Márton Békés, Kulturfunktionär und rechter Theoretiker, erläutert den spezifischen historisch-sozialen Hintergrund, der die Ära Orbán möglich machte, und wie es gelang, diese von einer bloßen Amtszeit zu einer regelrechten Epoche auszubauen. Geschult am italienischen Philosophen Antonio Gramsci denkt Békés die gewohnte »neurechte« Vision der kulturellen Hegemonie einmal in entgegengesetzter Richtung: Denn in Ungarn gab es keine dissidente Langzeitstrategie, die die öffentliche Meinung formte und dem Fidesz-Sieg den Boden bereitete. Es war ein rechtskonservatives Parteienbündnis, das eine…mehr
Márton Békés, Kulturfunktionär und rechter Theoretiker, erläutert den spezifischen historisch-sozialen Hintergrund, der die Ära Orbán möglich machte, und wie es gelang, diese von einer bloßen Amtszeit zu einer regelrechten Epoche auszubauen. Geschult am italienischen Philosophen Antonio Gramsci denkt Békés die gewohnte »neurechte« Vision der kulturellen Hegemonie einmal in entgegengesetzter Richtung: Denn in Ungarn gab es keine dissidente Langzeitstrategie, die die öffentliche Meinung formte und dem Fidesz-Sieg den Boden bereitete. Es war ein rechtskonservatives Parteienbündnis, das eine völlig unglaubwürdige und abgewirtschaftete Sozialdemokratie aus dem Amt jagte und im Anschluss daran ging, mit kluger Kulturpolitik und Prinzipientreue das von liberalen Winden zerstreute Volk wieder zu einem festen nationalen Block zusammenzufügen.
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Autorenporträt
Márton Békés, geboren 1983 in Szombathely (Steinamanger), ist promovierter Historiker und Politikwissenschaftler. Er arbeitet seit 2014 als Forschungsdirektor der antitotalitären Gedenkstätte 'Haus des Terrors' in Budapest, wo er zahlreiche Wechselausstellungen und Medieninstallationen organisiert hat. Außerdem wirkt er als Direktor des rechtskonservativen Thinktanks 'XXI.-Jahrhundert-Institut'. Zuvor war er verantwortlicher Redakteur für historische Formate des Privat-TV-Senders Hír Televízió. Daneben ist Békés seit 2018 Chefredakteur der politischen und kulturellen Vierteljahresschrift 'Kommentár' und publiziert sowohl regelmäßig für ungarische als auch gelegentlich für ausländische nationalkonservative Periodika ('European Conservative', '¿¿¿¿¿¿ ¿¿¿¿¿¿', 'Sezession'). Er ist verheiratet und hat einen Sohn. In den vergangenen 15 Jahren hat Békés acht eigene Bücher veröffentlicht, an drei weiteren mitgeschrieben und 15 Bände herausgegeben. Seine Schriften behandeln zahlreiche Themenfelder, so etwa 'ehrenhafte' Politik ('A becsület politikája', 2007), die Geschichte des amerikanischen Neokonservatismus ('Az amerikai neokonzervativizmus. Egy kisiklott ellenforradalom', 2008), die Revolution der Herkunft ('A hagyomány forradalma', 2009), Guerillakrieg ('Gerillaháború. A fegyveres felkelés elmélete és gyakorlata', 2017) und insbesondere die Theorie der kulturellen Hegemonie ('Kulturális hadviselés. A kulturális hatalom elmélete és gyakorlata', 2020). Seine jüngste Publikation zu letzterem Thema, 'Nemzeti blokk' (2022), liegt nun auf Deutsch vor.
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