trotz Ironie und Sarkasmus mehr als deutlich, hin und wieder muss man auch kurzzeitig mit dem Lesen aussetzen, sich ablenken, da die Stimmung droht von einem Besitz zu ergreifen, wodurch man wie in einen schwarzen Abgrund schaut.
Ob Tobi Katze tatsächlich jeden erreicht, vor allem Menschen, die felsenfest an ihrer Meinung festhalten und anderen Erklärungen keine Chance geben, sei dahingestellt, zumindest aber bringt er ein Thema auf den Plan, das bisher in einer solchen Form nicht behandelt wurde. Ganz ohne hochtrabende Fachtermini beschäftigt man sich mit einer Krankheit, die häufiger vorkommt als man glaubt.